- Published on 18.10.2010, 10:12
- Von Jan Geissler
Viele Ärzte warnten ihre Krebspatienten nach einer
Chemotherapie vor sportlicher Betätigung. "Krebskranke brauchen nach einer Operation, nach Chemo- und Strahlentherapie vor allem Schonung und Ruhe" - gegen diesen Aberglauben hat sich Dr. Fernando Carlos Dimeo vom Institut für Sportmedizin der Charité in Berlin bei der 1. Offenen Krebskonferenz in Berlin gewandt. Diese Empfehlung sei fatal, denn der Verlust von Muskelmasse und
chronische Erschöpfung (
Fatigue) seien die Folge.
Dr. Gerd Büschel von der Vivantes Rehabilitation GmbH in Berlin hat in einer Studie herausgefunden, daß symptomfreie Patienten noch Jahre nach einer
Chemotherapie unter einem chronischen Erschöpfungssyndrom (
Fatigue) leiden, ohne daß sich ein entsprechendes klinisches Korrelat finden läßt.
Zurückzuführen sei dieser Zustand auf den fatalen Bewegungsmangel, meint er. Deshalb sollten Krebspatienten möglichst früh dazu angehalten werden, sich wieder körperlich zu betätigen.
Dimeo erinnerte in Berlin daran, daß Krebspatienten bei körperlicher Belastung schnell erschöpfen. In einer Studie hätten Leukämie-Patienten schon unter normaler Gehgeschwindigkeit einen Puls von 140 bis 150 Schlä
gen pro Minute erreicht und einen Laktatwert von 2,5 mmol/dl. Solche Werte wiesen sonst Marathonläufer im Ziel auf, so Dimeo. Deshalb sei es anzuraten, Krebspatienten moderat trainieren zu lassen.
In einer Studie an der Charité hat sich diese Vorgehensweise auch bewährt: Die Patienten konnten mit einem Ausdauertraining innerhalb von sechs Wochen ihre Gehstrecke verdoppeln und die Pulsfrequenz senken. Gleichzeitig reduzierten sich die Erschöpfungszustände.
So wie heute jeder Infarktpatient weiß, daß er besser nicht mehr rauchen, mehr laufen und abnehmen sollte, hofft Büschel, daß Krebs-Patienten in zehn Jahren wissen, daß sportliche Aktivität ihnen wieder auf die Beine hilft.
Ärzte Zeitung vom 08.03.2005 Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Fatigue
Besonders quälende Form von Müdigkeit, oft bis zur völligen Erschöpfung, nach dem Schmerz belastendstes Symptom bei Tumorerkrankung. An der Erschöpfungssymptomatik können bei Krebskranken psychologische Faktoren, Blutbildveränderungen und Ernährungseinflüsse beteiligt sein. Sie kann durch durch die Erkrankung selbst oder im Zusammenhang mit einer Therapie ausgelöst werden. Typische Merkmale sind eine anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlafphasen, eine Überforderung bereits bei geringen Belastungen und eine deutliche Aktivitätsabnahme im privaten und beruflichen Umfeld.
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd