- Published on 16.11.2010, 11:43
- Von Jan Geissler
Vom 24.-26. September 2010 fanden sich auf der ESH-
iCMLf Konferenz über
chronisch myeloische Leukämie (CML) über 400 CML-Experten aus aller Welt in Washington, D.C., in den USA ein. Die Referenten und das Publikum diskutierten über die biologischen Mechanismen der Krankheit und ihrer Behandlung und ebenfalls über Neuigkeiten aus
klinischen Studien mit Therapien der 3. Generation.
Ich hatte das Vergnü
gen, an dieser Konferenz teilzunehmen. Zusätzlich war ich vor Ort, um die Entwicklung eines Weiterbildungsprogrammes zu unterstützen, das die International CML Foundation (
iCMLf) im Rahmen der Konferenz der American Society of Hematology (
ASH) im Dezember vorstellen wird, um CML-Experten in Schwellenländern zu unterstützen.
In den ersten beiden Tagen des Programms der ESH-
iCMLf ging es um Stammzellbiologie, das Abzielen auf
Stammzellen, mathematische Modellierung, Kinasewirkungen und Genominstabilität, immunologische Aspekte von CML,
Resistenz einschließlich
TKI-
Mutationen, Mechanismen hinter einer
Progression in die fortgeschrittene Phase, Diagnosetests und prognostische Marker. Am dritten Tag lag der Schwerpunkt auf den klinischen Aspekten der Therapie von CML, einschließlich neuer Medikamente bei der Entwicklung und derzeitigen klinischen Kontroversen bei der Behandlung von CML.
Das vollständige Programm ist online unter
http://www.esh.org/agenda10/cml/cmlprog.html zu finden.
Da ich kein Arzt und auch kein Biologe bin, sondern lediglich ein recht gut informierter Patient, muss ich zugeben, dass ich im Laufe der ersten beiden Tage Schwierigkeiten hatte, einigen der sehr wissenschaftlichen Präsentationen über Biologie, Genomik und Signalwegen zu folgen. Ich sehe mich zwar als einen gebildeten Patientenvertreter, der schon mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umgehen kann, aber viele der Präsentation waren dann doch zu harter Tobak für mich (es war allerdings aufbauend, dass mir einige CML-Experten verrieten, dass es für sie ebenfalls eine Herausforderung war).
Ich war jedoch sehr beeindruckt von der Intensität der Forschung, die darauf ausgelegt ist, wie leukämische
Stammzellen trotz der derzeitigen
TKI-Behandlung überleben, und welche Mechanismen verwendet werden könnten, um schlafende
Stammzellen zu aktivieren und die verbleibende Leukämie zu beseitigen, wie das Rückfallrisiko bei Patienten, die die Behandlung unterbrechen, vorhergesagt werden könnte, welche Rolle die Immunantwort beim Kampf gegen CML spielt, wie die Verwandlung der Krankheit in fortgeschrittene Phasen funktioniert, und welche unterschiedlichen Wege verwendet werden könnten, um mutierte
Klone und
resistente Stammzellen zu bekämpfen.
Durch die Präsentationen wurde meine Hoffnung bestärkt, dass zusätzlich zu dem Fortschritt bei
klinischen Studien mit
TKIs erster, zweiter und dritter Generation, in den Laboren sehr viel wichtige Arbeit geleistet wird. Es besteht Hoffnung, dass uns dies schließlich dabei helfen wird, CML vollständig zu besiegen. Angesichts der Tatsache, dass
ASH-Präsentationen sich normalerweise mehr auf die (wichtigste) grüne Seite des CML-Baums (= Fortschritt bei klinischen Studien bei heutigen Patienten) konzentrieren, ging es bei den Sitzungen dieser Konferenz hauptsächlich darum, CML direkt bei den Wurzeln zu packen. Meine Wünsche und Hoffnungen liegen bei all diesen engagierten Forschern, die alle in den Laboren arbeiten, auf dass ihre Arbeit sich ebenfalls rasch in Fortschritt am Patientenbett umwandeln möge. Wir benötigen wirklich dringend ein Heilmittel gegen CML, ebenso wie aus finanzieller Sicht auch unsere Gesundheitssysteme.
Am dritten Tag hielt die Konferenz jedoch einen wahren Höhepunkt für mich bereit. Der Schwerpunkt lag an diesem Tag auf Studienergebnissen und innovativen Studienansätzen bei der Handhabung von CML-
Resistenz und CML-Resterkrankung. Es ging um die neuesten Ergebnisse aus den Studien mit
Bosutinib (vormals SKI-606), Omacetaxin, SMO-Inhibitoren,
Ponatinib (AP24534), DCC 2036, Danusertib (vormals PHA-739358), XL-228, den neuen
Erstlinientherapien, die Rolle (oder Rückkehr) von
Interferon alpha, und die prognostische Wichtigkeit von kompletter molekularer
Remission.
Leider gelang es mir nicht, während der meisten Präsentationen schnell genug mitzuschreiben. Ich möchte jedoch drei Punkte hervorheben, die für mich am überraschendsten waren.
Zuerst die Ergebnisse von
Ponatinib (Ariad), vorgestellt von Jorge Cortes: Wie wir alle wissen, ist die Überlebenschance bei denjenigen Patienten, die die
T315I-
Mutation entwickeln, heutzutage immer noch recht schlecht, da alle
TKIs der ersten und zweiten Generation nicht anschlagen. Glücklicherweise entwickelt lediglich ein geringer Anteil der Patienten, ca. 2 % aller neu diagnostizierten Patienten (geschätzt 15 % mit
T315I der 15 % der Patienten, die eine
Resistenz entwickeln), die
T315I-
Mutation. Wenn dies jedoch geschieht, gibt es nach der Stammzelltransplantation nicht mehr viele Behandlungsmöglichkeiten, wenn überhaupt.
Ponatinib als ein
oral verabreichtes Medikament, das einmal täglich eingenommen wird, scheint sich zu einem aufregenden Kandidaten zu entwickeln: Es zielt auf eine Anzahl an Tyrosin-Kinasen ab - nicht nur
BCR-ABL, sondern auch VEGF-, FGF- und PDGF-Rezeptoren, c-KIT und SRC-Kinase. Gemäß den ersten Ergebnissen der
Phase I Studien, die bei der ESH-
iCMLf Konferenz vorgestellt wurden, scheint das Medikament gut verträglich zu sein. Die Nebenwirkungen jeden Grades sind
Thrombozytopenie,
Anämie, erhöhte Lipasewerte, Übelkeit, Ausschlag,
Arthralgie, Müdigkeit und
Pankreatitis bei weniger als einem Viertel der Patienten. Lediglich 5 von 57 Patienten mussten die Medikamentendosis aufgrund von Ausschlag und Nebenwirkungen in der Bauchspeicheldrüse reduzieren. Am interessantesten ist die Tatsache, dass von diesen 9 Patienten (von 38), die die T315I-
Mutation aufwiesen, 6 Patienten ein weitgehendes zytogenetisches Ansprechen, 5 Patienten ein vollständiges zytogenetisches Ansprechen und 4 Patienten sogar ein gutes molekulares Ansprechen erfuhren. Man darf ebenfalls nicht vergessen, dass die Patienten, die an dieser
Phase I Studie teilnahmen, bereits im Vorfeld stark behandelt wurden, sodass die Ergebnisse in den früheren Stufen der Krankheit sogar noch vielversprechender sein sollten.
Phase II Studien wurden im September 2010 in den USA eingeleitet - und europäische Studien sind ebenfalls in Kürze geplant.
Die ersten Zwischenergebnisse einer
Phase I Studie mit DCC-2036 (von Deciphera) wurden ebenfalls vorgestellt. Dies ist ein weiteres
oral einzunehmendes Medikament, das gegen
T315I wirksam ist, das seine Wirksamkeit auch gegen Gatekeeper, P-Loop- und A-Loop-Mutanten aufrechterhält, und welches ebenfalls vielversprechend scheint hinsichtlich dem ersten Ansprechen und der Verträglichkeit.
In einer weiteren Präsentation von Jorge Cortes ging es um die Probleme bei den neuen Erstlinienbehandlungen mit
Nilotinib und
Dasatinib, was die Fragen aufwarf, ob es gerechtfertigt ist, mit den teureren Medikamenten der zweiten Generation zu beginnen, und ob diese erwartungsgemäß bessere Ergebnisse im Vergleich zu
Imatinib, gefolgt von
Dasatinib/
Nilotinib nur in dem Falle, wenn
Imatinib nicht anschlägt, erzielen. Die Meinungen scheinen immer noch weit auseinander zu gehen: Im Vergleich zu 12 Jahren Erfahrung mit
Imatinib sind keine neuen überraschenden Langzeitnebenwirkungen von
Dasatinib und
Nilotinib in den 6-7 Jahren Erfahrung seit dem Beginn der
Phase I Studien beobachtet worden, was bekräftigt, dass alle diese Medikamente als gleichermaßen sicher erachtet werden könnten. Jedoch ist jeder klinische Langzeitvorteil von "Vorbeugen gegenüber Behandeln des Nichtanschlagens von
Imatinib" weiterhin unklar. Behandlungskosten sind selbstverständlich weiter ein Thema, wobei sowohl
Dasatinib als auch
Nilotinib zum heutigen Zeitpunkt im Wesentlichen zweimal so teuer sind wie
Imatinib - und besonders wenn man das Ablaufen des Patents auf
Imatinib im Jahr 2016 mit Vorfreude erwartet. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Behörden klare Antworten auf die Fragen liefern, was die sehr teure Erstlinienbehandlung rechtfertigt, wie mehrere Sprecher, wie Steve O'Brien und Charles Schiffer, anmerkten.
Ein weiterer Höhepunkt war die Präsentation von Andreas Hochhaus mit dem Titel "Sollte
IFN zurückkommen?". Er verwies darauf, dass eine Anzahl an Studien gezeigt hat, dass
Interferon nicht nur T-
Lymphozyten gegen CML-Zellen aktiviert, sondern sogar schlafende CML-
Stammzellen aktivieren kann und diese empfindlich gegenüber
TKI macht.
Chronische Stimulation der
Stammzellen durch
Interferon könnte zu ihrer Auslöschung führen. Eine kleinere deutsche Studie mit 20 Patienten hat ebenfalls gezeigt, dass, anders als bei den STIM-Studien, stabile
Remission auf
Erhaltungstherapie mit
Interferon nach dem Absetzen von
Imatinib nur zu einer Rückfallrate von 25 % führte, wobei alle rückfälligen Patienten anschließend auf
Imatinib ansprachen. Weitere Forschungen, z. B. die erwartete deutsche, zweiarmige CML Studie V, sollen mehr Klarheit bringen. Sie wird die
Monotherapie mit
Nilotinib, gefolgt von einem Abbruch der Therapie bei Erreichen molekularer
Remission und Aufrechterhalten für mindestens 12 Monate, mit
Nilotinib+
Interferon, gefolgt von einer
IFN-
Monotherapie bei geringer Dosis nach mehr als 18 Monaten guter molekularer
Remission, gefolgt von einer Beendigung aller Therapien, wenn ein Minimum von 12 Monaten vollständiger molekularer
Remission erreicht ist, vergleichen.
Kurzum, dies waren nach meinem Empfinden die Haupt-Höhepunkte der ESH-
iCMLf 2010 - was natürlich eine sehr subjektive Auswahl ist und auf keinen Fall eine faire Darstellung der gesamten großartigen Arbeit ist, die von allen CML-Experten aus aller Welt vorgestellt wurde. Es wurden noch viel mehr eindrucksvolle Forschungen vorgestellt, von denen ich einfach keine Notizen vorliegen habe oder an die ich mich aufgrund meines Jetlags nicht mehr ordentlich erinnern kann - oder bei denen ich aufgrund meiner mangelnden medizinischen Ausbildung die stark biologischen Mechanismen nicht nachvollziehen konnte.
Meiner Meinung nach hat es sich sehr gelohnt, diese Konferenz zu besuchen, was mir Hoffnung gegeben hat, dass es auf beiden Seiten der CML viel Eigendynamik gibt: die grundlegende Forschung im Labor auf dem Weg zur Heilung, und die klinische Auswertung neuer Therapien gegen multi-
resistente CML und
minimale Resterkrankung bei heutigen Patienten.
Ich freue mich auf die
ASH-Konferenz in Orlando im Dezember 2010 und darauf, mehr ermutigende Ergebnisse von Studien von den verschiedenen Forschungsnetzwerken zu sehen. Ich befürchte, ich werde von Orlando genauso wenig sehen wie von Washington D.C.: Für den Tourismus bleibt halt einfach keine Zeit, wenn man wirklich Zeuge großartiger Forschung auf dem Weg zu einem Heilmittel gegen CML sein möchte.
Kontakt
CML Advocates Networkhttp://www.cmladvocates.net
Leukämie-Online e.V. (Deutschland)
http://www.leukaemie-online.de
Jan Geissler
Minimale Resterkrankung
Eine Art von tiefer Remission bei CML, bei der BCR-ABL dennoch mittels PCR nachweisbar ist
CML Advocates Network
Weltweites Netwerk von CML-Patientengruppen. Mehr als 80 Patientengruppen in über 60 Ländern gehören dem Netzwerk an. Leukämie-Online ist eines der Gründungsmitglieder und ist Betreiber der Plattform. http://www.cmladvocates.net
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Pankreatitis
Pankreas (von griech. pánkreas) ist die Bauchspeicheldrüse, Pankreatitis eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Arthralgie
Medizinischer Fachbegriff für Gelenkschmerz(en)
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Ponatinib
Ponatinib (Entwicklungsname AP24534, Handelsname Iclusig), ein Tyrosinkinaseinhibitor der dritten Generation
Bosutinib
Bosutinib (Entwicklungsname SKI-606, Handelsname Bosulif), ein Tyrosinkinaseinhibitor der zweiten Generation.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Rezeptor
Bindungsstelle für Signalstoffe, Hormonrezeptor
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Lipase
Eine Lipase ist ein Enzym, das Fett in deren Bestandteile zerlegt.
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
iCMLf
Die iCMLf ist eine gemeinnützige Stiftung, die im Jahr 2009 von einer Gruppe von Hämatologen mit Interesse an der Chronischen Myeloischen Leukämie (CML) gegründet wurde. Die Mission der iCMLf ist es, Outcomes für Patienten mit CML weltweit zu verbessern.
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Minimale Resterkrankung
Eine Art von tiefer Remission bei CML, bei der BCR-ABL dennoch mittels PCR nachweisbar ist
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.