- Published on 28.03.2013, 16:11
- Von Marc
T-Zellen, die im Labor mit gentechnischer Hilfe für den Angriff auf B-Zellen getrimmt werden, können Patienten im Rezidiv einer akuten lymphoblastischen Leukämie die Chance auf eine lebensrettende Stammzelltherapie eröffnen. Nachdem ein US-Team im letzten Jahr über erste Erfolge bei Kindern berichtet hatte, zeigt ein zweites Team jetzt in Science Translational Medicine (2013; 5: 177ra38), dass die Therapie auch bei Erwachsenen Wirkung zeigt: Von fünf Patienten haben drei nach einer anschließender Stammzelltherapie eine anhaltende Remission erzielt.
Alle fünf Patienten befanden sich nach einer Chemotherapie im Rezidiv einer akuten lymphoblastischen B-Zell-Leukämie (B-ALL) und damit in einer prognostisch sehr schwierigen Situation, berichtet das Team um Renier Brentjens und Michel Sadelain vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York.
Ihre einzige Überlebenschance besteht in dieser Situation in einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltherapie, für die allerdings eine zweite Remission erforderlich ist. Die Aussichten, dieses Ziel durch eine erneute Chemotherapie zu erzielen, wurde bei den Patienten als gering eingestuft, weswegen die US-Forscher ihnen eine neue experimentelle Therapie vorschlugen.
ie besteht aus der Entnahme von T-Zellen, die bei B-Zell-Leukämien nicht vom Tumor befallen sind. Die T-Zellen werden dann im Labor mit einer Gentransfer-Technik mit einem sogenannten chimerischen Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet, den sie von Natur aus nicht besitzen. Für die Behandlung von B-Zell-Leukämien wurde ein CD19-spezifischer CAR ausgewählt, da CD19 der Marker aller B-Zellen des Körpers ist.
Nach der Re-Infusion vermehrten sich die genetisch modifizierten T-Zellen im Blut des Patienten. Sie induzierten eine heftige Immunreaktion, die gezielt gegen B-Zellen gerichtet war und sich als äußerst effizient erwies. Dabei wurden zwar auch die gesunden B-Zellen vernichtet. Der damit verbundene Ausfall der Antikörperproduktion ist jedoch ein kalkuliertes Risiko – B-Zellen nicht unmittelbar überlebenswichtig – zumal die CD19-zielgerichete T-Zelltherapie nicht das Ende der Therapie ist. Sie soll den Patienten, wie erwähnt, nur die Chance für eine rettende Stammzelltherapie eröffnen, mit der die Patienten auch neue B-Zellen erhalten.
Die Therapie hat laut Brentjens und Sadelain bei allen Patienten angeschlagen. Alle fünf Patienten erzielten eine molekulare Remission, will heißen: Die Tumorzellen wurden komplett vernichtet. Selbst mit der Polymerasekettenreaktion waren keine Gene von B-Zellen mehr im Körper nachweisbar. Damit bestanden aus hämatologischen Gründen gute Chancen für eine anschließende Stammzelltherapie.
Der Angriff auf die Krebszellen war allerdings mit erheblichen Komplikationen verbunden. In Abhängigkeit der Tumorlast kommt es zu einem Zytokinsturm, der den Einsatz einer hochdosierten 2lymphotoxischen“ Steroidgabe erforderlich machen kann. Dies wiederum mindert die Aktivität der CAR-modifizierten T-Zellen, und einer von fünf Patienten erfüllte am Ende doch nicht die Voraussetzungen für eine Stammzelltherapie. Bei den anderen vier Patienten wurde ein Behandlungsversuch unternommen.
Drei erzielten daraufhin komplette Remissionen, die laut Pressemitteilung mittlerweile über 5 bis 24 Monate andauern. Ob die Patienten tatsächlich von ihrer Leukämie geheilt sind, ist derzeit noch nicht sicher. Da die Überlebenszeiten einer rezidivierten B-Zell-Leukämie bei Erwachsenen in der Regel auf wenige Monate beschränkt ist, könnte die gegen CD19 gerichtete Therapie mit CAR-modifizierten T-Zellen ein vielversprechender neuer Ansatz bei der akuten B-Zell-Leukämie im Erwachsenenalter sein. Der genaue Stellenwert wird sich allerdings erst in den anschließenden randomisierten Studien zeigen.
Die akute lymphatische Leukämie ist im Erwachsenenalter relativ selten. In Deutschland sollen jedes Jahr etwa 500 Patienten erkranken. Die Heilungsrate liegt im Erwachsenenalter derzeit bei etwa 40 Prozent, während pädiatrische Patienten zu 80 bis 90 Prozent mit bisherigen Therapien geheilt werden können.
Ein weiteres US-Team von der Perelman School of Medicine in Philadelphia hatte im letzten Jahr über die erfolgreiche Behandlung von zwei Kindern im Rezidiv einer akuten lymphatischen Leukämie berichtet. Die Heilung eines der Kinder ging durch die US-Medien. Einzelne Erfolge wurden auch bei Erwachsenen mit chronischer lymphatischer Leukämie erzielt. Auch hier stehen die Ergebnisse randomisierter klinischer Studien noch aus.
Deutsches Ärzteblatt vom 21.03.2013
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Rezeptor
Bindungsstelle für Signalstoffe, Hormonrezeptor
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Randomisierte klinische Studie
Studie, in der Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. Tumorart, Geschlecht, Alter, Krankheitsstadium etc.) willkürlich in unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv vergleichen zu können.
Stammzelltherapien
Meist ist der Ersatz der Knochenmarkfunktion im Rahmen von Krebsbehandlungen gemeint. Bei hochdosierten Chemotherapien, mit dem Ziel der Zerstörung aller Krebszellen, wird als Nebenwirkung auch das Knochenmark geschädigt. Störungen der Blutbildung sind die Folge, die eventuell auch zum Tod des Patienten führen können. Durch die rechtzeitige, geplante Transplantation von Blutstammzellen, wird die Funktion ersetzt. Stammzellen für andere Organe, z.B. Leber, Herzmuskel, Nervengewebe, können in speziellen Laboren zu Zellverbänden gezüchtet werden. Diese können dann dem Patienten zum Ersatz der durch Krankheit zerstörten Gewebe transplantiert werden (derzeit noch experimentell).
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.