- Published on 20.07.2010, 15:37
- Von Marc
Bislang wurde
Imatinib (Handelsname
Glivec) etwa zur Therapie bei
chronischer myeloischer Leukämie (CML) verwendet. Die kürzlich erfolgte Zulassungserweiterung des Medikaments umfaßt die
Monotherapie und die Kombination mit einer
Chemotherapie bei erwachsenen Patienten mit
Philadelphia-Chromosom-positiver ALL (
Ph+ALL). Die
Ph+ALL ist eine besonders aggressive, rasch fortschreitende Erkrankung. Standardtherapie bei
akuten Leukämien ist eine intensive
Chemotherapie. Eine dauerhafte Heilung bietet bei
Ph+ALL nur die Stammzell-
Transplantation.
Aber nicht jeder Patient sei für eine solche
Transplantation geeignet, so Privatdozent Dr. Oliver Ottmann von der Universität Frankfurt am Main: "Die Ph-positive Form der Leukämie hat jeder zweite über 60jährige ALL-Patient. Diese Patienten vertragen oft auch die
Chemotherapie schlecht."
Ottmann verglich deshalb bei 27 Patienten von 58 bis 79 Jahren die Wirksamkeit von
Imatinib mit der der Standard-
Chemotherapie. Der
Tyrosinkinase-Hemmer war sowohl verträglicher als auch erfolgreicher: In den ersten vier Wochen traten mit täglich 600 mg
Imatinib nur bei 39 Prozent der Patienten schwere unerwünschte Wirkungen wie Infektionen oder eine Lungenentzündung auf, aber bei 89 Prozent derjenigen, die eine konventionelle
Chemotherapie erhielten.
Mit der Standardtherapie erreichte zudem nur jeder zweite Patient eine komplette
Remission, bei der das
Philadelphia-Chromosom verschwindet, mit
Imatinib waren es dagegen 96 Prozent (26 Patienten). "Wir haben die Studie natürlich beendet", so Ottmann bei einer Veranstaltung des Unternehmens Novartis in Frankfurt am Main. Bei neun von elf
Chemotherapie-Patienten wurde dann mit
Imatinib doch noch eine komplette
Remission erzielt.
Noch deutlichere Erfolge erzielte eine Studie mit 30 Patienten der gleichen Altersgruppe mit einem anderen Therapieschema: Sie erhielten drei Jahre
Imatinib plus Prednison im Wechsel mit der Standard-
Chemotherapie. Damit lebten die Patienten im Mittel für 20 Monate krankheitsfrei. Ohne
Imatinib in einer historischen
Kontrollgruppe wurden nur für vier bis fünf Monate erreicht.
Quelle: Ärztezeitung 27.11.2006 Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Kontrollgruppe
In einer klinischen Studie erhalten die Teilnehmer in der „Kontrollgruppe" entweder ein Placebo (ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff) oder die Standardtherapie, die mit der neuen Therapie verglichen wird.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.