- Published on 28.07.2010, 13:54
- Von Jan Geissler
Der Grad der Reduktion von
BCR-ABL bei Patienten unter
Imatinib ist ein wichtiger Prognosefaktor. Eine auf
ASH vorgestellte australische Studie untersuchte die
PCR-Werte von
Imatinib-Patienten über einen Zeitraum von bis zu 6 Jahren, um herauszufinden, ob das molekulare Ansprechen langfristig noch weiter zunimmt. Über diesen Zeitraum erreichten 41% der Patienten unter 400mg eine komplette molekulare
Remission (mind. 4,5log-Reduktion), wobei der Anteil der Patienten mit gutem molekularen Ansprechen auch nach Jahren noch deutlich anstieg. Die Forscher schließen, dass eine hohe Stabilität einmal erreichter molekularer Remissionen existiert und der Anteil leukämischer Zellen über die Therapiedauer immer weiter abnimmt.
Aus der
IRIS-Studie ging hervor, dass Patienten, die in
Imatinib-
Erstlinientherapie mindestens eine weitgehende molekulare
Remission erreichten (major molecular response (
MMR), 3-Log-Reduktion oder
BCR-ABL/ABL 0,12%), eine hohe Wahrscheinlichkeit von Progressionsfreiheit haben. Auch wenn 40% der Patienten innerhalb 12 Monaten eine
MMR erreichten, konnte bei nur wenigen mit sensitivsten Methoden kein
BCR-ABL mehr nachgewiesen werden.
Die Forscher dieser australischen Studie untersuchen 155 Patienten mit CML in
chronischer Phase alle 3 bis 6 Monate mit einer quantitativen
PCR über einen Zeitraum von bis zu 6 Jahren, um herauszufinden, ob die
PCR-Werte auch über längere Zeit noch absanken, und die Stabilität und Bedeutung von nicht nachweisbarem
BCR-ABL herauszufinden.
Eine komplette molekulare Antwort (
CMR) wurde dabei als nicht nachweisbares
BCR-ABL oder mindestens eine Reduktion um 4,5Log nach mindestens zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen definiert. Die Autoren merken dabei an, dass
CMR keine Auslöschung von leukemischen Zellen, sondern eine Reduktion von
BCR-ABL unter die technische Erkennungsgrenze bedeute.
CMR trat bei 34 der 155 Patienten auf, dabei 3 mit sehr niedrigen
PCR-Werten und 31 mit negativer
PCR.
Von den Patienten, die an der
Imatinib-Zulassungsstudie IRIS mit
Imatinib als
Erstlinientherapie teilgenommen hatten, erreichten nach knapp 6 Jahren 41% eine
CMR. In derselben Gruppe hatten nur 7% nach 3 Jahren, 24% nach 4 Jahren, 34% nach 5 Jahren eine
CMR erreicht. Dies bedeutet, dass der Anteil der Patienten, die gute molekulare Remissionen erreichen, auch nach über drei Jahren noch deutlich ansteigt.
75 Patienten erreichten eine weitgehende molekulare Antwort (major molecular response,
MMR). Sechs der 75 (8%) erlitten einen Verlust der
MMR, definiert durch einen mehr als zweifachen Anstieg von
BCR-ABL in zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen. Der durchschnittliche Anstieg war bei diesen 18-fach. Bei 4 der 6 Patienten, die diesen Anstieg zeigten, konnten
BCR-ABL-
Mutationen nachgewiesen werden, und bei einem eine Verdopplung des Philadelphia-
Chromosoms. Der Verlust der
MMR trat bei diesen Patienten innerhalb von 18 Monaten nach Erreichen der
MMR ein.
Insgesamt gab es keinen Unterschied des Erreichens von CML und
MMR zwischen den Gruppen mit unterschiedlicher Dosierung von
Imatinib. (
Erstlinientherapie mit 400mg: 7%
CMR, 66%
MMR;
Zweitlinientherapie mit 400mg: 8%
CMR, 71%
MMR;
Erstlinientherapie mit 600mg: 18%
CMR, 70%
MMR). Es konnte demnach nicht gezeigt werden, dass höhere Dosen des Medikaments langfristig einen Vorteil des molekularen Ansprechens bringen.
Quelle:
ASH-Abstract #430.
ASH-Abstracts nach kostenloser Registrierung einsehbar (englisch)
[430] Increasing Frequency and Marked Stability of Complete Molecular Response Is Observed in
Imatinib-Treated CML Patients with Long-Term Follow Up. Session Type:
Oral Session
Susan Branford, John Francis Seymour, Andrew Grigg, Chris Arthur, Kevin Lynch, Timothy Hughes Institute of Medical and Veterinary Science, Adelaide; Australasian Leukaemia Lymphoma Group; Novartis Australia
Übersetzung/Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Zweitlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
MMR
Gutes molekulares Ansprechen, bei der die BCR-ABL-Transkripte weniger als 0,1% (nach Internationaler Skala IS) der insgesamt untersuchten Gentranskripte ausmachen
CMR
Complete molecular response (engl.) = vollständiges molekulares Ansprechen bzw. nicht mehr nachweisbare Resterkrankung unterhalb einer technischen Erkennungsgrenze
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)