- Published on 08.10.2010, 13:08
- Von Marc
Der Vorbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zur Stammzelltransplantation bei Leukämie schlägt Wellen. Er kommt zum Schluß, daß "kein Beleg eines Nutzens
allogener Stammzelltransplantation mit nicht verwandtem Spender verglichen mit konventioneller
Chemotherapie" vorliegt. Jedoch wird ignoriert, wie differenziert die
Prognose bei
akuter Leukämie ist.
"Der Bericht hat eine ganze Reihe methodischer Mängel", sagt Professor Gerhard Ehninger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO). So werde etwa differenziert zwischen der Therapie mit
Stammzellen eines Spenders aus der Familie und der mit
Stammzellen eines Fremdspenders. "Dabei sind beides - was Aufbereitung der Zellen und Zellauswahl angeht - völlig identische Verfahren", sagt Professor Mathias Freund aus Rostock.
Das gilt auch für die Ergebnisse der Therapie: Sowohl bei
akuter lymphatischer (J Clin Oncol 22, 2004, 2816) als auch bei
akuter myeloischer Leukämie (Blood 106, 2005, 3314) ist dies belegt worden. Diese Feststellung sei internationaler Konsens, so die DGHO.
Das Problem: Es gibt keinen direkten Vergleich zwischen Fremdstammzell-
Transplantation und
Chemotherapie, weil solche Studien wegen der drückenden Überlegenheit der Stammzelltransplantation von Familienspendern über die
Chemotherapie weltweit nirgends je gemacht wurden. Bereits beendete Vergleichsstudien zwischen Familienspendern und Fremdspendern wurden gar nicht erst in die Auswertung einbezogen. Begründung im Vorbericht: Derartige Vergleiche seien "mit erheblichen methodischen Problemen behaftet".
Ähnlich wie bei den Fremdspendern argumentiert die DGHO bei der
allogenen Nabelschnur-Restblut-
Transplantation. Auch hier gebe es Studien, die die Gleichwertigkeit mit
allogenen Fremdspendertransplantationen belegten, so die DGHO (NEJM 351, 2004, 2265). Auch dies hält der Vorbericht des IQWiG aus methodischen Gründen für nicht ausreichend.
Kritik entzündet sich auch daran, daß der IQWiG-Bericht nicht zwischen unterschiedlichen Formen der
akuten Leukämie mit unterschiedlicher
Prognose unterscheidet. Das ist insofern relevant, als das IQWiG die Entscheidung darüber, ob Fallserien als legitime Studien berücksichtigt werden oder nicht, von der
Prognose abhängig macht. Bei therapierefraktärer Erkrankung mit infauster
Prognose werden Fallserien zugelassen. Bei anderen, ebenfalls infausten Formen der
akuten Leukämie, die sich an molekularen und zytogenetischen Markern festmachen lassen, jedoch nicht.
Das IQWiG hat auf die massive Kritik mittlerweile reagiert und darauf hingewiesen, daß die IQWiG-Methodik eine Expertenanhörung vorsehe, die zu Modifikationen des Vorberichts führen könne.
Infos zum IQWiG-Vorbericht finden Sie im Internet unter www.iqwig.de/index.408.html sowie unter www.dgho.de
Quelle: Ärzte Zeitung vom 28.08.2006 Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
MDS
Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) bildet eine grosse Gruppe erworbener klonaler Knochenmarkskrankheiten, die durch ein zunehmendes Versagen der Knochenmarksfunktion gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zur aplastischen Anämie ist das Knochenmark zellreich. Da jedoch die Blutbildung (Hämatopoese) ineffektiv ist, kommt es zur peripheren Panzytopenie.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.