- Published on 21.07.2010, 18:48
- Von Jan Geissler
Der
monoklonale Anti-CD52-
Antikörper Alemtuzumab ist als
Erstlinientherapie bei der chronischen lymphatischen Leukämie vom B-Zell-Typ (B-CLL) einer Standardbehandlung mit Chlorambucil überlegen. Das zeigen die Ergebnisse der First-line-Zulassungsstudie CAM307, die auf der 48. Jahrestagung der American Society of Hematology (
ASH) 2006 in Orlando vorgestellt wurden.
In der Phase-III-Studie erhielten 297 chemotherapeutisch unbehandelte Patienten mit fortschreitender B-CLL entweder über maximal 12 Wochen dreimal pro Woche 30 mg Alemtuzumab i.v. oder alle 28 Tage 40 mg/m² Chlorambucil p.o. über maximal 12 Zyklen. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).
Wie Peter Hillmen (1), Leeds, beim
ASH darlegte, erreichten die mit Alemtuzumab behandelten Patienten ein signifikant längeres PFS als Patienten, die mit Chlorambucil behandelt wurden(p = 0,0001). Bei Patienten in den Rai-Stadien I-II lag das krankheitsfreie Überleben unter dem
monoklonalen Antikörper bei 21,7 Monaten, im Chlorambucil-
Arm dagegen nur bei 12,5 Monaten. In den Rai-Stadien III-IV betrug der Unterschied im PFS 11,1 vs. 8,6 Monate. Insgesamt reduzierte Alemtuzumab das Progressionsrisiko nachhaltig um 42% im Vergleich zu Chlorambucil (p = 0,0001).
Auch die Analyse der sekundären Studienendpunkte belegte klare Vorteile für Alemtuzumab: Unter der
Antikörper-Therapie wurden sowohl 12-mal so viele Komplettremissionen (24,2% vs. 2,0%, p kleiner 0,0001) als auch ein um fast 30% höheres Gesamtansprechen (83% vs. 55%, p kleiner 0,0001) als unter Chlorambucil erzielt.
Risikostratifizierte Therapie bessert Prognose
Auch eine risikostratifizierte Therapie, die sich an prognostischen Faktoren wie dem Mutationsstatus der variablen Immunglobuline oder genetischen Aberrationen orientiert, kann dazu beitragen, das Überleben von CLL-Patienten zu verbessern. Zwischenergebnisse der CLL2H-Studie der Deutschen CLL-Studiengruppe, die Stephan Stilgenbauer (2), Ulm, beim
ASH präsentierte, zeigen, dass Alemtuzumab auch bei Hochrisikopatienten mit ungünstigem zytogenetischen Risikoprofil gut wirkt. In der Studie sprachen über 50% der Fludarabin-
refraktären Patienten mit 17p-
Deletion auf die
subkutane Gabe von Alemtuzumab an. Die 17p-
Deletion ist mit einem raschen Krankheitsprogress, verringerten Überlebensraten und dem Nicht-Ansprechen auf die Standard-
Chemotherapie assoziiert.
Literaturhinweise und weiterführende Artikel:
- (1) Hillmen P et al.: Alemtuzumab (CAMPATH, MABCAMPATH) Has Superior Progression Free Survival (PFS) vs Chlorambucil as Front-Line Therapy for Patients with Progressive B-Cell Chronic Lymphocytic Leukemia (BCLL), Abstract 301
- (2) Stilgenbauer S et al.: Subcutaneous Campath-1H (Alemtuzumab) in Fludarabin-refractory CLL: Interim Analysis of the CLL2H Study of the German CLL Study Group (GCLLSG). Abstract 478 (ASH 2004), Update 2006
- Patienten mit B-CLL profitieren von Ersttherapie mit Antikörper Alemtuzumab, Leukämie-Online 11.11.2006
Quelle: JournalONKOLOGIE vom 09.02.2007, nach: Symposium: Rising to the New Challenges of CLL-Therapy Lymphoma am 8. Dezember 2006; Vorträge und Poster im Rahmen der Jahrestagung der American Society of Hematology (
ASH) vom 8.–12. Dezember 2006 in Orlando
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
Aberration
Anomalie bzw. Veränderung
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Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Deletion
Chromosomenmutation, bei der ein Teil eines Chromosoms fehlt, d.h.
Verlust von genetischem Material. Nomenklatur: beispielsweise bedeutet del(22)(q11) einen Verlust des Bandes q11 auf dem Chromosom 22.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CAM
Komplementär- und Alternativmedizin (englisch abgekürzt: CAM, Complementary and Alternative Medicine)
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Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.