Affenvirus könnte Non-Hodgkin-Lymphom auslösen

Normalerweise befällt das Virus SV40 nur Affen. Doch jetzt konnten es Wissenschaftler auch bei Leukämiepatienten nachweisen und hegen den Verdacht, dass SV40 möglicherweise an der Entstehung bestimmter Leukämien beteiligt sein könnte. In Hamstern beispielsweise verursachen die Viren Lymphome, Lungenkrebs, Knochenkrebs und Gehirntumoren, so ein Artikel in der RP-Online.

Amerikanische Forscher haben bei einer Gruppe von Patienten mit so genannten Non-Hodgkin-Lymphomen in mehr als der Hälfte der Tumoren das Virus nachweisen können, das unter natürlichen Bedingungen Affen befällt.

Ein möglicher Übertragungsweg könnte nach Angaben der Forscher verunreinigter Polio-Impfstoff sein. Das Team um Felipe Samaniego von der Universität von Texas stellte die Studie auf dem Jahrestreffen der amerikanischen Vereinigung für Krebsforschung in Orlando vor.

Unter der Bezeichnung Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) ist eine Gruppe bösartiger Erkrankungen von Zellen des Lymphsystems zusammengefasst. Obwohl die genauen Ursachen dieser Krebserkrankungen noch nicht bekannt sind, könnten Virusinfektionen dabei eine Rolle spielen.

So gilt ein Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus, der das Pfeiffersche Drüsenfieber verursacht, und dem so genannten Burkitt-Lymphom als sicher. Auch das Affenvirus SV40 kann Krebs auslösen: In Hamstern beispielsweise verursachen die Viren Lymphome, Lungenkrebs, Knochenkrebs und Gehirntumoren.

Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass SV40 auch beim Menschen ein Faktor bei der Entstehung von Non-Hodgkin-Lymphomen sein könnte. So verwandelt SV40 beispielsweise im Labor gesunde Zellen in Krebszellen. Auch in einigen Tumoren von Krebspatienten wurden Hinweise auf die Viren gefunden.

Eine Ansteckung kann durch Kontakt mit infizierten Tieren oder Menschen erfolgen oder auch durch kontaminierte Impfstoffe: So wurden Anfang der sechziger Jahre Millionen Menschen bei Schluckimpfungen gegen Polio versehentlich mit SV40 infiziert, da der Impfstoff mit den Viren verunreinigt war.

Um den Zusammenhang mit NHL genauer zu bestimmen, untersuchte die Forschergruppe befallenes Lymphgewebe von 55 NHL-Patienten, bei denen die Krankheit festgestellt worden war. Tatsächlich konnten die Wissenschafter in 60 Prozent der getesteten Proben das Erbgut des Virus nachweisen.

Trotz dieser deutlichen Ergebnisse sind die Forscher jedoch noch vorsichtig: Möglicherweise sei SV40 nur ein harmloser Beobachter und nicht der eigentliche Auslöser der Krankheit, sagt Studienleiter Samaniego. Sollte sich der Zusammenhang jedoch bestätigen, sei das Virus ein vielversprechendes Ziel für die Entwicklung neuer Therapieansätze.


Quelle: Artikel in rp-online vom 30.3.2004