Genauere Meßmethode für die Charakterisierung von Stammzellen erforscht

Das blutbildende System des Menschen hat eine enorme Leistungs- und Regenerationsfähigkeit. Über 3 Millionen Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) werden pro Sekunde vom Knochenmark produziert und in das Kreislaufsystem abgegeben. Aufrechterhalten wird das System von blutbildenden Stammzellen, die überwiegend im Knochenmark zu finden sind. In einem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Projekt erforscht die Arbeitsgruppe von Dr. O. Christ an der Medizinischen Klinik III der Universität München (Direktor Prof. Dr. W. Hiddemann) eine neue Methode, mit der die Eigenschaften der blutbildenden Stammzellen genauer als bisher untersucht werden können.

In der klinischen Medizin spielen diese blutbildenden (hämatopoetischen) Stammzellen seit langem eine wichtige Rolle. Bei der Behandlung von Leukämien wird nach einer intensiven Chemotherapie das kranke blutbildende System durch Stammzellen, die aus dem Blut oder Knochenmark eines Spenders gewonnen wurden, ersetzt. Dass Leukämien überhaupt entstehen können, liegt wahrscheinlich an einer gestörten Funktion und damit einem unkontrollierten Wachstum der Stammzellen oder ihrer direkten Nachkommen, der Vorläuferzellen. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass hämatopoetische Stammzellen unter bestimmten Umständen zur Regeneration anderer Gewebe (z.B. Leber, Herzmuskel) beitragen können. 

Eine Eigenschaft der hämatopoetischen Stammzellen ist ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Zytostatika, also Medikamenten, die in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Diese Fähigkeit beruht auf Enzymen, die Zytostatika entweder innerhalb der Zelle neutralisieren oder rasch aus der Zelle "herauspumpen". Eines dieser Enzyme, die Aldehyddehydrogenase (ALDH), kann mit einem neuen Verfahren schnell und einfach nachgewiesen werden. Die Forschergruppe um Privatdozent Dr. Christian Buske und Dr. Oliver Christ an der Universität München (Klinikum Großhadern / GSF) wird das Verfahren in einem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Forschungsprojekt nun einsetzen, um hämatopoetische Stammzellen genauer zu charakterisieren. Die Wissenschaftler haben bereits Hinweise darauf gefunden, dass sich Stammzellen und die von ihnen abstammenden Vorläuferzellen wesentlich in ihrer Enzym- (ALDH-) Aktivität unterscheiden. Die Weiterentwicklung der Methode würde es in der Zukunft ermöglichen, Stammzellen für experimentelle, aber auch für klinische Zwecke in höherer Reinheit zu isolieren. Außerdem wird vermutet, dass Leukämiezellen eine große Menge ALDH enthalten. Diese Eigenschaft würde es erlauben, auch sehr kleine Mengen von Leukämiezellen in Blut- oder Knochenmarkproben von Patienten nachzuweisen und so den Behandlungserfolg oder auch einen Rückfall schnell zu erkennen. 

Weitere Informationen:
Dr. Oliver Christ, Klinikum der Universität München (Großhadern), 
Medizinische Klinik III, Marchioninistr. 15, 81377 München, 
Tel. 089 7095 0, e-mail 

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 190.000€. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist. Weitere Informationen: http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Quelle: idw-Mitteilung vom 11.12.2006