- Published on 26.04.2012, 07:04
- Von Marc
Die Standardtherapie bei einer akuten myeloischen Leukämie (AML), eine aggressive Chemotherapie, kann bei älteren Patienten oft nicht angewandt werden. Vorhandene Begleiterkrankungen und ein schlechterer Allgemeinzustand verhindern eine optimale Behandlung. Am Universitätsklinikum Freiburg prüfen Krebsforscher vielversprechende Medikamentenkombinationen, die auch ältere Menschen gut vertragen. Ziel ist eine Verbesserung des Ansprechens der Therapie und des Überlebens - bei guter Lebensqualität - auch bei älteren Patienten mit AML.
AML ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems. In Deutschland treten etwa 3.600 Neuerkrankungen pro Jahr auf. Die AML macht etwa 80 Prozent aller akuten Leukämien bei Erwachsenen aus und befällt vor allem Menschen über 60 Jahre.
"Bei einer akuten myeloischen Leukämie setzen wir gewöhnlich eine intensive Chemotherapie mit dem Ziel ein, die Krebszellen abzutöten. Anschließend erfolgt häufig noch eine Stammzelltransplantation", sagt der Projektleiter Prof. Dr. Michael Lübbert, Abteilung Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Freiburg. „Bei Patienten, die älter als 60 Jahre sind, können wir die Krankheit viel schwieriger kontrollieren oder gar heilen."
Nachfolgestudie für insgesamt vier Wirkstoffkombinationen
Die Arbeitsgruppe um Professor Lübbert hat auf der Suche nach einer angemessenen Therapie für ältere AML-Patienten bereits gute Erfahrungen mit dem Einsatz von niedrig dosiertem Decitabin, einem zytostatika-ähnlichen, jedoch epigenetisch wirksamen Medikament, gemacht. Die Ergebnisse einer bundesweiten klinischen Studie mit über 220 Patienten, die in den Jahren zwischen 2003 und 2009 durchgeführt wurde, sind in der März-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Haematologica erschienen.
Jetzt wollen die Krebsforscher in einer multizentrischen randomisierten Nachfolgestudie ("DECIDER"-Studie) die Behandlung von Patienten mit Decitabin in insgesamt vier Wirkstoffkombinationen untersuchen. „Ziel dieser Studie ist zu prüfen, wie Decitabin in der Kombination mit Valproinsäure beziehungsweise dem Vitamin-A-Präparat Retinsäure im Hinblick auf eine komplette oder zumindest teilweise Remission und auf das Überleben der Patienten wirkt", erklärt Professor Lübbert. „Schon jetzt können wir Patienten, die älter als 60 Jahre alt sind, eine verträgliche und ambulant durchführbare Therapie anbieten, die zu einer kompletten Remission führen kann", freut sich der Hämato-Onkologe. Nach Abschluss der Studie hofft er, die optimale Medikamentenkombination gefunden zu haben. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp zwei Millionen Euro gefördert und soll 200 Patienten einschließen.
Epigenetische Modifikationen des Erbguts sind keine Einbahnstraße.
Bei den eingesetzten Medikamenten Decitabin und Valproinsäure handelt es sich um epigenetisch wirksame Substanzen. Unter epigenetischen Veränderungen versteht man Modifikationen des DNA-Strangs und seiner Eiweißhülle, die die genetische Sequenz nicht verändern, aber die Gen-Aktivität beeinflussen. Solche, bei Krebs sehr häufig auftretenden epigenetischen Veränderungen blockieren bestimmte Gen-Abschnitte und machen sie so für die Ablesefaktoren unzugänglich. Epigenetische Funktionen können durch Umweltfaktoren wie Ernährung oder Stress beeinflusst werden.
Sind Schutzgene betroffen, die die Zelle vor unkontrolliertem Wachstum schützen sollen, kann es zur Entartung und damit zu Krebs kommen. Die epigenetischen Modifikationen des Erbguts sind aber keine Einbahnstraße. Im Gegensatz zu genetischen Veränderungen durch Mutation können sie mit Hilfe von epigenetischen Medikamenten rückgängig gemacht werden. „Wir ändern das Epigenom und aktivieren - über eine ‚Re-Programmierung' der entarteten Zelle - wieder jene Faktoren, die das Krebswachstum hemmen und die Zelle in die Ausreifung beziehungsweise in den Zelltod treiben", erläutert Professor Lübbert.
Quelle: Doc Check News vom 25.04.2012
Begleiterkrankung
Beschwerden oder Erkrankung(en), die zusätzlich und gleichzeitig zur Haupterkrankung auftreten, oder die Auswirkung solcher zusätzlichen Beschwerden oder Erkrankungen.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
DNA
Desoxyribonukleinsäure,bildet bei den meisten Lebewesen das genetische Material (Erbgut), ist im Zellkern, in den Chromosomen lokalisiert, Träger der genetischen Information eines Lebewesens
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
sequenzieren
Bestimmen der Reihenfolge von Nucleotiden.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.