- Published on 28.07.2010, 15:20
- Von Jan Geissler
Für 1-5% der
Glivec-Patienten können erhöhte Leberwerte eine Unterbrechung der Therapie erforderlich machen. Der genaue Mechanismus dieser
Lebertoxizität ist noch nicht bekannt. Eine auf der
ASH-Jahrestagung vorgestellte Studie legt nahe, dass eine niedrige bis moderate Dosierung von Kortikosteroiden vielversprechend zur Bewältigung einer
Imatinib-bedingter
Lebertoxizität eingesetzt werden könnte, damit die wirksame CML-Therapie unter
Imatinib beibehalten werden kann.
ASH-Abstract Nr. 4856: Komplette Rückbildung von Imatinib-bedingter Lebertoxizität bei CML-PatientenImatinib wird im Allgemeinen gut vertragen. Bei 1-5% der Patienten zeigt sich jedoch eine schwere
Lebertoxizität. Diese bildet sich zwar durch Absetzen des Medikaments zurück, tritt aber bei Wiederaufnahme der Therapie oft auf, wodurch diesen Patienten die Behandlung mit diesem Medikament verwehrt bleibt. In dieser italienischen Studie wird von fünf Patienten berichtet (4 in
chronischer Phase, 1 in
akzelerierter Phase; ein Patient mit dem Nachweis einer früheren Hepatitis-B-Erkrankung), die normale Leberwerte zum Beginn der Therapie aufwiesen. Nach durchschnittlich sechs Monaten Therapie (2-8 Monate) stellten sich bei diesen Patienten ein starker Anstieg der Leberwerte ein (3 Patienten Grad III, 2 Patienten Grad IV nach WHO), obwohl neben
Imatinib keine anderen über die
Leber abzubauenden Medikamente eingenommen wurde. Bei zwei Patienten sanken die
Lebertoxizität nach Absetzen des Medikaments ab, waren aber nach Einsatz des Medikaments trotz niedriger Dosis schnell wieder nachweisbar. Bei drei Patienten blieben die Leberwerte auch 1-3 Wochen nach Therapieabbruch nahezu gleich hoch.
Bei allen Patienten konnte jedoch nach dem Start einer Behandlung mit den Kortikosteroiden Prednisone (25-37 mg/Tag) oder Methylprednisolone (40 mg/Tag) binnen 2-4 Wochen die Leberwerte wieder in den Normbereich gebracht werden. Die
Imatinib-Therapie wurde dann mit langsam auf 400-800mg steigenden Dosen wieder aufgenommen, während die Kortikosteroide in 2-4 Monaten langsam reduziert wurden, ohne dass sich wieder eine
Lebertoxizität einstellte. Alle Patienten erreichten eine komplette hämatologische Antwort, und drei ein andauerndes komplettes zytogenetische Ansprechen. Der genaue Mechanismus der
Lebertoxizität unter
Imatinib ist zwar nicht bekannt, aber eine niedrige bis moderate Dosierung von Kortikosteroiden scheint vielversprechend zur Bewältigung einer
Imatinib-bedingter
Lebertoxizität unter Beibehaltung der CML-Therapie unter
Imatinib zu sein.
Kommentar von Jan: Ein weiterer Fall eines erfolgreichen Einsatzes von Prednisone bei schwerer
Glivec-bedingter
Lebertoxizität wurde auch kürzlich aus Japan berichtet. Quelle: Int J Hematol. 2005 Nov;82(4):343-6.
-- Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.
Lebertoxizität
Die Eigenschaft chemischer Stoffe, für die Leberepithelzellen giftig zu sein. Diese Stoffe werden als hepatotoxische Substanzen (Lebertoxische Substanzen, Hepatotoxine, Lebertoxine oder Lebergifte) bezeichnet
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Leber
Die Leber (griech. Hepar) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Zu den wichtigsten Funktionen gehören die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe wie z. B. Gerinnungsfaktoren, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung von Medikamenten verantwortlich.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.