- Published on 08.10.2010, 16:15
- Von Jan Geissler
Die Rückkehr der CML ist der Hauptgrund für Therapieversagen nach Stammzelltransplantationen mit dosisreduzierter Konditionierung (sog. "Mini-
Transplantation"). Die Infusion von Spenderlymphozyten (
DLI) kann eine effektive Behandlung sein, ist aber mit schweren Graft-versus-Host-Reaktionen verbunden, wenn sie frühzeitig nach der
Transplantation angewandt werden. Das Team um Dr. Olavarria am Hammersmith Hospital, London, hat in einer Untersuchung gezeigt, dass die Anwendung von
Glivec das Auftreten von Rückällen verzögern und die Erforderlichkeit von Spenderlymphozyten nach hinten verschieben kann.
Eine dosisreduzierte Konditionierung bei Stammzelltransplantation ermöglicht die Reduktion der Belastungen der Therapie, sind jedoch mit einer höheren Rate von Graft-Versus-Host-Reaktionen und Rückfällen verbunden. Bei
myeloischen Leukämien erleben etwa 70% der Patienten nach
Transplantation mit dosisreduzierter Konditionierung einen Rückfall. Aus diesem Grund wird mit der nachfolgenden Gabe von Spenderlymphozyten der Transplantat-gegen-Leukämie-Effekt angeregt (GvL), der jedoch wiederum die gefährlichen Graft-versus-Host-Reaktionen verschärft. Eine neue Strategie könnte daher sein, nach der
Transplantation für eine begrenzte Zeit gezielte Therapien wie
Imatinib einzusetzen, um die Spenderlymphozytengabe bis zu einem Zeitpunkt herauszuzögern, zu dem diese besser vertragen würde.
Die Forschergruppe untersuchte 22 CML-Patienten, die mit dosisreduzierter Konditionierung transplantiert wurden. Bei diesen Patieten wurde mit
Imatinib an Tag 35 nach
Transplantation begonnen und für ein Jahr beibehalten.
Imatinib wurde gut vertragen und beseitigte das Rückfallrisiko in dieser Zeit. Von 21 Patienten, die für 11 Monate
Imatinib erhielten und dann stoppten, erlebten 15 einen Rückfall und erhielten Spenderlymphozyten. 10 dieser Patienten erreichten eine molekulare
Remission nach Erhalt der
Lymphozyten. Ein Patient verstarb 5 Monate nach
Transplantation an Sepsis.
Die Autoren schließen, dass an eine dosisreduzierte
Transplantation anschließende gezielte Therapie mit
Tyrosinkinase-Hemmern erlaubt, das Rückfallsverhalten der Krankheit zu verändern. Dies stelle eine neue Strategie dar, mit dem das Ergebnis bei transplantierten Patienten mit CML und anderen Leukämien verbessert werden könne.
Quelle: Publikation in "Blood", online vorveröffentlicht am 19.09.2007: Post-transplant
Imatinib as a Strategy to Postpone the Requirement for Immunotherapy in Patients undergoing Reduced Intensity Allografts for Chronic Myeloid Leukemia. Eduardo Olavarria et al, Department of Haematology, Imperial College, Hammersmith Hospital, London.
Übersetzung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit
Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.