Häufige Infekte im ersten Lebensjahr schützen vor Leukämie

Ab welchem Alter sollte mein Kind eine Tageseinrichtung besuchen? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Britische Forscher haben darauf eine klare Antwort: So früh wie möglich. Denn dadurch sinkt das Risiko des Kindes, später an einer Leukämie (Blutkrebs) zu erkranken.

Die Wissenschaftler um Tim Eden von der Kinderklinik der Universität Manchester untersuchten über 9000 Kinder im Alter von zwei bis 14 Jahren. Etwa 6000 von ihnen waren gesund, während 3140 an Krebs litten, in 1286 Fällen an einer Leukämie. Dabei handelt es sich um eine besondere Form des Blutkrebses (akute lymphatische Leukämie, ALL), die insbesondere im Vorschulalter auftritt. Die Mediziner interessierten sich vor allem für die Betreuung der Kinder und die Häufigkeit sozialer Kontakte während des ersten Lebensjahres.

Das Ergebnis war eindeutig: Um so früher und regelmäßiger die kleinen Studienteilnehmer mit gleichaltrigen Spielkameraden zusammen gewesen waren, um so seltener entwickelten sie eine Krebserkrankung. Bei Kindern, die bereits in den ersten drei Lebensmonaten regelmäßig (mindestens zweimal wöchentlich) in eine Kindertagesstätte gegangen waren, lag das Leukämie-Risiko nur halb so hoch wie bei Kindern, die im ersten Lebensjahr kaum Kontakte außerhalb der eigenen Familie gehabt hatten.

Die Resultate bestätigen die Hypothese, dass häufige Infekte während der ersten Lebensmonate Kinder vor einer Leukämie bewahren können. Eine "immunologische Isolation" von den Gleichaltrigen hat demnach zwar kurzfristig Vorteile, da die Kinder seltener an Infektionen erkranken, ist langfristig aber eher von Nachteil. Auch das Risiko für allergische Erkrankungen steigt, wenn das Kind in den ersten Lebensjahren vor Krankheitserregern geschützt war. 

Quelle: Onkologie.de vom 02.05.2005, veröffentlicht im BMJ am 22.04.2005