- Published on 27.07.2010, 11:59
- Von Jan Geissler
Dasatinib (Sprycel) hat sich als wirksam bei Patienten mit CML in
chronischer Phase bei Vorliegen von
Glivec-Unverträglichkeit oder -
Resistenz erwiesen. Um die längerfristigen Wirkungen und Nebenwirkungen zu beobachten, wurden von mehreren Experten nun die 15-Monats-Daten der START-C-Studie an 387 Patienten vorgestellt.
Dasatinib wurde zweimal täglich in einer jeweiligen Dosis von 70mg verabreicht. Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 15 Monaten zeigten 91% der Patienten eine komplette hämatologische
Remission. Ein weitgehendes zytogenetisches Ansprechen wurde bei 59% der Patienten erreicht - 52% in der Gruppe der
Imatinib-
resistenten Patienten und 80% im Falle von
Imatinib-Unverträglichkeit. Komplette zytogenetische Antworten erreichten 49% (40% bei
Resistenz, 75 bei Unverträglichkeit. Das progressionsfreie Überleben lag bei 90%, und Gesamtüberleben bei 96%, nach 15 Monaten. Schwerwiegende Thrombozytopenien und
Neutropenien wurde bei 48%/49% der Patienten beobachtet. Nicht-hämatologische Nebenwirkungen schlossen Diarrhö (37%), Kopfschmerzen (32%),
Fatigue (31%), Atemnot (30%) and Pleuraergüsse (27%) ein. Von den Pleuraergüssen waren 6% von Schweregrad 3 und keine von Schweregrad 4. Durch
Dasatinib ausgelöste periphere Ödeme traten bei 18% der Patienten auf, allerdings nur in leichter Form (
Grad 1/2). 22 Patienten (6%) erfuhren irgendeine Form von Herzinsuffizienz, davon 14 (4%) in schwerer Form (
Grad 3/4). Herzrhythmusstörungen traten bei 16 Patienten (4%) auf, davon bei fünf in schwerer Form.
Die bedeutendsten Nebenwirkungen konnten durch protokollgemäße Dosisreduktionen, Therapieunterbrechungen und weitere Medikation wirksam entgegnet werden. Die Gabe von
Wachstumsfaktoren wurde erlaubt bei Patienten, die schwere Zytopenien (
Grad 3/4) entwickelten; in einer Studie mit 38 Patienten mit Zytopenien konnte eine kontinuierlichere Gabe von
Dasatinib erreicht werden. Pleuraergüsse konnten mit Therapieuntrbrechung, Reduktion,
Diuretika oder Steroiden überwunden werden.
Insgesamt mußten 13% der Patienten die Therapie wegen Nebenwirkungen abbrechen - dies sind mehr als in früheren Berichten der START-C-Studie (9% beim letzten Bericht). Die Mehrheit der Patienten dieser Studie mit
Imatinib-Unverträglichkeit (mind. nichthämatologische
Toxizität Grad 3 oder hämatologische
Toxizität Grad 4 über mindestens 7 Tage) vertrug
Dasatinib gut. Es gab keine signifikanten Kreuzunverträglichkeiten, allerdings erlebten die Patienten, die
Imatinib wegen hämatologischer Nebenwirkungen absetzen mußten, oft auch regelmäßig ähnliche Nebenwirkungen unter
Dasatinib.
Zum Zeitpunkt des Studieneintritts wiesen 40% der Patienten eine
Mutation auf, die zu
Resistenzen geführt hatte. Bei diesen 139 Patienten wurden 43 verschiedene
Imatinib-
resistente Mutationen entdeckt.
Mutationen mit einer moderaten bis hohen
Resistenz gegen
Imatinib wurde bein 22% (77) Patienten nachgewiesen. Wie erwartet hatte
Dasatinib keine Wirkungen bei allen drei Patienten mit der
T315I-
Mutation.
Quelle: "
Dasatinib induces durable cytogenetic responses in patients with chronic myelogenous leukemia in chronic phase with resistance or intolerance to
imatinib" A Hochhaus, M Baccarani, M Deininger und andere, in: Fachmagazin "Leukemia", Vorabveröffentlichung am 10 April 2008; doi:10.1038/leu.2008.84. Übersetzung von Jan, ohne Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit.
Weiterführende Informationen:2-Jahres-Verlaufskontrolldaten von Dasatinib CML in chronischer Phase (START-C), Leukämie-Online 07.12.2007
Kreuzunverträglichkeit
Gleiche schwere Nebenwirkungen bei einem Patient bei zwei verschiedenen Medikamenten
Wachstumsfaktoren
Wachstumsfaktoren werden von verschiedenen Zellen gebildet und bewirken den Übergang von Zellen aus der G0-Phase bzw. G1-Phase (Ruhe/Vorbereitungsphase) in den Zellzyklus. Diese Zellhormone regen die Vermehrung von Vorläufern der Blutzellen an und fördern damit die Blutbildung (Hämatopoese).
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Dosisreduktion
Verringerung der Dosis des Medikaments
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Diuretika
Harntreibende, den Harnfluss (Diurese) fördernde Wirkstoffe, v.a. zur Förderung der Ausschwemmung extrazellulärer Flüssigkeit bei Ödemen (Wassereinlagerungen).
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Fatigue
Besonders quälende Form von Müdigkeit, oft bis zur völligen Erschöpfung, nach dem Schmerz belastendstes Symptom bei Tumorerkrankung. An der Erschöpfungssymptomatik können bei Krebskranken psychologische Faktoren, Blutbildveränderungen und Ernährungseinflüsse beteiligt sein. Sie kann durch durch die Erkrankung selbst oder im Zusammenhang mit einer Therapie ausgelöst werden. Typische Merkmale sind eine anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlafphasen, eine Überforderung bereits bei geringen Belastungen und eine deutliche Aktivitätsabnahme im privaten und beruflichen Umfeld.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Grad 1
geringe Nebenwirkungen.
Grad 3
starke Nebenwirkung, Unterbrechung der Therapie oftmals notwendig
Grad 4
Sehr starke Nebenwirkung, stationäre Krankenhausbehandlung oftmals erforderlich
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.