- Published on 28.07.2010, 14:15
- Von Jan Geissler
Auf der ASCO-Konferenz in den USA wurden die Fünfjahresdaten von
Imatinib (Handelsname
Glivec) vorgestellt. Demnach sind nach fünf Jahren noch 89% aller mit dem Medikament direkt nach der Diagnose behandelten CML-Patienten am Leben. Die Wahrscheinlichkeit einer
Progression der Krankheit nimmt auch nach fünf Jahren Dauertherapie über die Zeit weiter ab, während die Wahrscheinlichkeit einer
Remission weiter ansteigt.
In der sogenannten
IRIS-Studie wurden 1.106 neu mit CML diagnostizierte CML-Patienten in 177 Kliniken behandelt. Die Patienten wurden dabei nach dem Zufallsverfahren auf die experimentelle Therapie
Imatinib (400mg/Tag) oder die damalige Standardtherapie
Interferon-Alpha (5 MIU/m2/Tag) mit Cytarabine (Cytosar-U, 20 mg/m2/Tag an 10 Tagen/Monat) verteilt. Keiner der Patienten war zuvor mit
Chemotherapie behandelt worden.
Fünf Jahre nach Therapiebeginn war das Überleben der Patienten unter
Glivec-Therapie 89%, und nur 4,6% starben an den Folgen der Leukämie. Bei 93% der Patienten fand keine
Progression in die
akzelerierte Phase oder
Blastenkrise statt. Im letzten Jahr der Beobachtung erfuhren mit 0.6% weniger Patienten eine
Progression als in den Behandlungsjahren zuvor, woraus geschlossen wird, dass bei fortlaufender Therapie die Wahrscheinlichkeit einer
Progression immer weiter abnimmt. Es zeigte sich auch, dass der Anteil von kompletten zytogenetischen Antworten von 69% im Jahr 1 zu 87% im Jahr 5 weiter zunahm.
5% der Patienten mussten die
Imatinib-Therapie wegen Nebenwirkungen unterbrechen. Schwerere Nebenwirkungen waren Hautausschläge, erhöhte Leberwerte und Flüssigkeitseinlagerungen. Häufiger, aber weniger schwer waren Ödeme um die Augen, leichte Übelkeit, Durchfall und Muskelkrämpfe.
"Unsere Hoffnung ist, dass Patienten dieses Medikament für unbegrenzte Zeit weiternehmen können", so Dr. Brian Druker, Professor der Medizin an der Oregon Halth and Science Universität in Portland, USA, und Leiter der Studie. "Auch wenn das Medikament die Krankheit nicht vollständig beseitigt, gewinnen wir die Überzeugung, dass es Patienten weiterhin gut gehen wird, und dass ihre Zukunft wirklich recht hoffnungsvoll ist."
Wegen Unverträglichkeit oder Verlust des Ansprechens wechselten 69% der Patienten im
Interferon/Ara-C-Studienarm in den
Glivec-
Arm, während nur 3% der Patienten von
IFN/Ara-C in den
Glivec-
Arm wechselten.
Quellen: ASCO-Abstracts & diverse Presseberichte zu den IRIS-Daten
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Leber
Die Leber (griech. Hepar) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Zu den wichtigsten Funktionen gehören die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe wie z. B. Gerinnungsfaktoren, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung von Medikamenten verantwortlich.
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.