- Published on 08.10.2010, 17:10
- Von Marc
Patienten mit Leukämierkrankungen, die mit einer
allogenen Stammzelltransplantation behandelt werden, erhalten vor der eigentlichen
Transplantation eine hochdosierte Behandlung mit Zellgiften (
Zytostatika). Das wird als Konditionierung bezeichnet. Tumorzellen werden dabei ausgeschaltet, die Blutbildung vorübergehend blockiert und eine Abstoßung der Spenderzellen verhindert. Dafür eignet sich offenbar besonders gut das
Zytostatikum Treosulfan (Ovastat), das zur Behandlung von Frauen mit Eierstockkrebs genutzt wird.
Das Medikament ist das Alkylans Treosulfan (unter dem Handelsnamen "Ovastat" gegen Eierstockkrebs/Ovarialkrebs zugelassen), das offenbar zusätzlich antileukämisch und
immunsuppressiv wirkt. Das Mittel ist auch in höherer Dosierung relativ gut verträglich und kann leicht intravenös verabreicht werden.
Ersten Studien zufolge eignet sich Treosulfan womöglich besser als die verwandte Substanz Busulfan für die Konditionierung vor
allogener Stammzelltransplantation. Das hat Prof. Dietrich Beelen von der Universitätsklinik Essen bei einer Veranstaltung des Unternehmens Medac in Hannover gesagt.
So wurde in einer Phase-II-Studie hochdosiertes Treosulfan kombiniert mit Cyclophosphamid bei Patienten vor Stammzelltransplantation geprüft, für die eine konventionelle Konditionierung mit Ganzkörperbestrahlung oder Busulfan plus Cyclophosphamid zu gefährlich war.
Die Gesamt-Überlebensrate nach einem Jahr betrug 67%, die transplantationsbedingte
Mortalität nur 22%. Eigene Untersuchungen bei 53 Leukämie-Patienten bestätigten die Studienergebnisse, so Beelen. Die Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nach Treosulfan-basierter Konditionierung und anschließender
Transplantation beträgt in dieser Beobachtungsstudie 46% und variiert zwischen 89% in frühen Krankheitsstadien und 27% bei fortgeschrittener oder mehrfach rezidivierter Erkrankung.
Auch die Kombination von Treosulfan mit Fludarabin scheint über einen weiten Dosisbereich wenig
toxisch und sehr effektiv zu sein, wie Professor Jochen Casper von der Universität Rostock berichtete. Die beiden Substanzen wirken zusammen zuverlässig
myeloablativ und sind dabei - abgesehen von der erwünschten und reversiblen hämatologischen
Toxizität - für andere Organe wenig belastend.
Die meisten Erfahrungen mit Treosulfan plus Cyclophosphamid oder Fludarabin gibt es bei Patienten mit AML. "Besonders bei erhöhtem Toxizitätsrisiko scheint das eine gute Option zu sein, aber zunächst sind weitere Studien nötig", so Casper. Derzeit können ältere oder zuvor intensiv behandelte Patienten keine potentiell heilende Stammzelltransplantation erhalten, weil eine verträgliche Konditionierung nicht möglich ist.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 14.10.2005 immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
myeloablativ
stammzellzerstörend bzw. das blutbildende System zerstörend
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.