B-CLL: Fludarabin-Tabletten ebenso wirksam und sicher wie Infusionen

Neue Studienergebnisse zu Fludarabinphosphat als First-Line-Medikament bei nicht-vorbehandelter B-CLL weisen darauf hin, dass das Präparat in Tablettenform ebenso wirksam und sicher ist wie bei intravenöser Verabreichung, so die Ergebnisse einer auf der ASH-Jahrestagung (USA) vorgestellten Studie.

Die Ergebnisse der multizentrischen Studie wurden am 9.12.2002 auf der ASH-Jahrestagung in Philadelphia vorgestellt. In der Studie wurde auch erstmals der Index der Lebensqualität der Patienten durch die Therapie nicht verschlechtert, in einigen Kriterien sogar möglicherweise therapiebedingt verbessert. Gemessen an den Kriterien des International Workshop on Chronic Lymphocytic Leukaemia (IWCLL) betrug die Gesamtansprechrate 71,6%; bei 37% der Patienten wurde eine Vollremission erreicht, bei 34,6% eine Teilremission. Nach den Kriterien des National Cancer Institute (NCI) beträgt die Gesamtansprechrate 80,2%, Vollremission 12,3% und Teilremission 67,9%.

An der Studie nahmen 81 Patienten mit nicht-vorbehandelter, symptomatischer B-CLL teil. Den Patienten wurde Fludarabinphosphat in einer Dosierung von 40 mg/m2/Tag alle vier Wochen verabreicht, dieser Zyklus wurde sechs- bis achtmal wiederholt. Das Ansprechen auf die Behandlung wurde 3-5 Wochen nach dem letzten Therapiezyklus anhand der IWCLL- und NCI-Kriterien bewertet. Die Lebensqualität wurde anhand des EORTC-QLQ-30 (Fragebogen der European Organization for Research and Treatment of Cancer zur Lebensqualität) und des Spitzer-Index für Lebensqualität ermittelt. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren im Allgemeinen von leichter bis mäßiger Ausprägung und wurden als beherrschbar und reversibel eingestuft. Hierzu gehörten Myelosuppression, Infektionen, Übelkeit/Erbrechen und Durchfall. Bei 14 Patienten musste die Dosis reduziert werden, meist aufgrund von Myelosuppression.

"Fludara Oral stellt einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung dieser Krankheit dar, da die Probleme der intravenösen Infusionen entfallen", so der Studienleiter Dr. Jean-François Rossi, Chefarzt der Hämatologie und Inneren Onkologie am Centre Hospitalier Universitaire, Montpellier. "Für die Patienten bedeutete es auch eine Einschränkung der Lebensqualität, zur Einnahme des Medikaments ins Krankenhaus gehen zu müssen. Fludara zuhause oder an jedem beliebigen Ort oral einnehmen zu können, ist ein großer Vorteil."

Fludarabinphosphat wird bisher als Second-Line-Medikament für B-CLL-Patienten verwendet, bei denen eine vorausgehende Behandlung mit alkylierenden Chemotherapeutika nicht erfolgreich war. Fludarabinphosphat wird derzeit als First-Line-Therapeutikum zur Behandlung von B-CLL geprüft, die bisherigen Ergebnisse sind ermutigend. Das Präparat wird auch als Medikament für verschiedene andere Krebserkrankungen geprüft und wurde 2001 von Health Canada für die Behandlung von niedrig-malignen Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) zugelassen.

Fludarabinphosphat ist ein Zytostatikum, das in der Chemotherapie sowohl bösartige als auch gutartige weiße Blutkörperchen abtötet. Im Gegensatz zu alkylierenden Zytostatika, die ein toxisches Milieu im Blut schaffen und dadurch die Krebszellen abtöten, verkürzt Fludarabinphosphat, ein Purinnukleosid-Analogon, die Lebensdauer vorhandener Leukämiezellen. Außerdem hemmt es die Neubildung von DNA-Material und somit das Wachstum neuer Leukämiezellen.

Quelle: Yahoo! und PR-Newswire vom 9.12.2002.