- Published on 08.10.2010, 17:01
- Von Jan Geissler
Obwohl
Imatinib in der
chronischen Phase der CML eine effektive Therapie ist, ist in der
akzelerierten Phase und der
Blastenkrise sowie bei ALL ein Rückfall häufig. Bei diesen Patienten könnte daher eine
allogene Stammzelltransplantation aber auch nach Erreichen einer
Remission durch
Imatinib angezeigt sein, so dass sich die Frage stellt, ob eine
Imatinib-Vortherapie ein Risiko für eine nachfolgende
Transplantation darstellt. Eine
retrospektive Studie ergab, dass es keine negativen Effekte gibt.
Im Fachmagazin "Hematologica" vom 25. Juli 2006 wurde von 37 Patienten am Hammersmith Hospital in England berichtet, die
Glivec vor einer Stammzelltransplantation erhalten hatten. Die Studie zeigte keinen negativen Effekt von
Imatinib. Die 100-Tage-Sterblichkeitsrate lag wie bei nicht mit
Imatinib vortherapierten Patienten bei 13%, der Anteil der
akuten GvHDs bei 22% und der Anteil der starken chronischen GvHDs bei 31%. Das 203-Tage-Überleben lag bei 62% und das progressionsfreie Überleben bei 54%.
Eine von verschiedensten Ärzten aus den USA, Deutschland, Österreich, England und der Schweiz durchgeführte
retrospektive Studie hat sich mit den Daten von 70 Patienten mit CML und 21 Patienten mit
Ph+ALL auseinandergesetzt, die
Imatinib vor einer
Transplantation erhalten hatten. Die Analyse verglich insbesondere Faktoren wie Anwachsen der Zellen (Engraftment), Graft-Versus-Host-Krankheit, Rückfälle und nicht-rückfallbedingte Sterblichkeit mit den Langfristerfahrungen aus der
EBMT-Datenbank. Nach 24 Monaten lag die transplantationsbedingte Sterblichkeit bei 44% und die rückfallsbedingte Sterblichkeit bei 24%. Faktoren, die die Sterblichkeit erhöhte, waren das Stadium der Krankheit zum Zeitpunkt der
Transplantation und die Kombination weiblicher Spender männlicher Empfänger. Keine unüblichen Organschäden konnten festgestellt werden. Die Autoren fassen zusammen, dass die heterogene und relativ kleine Patientengruppe Grenzen an die Interpretation stelle, es aber keinen Anlass für die Vermutung negativer Effekte von
Imatinib auf den Erfolg einer Stammzelltransplantation gebe. Man könne daraus schließen, dass
Imatinib vor einer
SZT sicher sei.
Quellen:
Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr
allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
GVHD
Andere Bezeichnungen: Graft-versus-Host-Disease; Bedeutung: Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
SZT
Stammzelltransplantation
European Society for Blood and Marrow Transplantat
Europäische medizinische Fachgesellschaft mit Sitz in Leiden, die sich mit der hämatopoetischen Stammzelltransplantation mittels peripherem Blut, Knochenmark oder Nabelschnurblut befasst.
Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.