Dosis-reduzierte Chemotherapie vor Stammzell-Übertragung häufiger

Immer mehr Patienten mit Leukämie und Lymphknotenkrebs profitieren von einer Chemotherapie-Dosis-reduzierten Transplantation von blutbildenden Zellen. "Jedem dritten Patienten kann inzwischen eine aggressive Chemo- oder Strahlentherapie als Vorbereitung einer Stammzell-Transplantation erspart werden", sagt der Leipziger Hämatologe Professor Dietger Niederwieser.

Diese Mini-Transplantation, die erst seit drei Jahren zur Verfügung steht, mache die Therapie sicherer und verträglicher, so Niederwieser auf dem Kongreß der Europäischen Gruppe für Blut- und Knochenmarkstransplantationen (EBMT) in Hamburg: "Dadurch können auch ältere Menschen ab 70 Jahre, die vielleicht auch noch andere Erkrankungen wie Diabetes haben, diese Therapie bekommen."

In den vergangenen drei Jahren sei deshalb die Zahl dieser so behandelten Patienten von Null auf mehrere hundert gestiegen. Auch mehr Patienten mit ungünstiger Prognose profitierten von der schonenden Form der Transplantation mit Stammzellen aus Knochenmark oder peripherem Blut, da das Risiko der Therapie kalkulierbarer geworden sei.

In Deutschland wurden der EBMT zufolge 2004 in mehr als 100 Transplantationszentren etwa 1900 allogene und 3300 autologe Transplantationen vorgenommen. "Sowohl die Zahl der Therapien mit Patienten-eigenen Stammzellen als auch mit Stammzellen fremder Spender steigt jährlich um etwa vier bis fünf Prozent", sagte der Hamburger Hämatologe Professor Norbert Schmitz. Für Patienten ohne passenden Familienspender könne für etwa 80 Prozent der Patienten ein Fremdspender gefunden werden.

In der Regel werden Patienten mit Leukämien einmalig mit der Stammzelltherapie behandelt. "Welche Patientengruppe diese Therapie erhält, machen die Ärzte von dem Risikospektrum des Einzelnen abhängig", sagte Schmitz.

Als Risikofaktoren gelten vor allem Chromosomenveränderungen (Monosomien, Trisomien und Translokationen wie das Philadelphia-Chromosom), eine Leukozytenzahl ab 50 000 pro Mikroliter Blut sowie bestimmte Merkmale auf den Oberflächen von Leukämiezellen. Wird durch die Zelloberflächen eine T-Zell- oder eine Vorläufer-B-Zell-Leukämie identifiziert, muß mit einem schlechten Ansprechen des Patienten auf die Chemotherapie ausgegangen werden.

Die Erfolgsquote der Stammzell-transplantation schwankt und liegt Schmitz zufolge bei etwa über 50 Prozent. Die Überlebensrate der Patienten nach Ansprechen auf die Transplantation liegt durchschnittlich bei fünf Jahren.

Quelle: Ärztezeitung 02.04.2006