- Published on 17.02.2014, 22:33
- Von Jan Geissler
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat mit Ibrutinib (Handelsname Imbruvica) einen den in Tablettenform eingenommenen Bruton-Tyrosinkinasehemmer (BTK) zur Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassen. Patienten können nach Versagen der Erstlinientherapie mit dem Arzneimitel behandelt werden. Bereits im November erteilte die FDA dem Arzneimittel eine Zulassung für das Mantelzelllymphom. In beiden Fällen durchlief es ein beschleunigtes Zulassungsverfahren und hat den Orphan-Drug-Status.
Ausschlaggebend für die Zulassung war eine Studie mit 48 vorbehandelten CLL-Patienten. Die Patienten hatten ihre Diagnose im Schnitt bereits vor 6,7 Jahren erhalten und bereits vier vorangegangene Therapien erhalten. Alle Studienteilnehmer erhielten eine 420 mg oral verabreichte Dosis Ibrutinib, bis die Behandlung inakzeptable Toxizität erreichte oder ein Krankheitsforschritt eintrat. Bei 58 Prozent der Patienten schrumpfte die Tumorlast daraufhin. Die Wirkung hielt 5,6 bis 24,2 Monate an. Eine Verbesserung der Überlebens-oder krankheitsbedingten Symptome wurde noch nicht nachgewiesen.
Die in der klinischen Studie am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Ibrutinib waren:
- geringe Mengen an Blutplättchen im Blut (Thrombozytopenie),
- Durchfall,
- Blutergüsse,
- eine Abnahme der Infektionen bekämpfenden weißen Blutkörperchen (Neutropenie),
- niedrige Zahl roter Blutkörperchen (Anämie),
- Infektionen der oberen Atemwege,
- Müdigkeit,
- Schmerzen in den Muskeln und Knochen,
- Hautausschlag,
- Fieber,
- Verstopfung,
- Schwellung des Gewebes (periphere Ödeme),
- Gelenkschmerzen (Arthralgie),
- Übelkeit,
- Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis),
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) und
- Schwindel.
Die Brutons Tyrosinkinase (BTK) ist Teil der Signalkaskade, die nach Aktivierung des B-Zell-Rezeptors abläuft, und spielt damit eine entscheidende Rolle bei der unkontrollierten Vermehrung von B-Lymphozyten.
Quelle: FDA vom 12.2.2014
Bruton-Tyrosinkinase
Die Bruton-Tyrosinkinase ist ein wichtiger Bestandteil des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs bei B-Zell-Lymphomen. Seine gezielte Hemmung führt zum Zelltod der Krebszelle.
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Mantelzelllymphom
Das Mantelzelllymphom ist ein malignes Lymphom und zählt zu den B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen.
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Arthralgie
Medizinischer Fachbegriff für Gelenkschmerz(en)
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Ibrutinib
Ibrutinib ist ein Bruton-Tyrosinkinasehemmer, der meist zur Therapie von Non-Hodgkin-Lymphomen eingesetzt wird. Er gehört zur Subgruppe der BTK-Inhibitoren.
Rezeptor
Bindungsstelle für Signalstoffe, Hormonrezeptor
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
FDA
Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration)
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.