- Published on 29.09.2010, 15:53
- Von Heide
Das blutbildende System des Menschen hat eine enorme Leistungs- und Regenerationsfähigkeit. Über 3 Millionen Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) werden pro Sekunde vom
Knochenmark produziert und in das Kreislaufsystem abgegeben. Aufrechterhalten wird das System von blutbildenden
Stammzellen, die überwiegend im
Knochenmark zu finden sind. In einem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Projekt erforscht die Arbeitsgruppe von Dr. O. Christ an der Medizinischen Klinik III der Universität München (Direktor Prof. Dr. W. Hiddemann) eine neue Methode, mit der die Eigenschaften der blutbildenden
Stammzellen genauer als bisher untersucht werden können.
In der klinischen Medizin spielen diese blutbildenden (
hämatopoetischen)
Stammzellen seit langem eine wichtige Rolle. Bei der Behandlung von Leukämien wird nach einer intensiven
Chemotherapie das kranke blutbildende System durch
Stammzellen, die aus dem Blut oder
Knochenmark eines Spenders gewonnen wurden, ersetzt. Dass Leukämien überhaupt entstehen können, liegt wahrscheinlich an einer gestörten Funktion und damit einem unkontrollierten Wachstum der
Stammzellen oder ihrer direkten Nachkommen, der Vorläuferzellen. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass
hämatopoetische Stammzellen unter bestimmten Umständen zur Regeneration anderer Gewebe (z.B.
Leber, Herzmuskel) beitragen können.
Eine Eigenschaft der
hämatopoetischen Stammzellen ist ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber
Zytostatika, also Medikamenten, die in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Diese Fähigkeit beruht auf Enzymen, die
Zytostatika entweder innerhalb der Zelle neutralisieren oder rasch aus der Zelle "herauspumpen". Eines dieser Enzyme, die Aldehyddehydrogenase (ALDH), kann mit einem neuen Verfahren schnell und einfach nachgewiesen werden. Die Forschergruppe um Privatdozent Dr. Christian Buske und Dr. Oliver Christ an der Universität München (Klinikum Großhadern / GSF) wird das Verfahren in einem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Forschungsprojekt nun einsetzen, um
hämatopoetische Stammzellen genauer zu charakterisieren. Die Wissenschaftler haben bereits Hinweise darauf gefunden, dass sich
Stammzellen und die von ihnen abstammenden Vorläuferzellen wesentlich in ihrer Enzym- (ALDH-) Aktivität unterscheiden. Die Weiterentwicklung der Methode würde es in der Zukunft ermöglichen,
Stammzellen für experimentelle, aber auch für klinische Zwecke in höherer Reinheit zu isolieren. Außerdem wird vermutet, dass Leukämiezellen eine große Menge ALDH enthalten. Diese Eigenschaft würde es erlauben, auch sehr kleine Mengen von Leukämiezellen in Blut- oder Knochenmarkproben von Patienten nachzuweisen und so den Behandlungserfolg oder auch einen Rückfall schnell zu erkennen.
Weitere Informationen:Dr. Oliver Christ, Klinikum der Universität München (Großhadern),
Medizinische Klinik III, Marchioninistr. 15, 81377 München,
Tel. 089 7095 0, e-mail
.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 190.000€. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist. Weitere Informationen:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.de Quelle: idw-Mitteilung vom 11.12.2006
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Leber
Die Leber (griech. Hepar) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Zu den wichtigsten Funktionen gehören die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe wie z. B. Gerinnungsfaktoren, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung von Medikamenten verantwortlich.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.