24. John-Goldman-Konferenz Chronische Myeloische Leukämie - Biologie und Therapie: ein Bericht von Cornelia Borowczak

Goldman

Vom 21.-23. Oktober 2022 folgten Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen, deren Schwerpunkt die chronische myeloische Leukämie (CML) ist, der Einladung der European School of Haematology (ESH) und tauschten sich im französischen Mandelieu-La Napoule über die Neuigkeiten in der Erforschung und der Therapie dieser bösartigen Blutkrebserkrankung aus. Das umfangreiche Programm beinhaltete in diesem Jahr unzählige Vorträge, aber auch Workshops und Poster-Ausstellungen. Die Referent:innen präsentierten neue, oft unveröffentlichte Daten, die sich zum einen auf die Biologie der CML beziehen (einschließlich der Entstehung von BCR-ABL1, der Signaltransduktion, den Grundlagen des Krankheitsverlaufs, der Wirkung von Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) und die Mechanismen, die der Resistenz gegen TKIs zugrunde liegen) und zum anderen Aspekte der Behandlung (einschließlich der Vorhersage und Definition des Ansprechens, der Kombination von Medikamenten, der modernen Diagnostik und molekularen Überwachung, der gezielten Bekämpfung verbliebener Stammzellen, Ansätze zur Heilung und der behandlungsfreien Remission (TFR). Ein wichtiger Teil der Veranstaltung war auch die Ehrung von Personen, die sich durch ihr herausragendes Engagement auf dem Gebiet der CML verdient gemacht haben.

Es folgt ein Bericht von Cornelia Borowczak. 

Zum ersten Mal wurde fünf Vertreter:innen des internationalen CML Advocates Netzwerkes die Teilnahme am Kongress ermöglicht. Die Delegierten kamen aus Spanien, Deutschland, Dänemark, den USA und Armenien und sie hatten die Möglichkeiten, an allen Vorträgen des Kongresses teilzunehmen. 

Der Kongress wurde von Prof. Jorge Cortes (Universität Augusta, USA) eröffnet. Er gab einen spannenden Ausblick auf die Konferenz, während der viele wichtige Themen diskutiert werden sollten. Die Teilnehmer:innen würde ein Programm mit aktuellen Informationen zur Rolle und Biologie von Stammzellen, zu Mechanismen der Therapieresistenz, Daten aus klinischen Studien und vieles andere mehr erwarten. Im Anschluss daran gab Prof. Timothy Hughes (Adelaide, Australien) einen Überblick über die vergangen, laufenden und bevorstehenden Projekte der internationalen CML Foundation (iCMLf). Die Stiftung war 2009 von einer Gruppe von Hämatologen mit dem Ziel gegründet worden, die Behandlung für Patient:inmen mit CML weltweit zu verbessern. Mit besonderem Stolz wies Tim Hughes darauf hin, dass in diesem Jahr eine Subanalyse der iCMLf-COVID-19- und CML-CANDID-Daten im Rahmen eines Poster-Walks auf der Konferenz präsentiert werden sollen. Detaillierte Informationen über die Arbeit der iCMLf konnte man während der Konferenz am Stand der Stiftung bekommen. Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda sei die Teilnahme aller am traditionellen Spendenlauf am frühen Sonntagmorgen, mit dem Gelder für die wichtige Arbeit der Stiftung generiert werden. 

Höhepunkte der dreitägigen Konferenz waren Vorträge von besonders hervorzuhebenden Referent:innen wie Prof. Carlo Maley (Tempe, USA), PhD Jyoti Nangalia (Cambridge, Vereinigtes Königreich), MD Toni Ribas (Los Angeles, USA) und Prof. Andreas Trumpp (Heidelberg, Deutschland). Zu Ehren des im vergangenen Dezember verstorbenen Prof. Michele Baccarani (Bologna, Italien), einem führenden Experten in der CML-Forschung, -Aufklärung und -Patientenversorgung, wurde in einem Sonder-Symposium über gemeinsame Forschung im Bereich CML gesprochen. Es gab es Beiträge von Prof. Rüdiger Hehlmann (Mannheim, Deutschland), Prof. Fausto Castagnetti (Bologna, Italien), Prof. Simona Soverini (Bologna, Italien), Prof. Susan Branford (Adelaide, Australien), Prof. François-Xavier Mahon (Bordeaux, Frankreich) und MD Ehab Attalah (Milwaukee, USA). Für nicht-klinische Wissenschaftler:innen wurden während der Konferenz zwei Workshops zu unterschiedlichen Themen angeboten. Weitere Höhepunkte des Meetings waren die Debatten zum Thema „Ist Ponatinib immer noch das Mittel der Wahl für die Drittlinien-Therapie?“ mit den Sprecher:innen Prof. Jorge Cortes (Augusta, USA) und Prof. Delphine Réa (Paris,Frankreich) und „Was ist für das Persistieren von CML am wichtigsten? Sind es extrinsische oder intrinsische Faktoren?“ mit den Experten Prof. Daniela Krause (Frankfurt, Deutschland) und Priv.-Doz. Dr. Mirle Schemionek-Reinders (Aachen, Deutschland). „Meet the Expert“ hieß es zu Themen wie „Die Biologie der Leukämie verstehen / Praktische Auswirkungen von Kombinationsmethoden bei Leukämie“, „Die Biologie der leukämischen Stammzelle“, „Neue Ansätze in der Arzneimittelentwicklung bei Krebs“, „Behandlung von CML im fortgeschrittenen Stadium“, „Herausforderung für die TFR“ und „Management von TKI-Nebenwirkungen“.

Nachdem die John Goldman Konferenz in den vergangenen beiden Jahren nur virtuell durchgeführt werden konnte, freute man sich besonders, die Gewinne der jährlich ausgeschrieben Preise wieder persönlich übergeben zu können. Überreicht wurden folgende Preise:

  • Janet Rowley Prize an Prof. Oliver Hantschel, Marburg, Deutschland
  • John Goldman Prize an Prof. Andreas Hochhaus, Jena, Deutschland
  • iCMLf Prize an Jan Geissler, Munich, Deutschland, und Giora Sharf, Netanya, Israel.

Die Vergabe des iCMLf-Preises an unsere langjährigen Patientenvertreter Jan Geissler und Giora Sharf, zwei der Gründer des CML Advocates Netzwerkes, war für die anwesenden Patientenvertreter:innen ein ganz besonderer Höhepunkt und die Übergabe des Preises durch Prof. Andreas Hochhaus für die beiden Gewinner eine besondere Ehre. 

Durch die Teilnahme von Patientenvertreter:innen auf dieser international hoch angesehen Konferenz hat sich ein weiteres Mal gezeigt, dass – anders als früher – Patient:innen und ihre Fürsprecher:innen auf medizinischen Fachkongressen die Teilnahme gewährt wird und ihre Beiträge immer häufiger in das wissenschaftliche Programm aufgenommen werden.