- Published on 08.10.2010, 14:48
- Von Jan Geissler
Viele Krebspatienten leiden infolge der Erkrankung bzw. der dagegen eingesetzten
Chemotherapien an Blutarmut, einer
Anämie. Dieser kann mit Medikamenten entgegengewirkt werden, die die Blutbildung im
Knochenmark anregen. Dabei handelt es sich um so genannte
Erythropoese-stimulierende (die "Bildung roter Blutkörperchen anregende") Mittel, kurz Epoetine.
Da sich die Wirkstoffe, wie zuletzt verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, bei Krebspatienten nur teilweise positiv auswirken und sogar zu verkürzten Überlebenszeiten führen können, wurde die Anwendung von Epoetinen von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA drastisch eingeschränkt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informierte jetzt noch einmal über die geltenden Anwendungsbeschränkungen.
Danach dürfen Epoetine ausschließlich bei Patienten mit nicht das
Knochenmark betreffenden Tumoren und
Chemotherapie-bedingter
Anämie eingesetzt werden, wenn infolge der Blutarmut Beschwerden auftreten. Die Epoetine anzuwenden, um eine symptomlose erniedrigte Konzentration der roten Blutkörperchen im Blut zu korrigieren, ist damit nicht mehr zulässig. Außerdem sollte der Wert der roten Blutkörperchen, angegeben als so genannter Hb, durch die Behandlung nur noch auf maximal 10 bis 12 g/dl erhöht werden. Ein Anheben auf Normalwerte von Gesunden ist künftig untersagt.
Eine dritte Empfehlung wurde erst kürzlich vom Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP verabschiedet und ist deshalb noch nicht in den Produktinformationen enthalten. Demnach sollte bei
Chemotherapie-bedingter Blutarmut bevorzugt eine Behandlung mit Bluttransfusionen statt Epoetinen erfolgen. Die Entscheidung hierzu wird den behandelnden Ärzten überlassen, Nutzen und eventueller Schaden müssen gründlich gegeneinander abgewogen werden.
Quelle:Pressemitteilung des BfArM vom 24. Juli 2008Öffentlicher Brief des BfArM an medizinisches Fachpersonal (Juli 2008) Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Erythropoese
Vorgang der Bildung und Entwicklung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.