- Published on 29.09.2010, 15:46
- Von Jan Geissler
Krebsspezifische Immuntherapien gelten als Hoffnungsträger in der Krebstherapie: Eine Immunantwort auf tumorspezifische Antigene, gefolgt von einer Beseitigung der Krebszellen, könnte die Therapie von Krebserkrankungen unterstützen, so die Erwartung. Erfüllt haben sich die Hoffnungen bislang nur sehr begrenzt. Bei der Jahrestagung der American Society of Hematology (
ASH) in Atlanta haben Forscher vom M.D. Anderson Krebszentrum (MADCC) in Houston, Texas, die Ergebnisse einer Phase-I/II-Studie vorgestellt, die zumindest darauf hinweisen, dass aktive Immunisierungen die Tumorlast bei Leukämien senken könnten.
"Wir haben in dieser Studie keine herausragenden klinischen
Ansprechraten auf unsere Vakzine erwartet und waren positiv überrascht, als wir bei Patienten mit einer guten Immunantwort auch ein verbessertes ereignisfreies Überleben beobachtet haben", so Muzaffar Qazilbash vom MDACC. 66 Patienten (42 mit AML, 13 mit CML und 11 mit
MDS) hatten an der Studie teilgenommen.
53 Patienten hatten eine aktive Erkrankung, die übrigen waren in
Remission, als sie in die Studie aufgenommen wurden. Der Impfstoff namens PR1 wurde 54 Patienten dreimal und 12 Patienten sechsmal per Injektion verabreicht. Er besteht aus einem Peptid mit Komponenten aus Proteinase-3 und Elastase aus neutrophilen
Lymphozyten, beides
Proteine, die bei
myeloischer Leukämie fehlerhaft ausgebildet werden. Die Immunantwort auf PR1 ist auf den Immuntyp HLA-A2 beschränkt, sodass nur Patienten mit diesem HLA-Merkmal (etwa 40% der Bevölkerung) für eine Vakzinierung mit PR1 infrage kommen.
Von den Patienten mit aktiver Leukämie sprachen 47 Prozent an. Das Ansprechen war definiert als mindestens eine Verdoppelung der PR1-spezifischen
zytotoxischen Lymphozyten im peripheren Blut. Von denjenigen, die ansprachen, überlebten im Mittel 8,7 Monate ereignisfrei, die anderen 2,4 Monate. Von den 13 Patienten in
Remission sprachen zehn auf die Vakzine an; von ihnen blieben drei durchschnittlich für 30,5 Monate in
Remission, ein Patient war unter denjenigen, die nicht ansprachen. Es wurden lediglich lokale Nebenwirkungen an den Einstichstellen beobachtet.
"Wir interpretieren die Daten so, dass eine zelluläre Immunantwort gegen PR1 die
Progression verlangsamen oder das Wiederauftreten der Erkrankung hinauszögern könnte", so Qazilbash. Patienten mit einer geringeren Tumorlast, zum Beispiel nach Ansprechen auf die
Chemotherapie, entwickelten am ehesten eine Immunantwort, weil bei einer sehr aktiven Erkrankung auch die normale Aktivierung der
Lymphozyten gestört sei. Jetzt werde eine Phase-III-Studie mit mehreren hundert Leukämiepatienten in
Remission vorbereitet.
Quelle: Ärzteblatt vom 17.12.2007Weiterführende Informationen:
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Neutrophile
Untergruppe der Granulozyten mit wichtiger Funktion in der Abwehr von Bakterien- und Pilzinfektionen
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
MDS
Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) bildet eine grosse Gruppe erworbener klonaler Knochenmarkskrankheiten, die durch ein zunehmendes Versagen der Knochenmarksfunktion gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zur aplastischen Anämie ist das Knochenmark zellreich. Da jedoch die Blutbildung (Hämatopoese) ineffektiv ist, kommt es zur peripheren Panzytopenie.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.