Abwarten und Tee trinken

Wie man zwei Jahre als CLL-Patient überlebt, ohne therapiert zu werden. Ein Erfahrungsbericht von Martin Bergmann.

Vor nunmehr zwei Jahren bekam ich von meinem Hausarzt mitgeteilt, dass ich an einem Lymphom erkrankt sei. Nach mehreren Untersuchungen durch Spezialisten stellte sich heraus, dass es sich bei mir um die Unterform "Chronisch Lymphatische Leukämie" (CLL) handelt. Gängige Kommentare der Mediziner waren: "Damit päpple ich Sie jahrzehntelang durch", "Wenn schon Krebs, dann diesen.", "Warten Sie ab, viele Patienten brauchen nie eine Behandlung". Allerdings riet man mir auch, sofort mit einer Chemotherapie zu beginnen, da die Gefahr bestünde, dass mir die geschwollenen Lymphknoten die Halsschlagader abdrücken würden.

Vor allem durch Internetrecherchen wurden mir bald mehrere Dinge klar:
  1. Es handelt sich um ein Erkrankung, die in manchen Fällen innerhalb von wenigen Jahren zum Tod führen kann. Andere Patienten überleben Jahrzehnte damit, teilweise ohne sich jemals einer Chemotherapie aussetzen zu müssen.
  2. Es ist für einen Arzt in der Regel nicht sofort festzustellen, wie die persönliche Prognose aussieht. Deswegen ist es normalerweise auch nicht erforderlich, sofort mit einer Behandlung zu beginnen.
  3. Es bleibt fast immer Zeit, sich von einem Spezialisten, der sich möglichst fast ausschließlich mit dieser Erkrankung beschäftigen sollte, eine sogenannte "Zweitmeinung" einzuholen, darüber, wann mit einer Therapie begonnen werden sollte und wenn, mit welcher. Dieses Vorgehen ist durchaus üblich und sollte von dem "ersten" Arzt nicht als übermäßiges Misstrauen aufgefasst werden.
  4. Schließlich haben die Therapien, die bei dieser Erkrankung angewandt werden, massive Nebenwirkungen. Sie können Körperfunktionen für das weitere Leben unwiederbringlich schädigen. Es ist zwar ein Kennzeichen der Erkrankung, dass die Infektionsanfälligkeit gesteigert sein kann, es kann aber auch passieren, dass das nach einer Chemotherapie noch schlimmer wird. Nicht zu vergessen ist, dass die Gefahr, an einem "zweiten Krebs" zu erkranken, oft nach einer Chemotherapie wesentlich größer wird. Leider kommt das in den von der Pharmaindustrie veröffentlichten Patientenbroschüren meist nicht klar heraus.
  5. Die bis jetzt verwendeten Therapien führen in der Regel nicht zur Heilung. Es kann aber sein, dass die Krebszellen dagegen immun werden, und diese Therapie zukünftig keinen Erfolg mehr bringt. Ich habe das immer so gesehen, dass mit dem Beginn der ersten Therapie die Uhr zu laufen anfängt.

Man könnte also eigentlich ganz zufrieden sein, wenn es einem so wie mir geht, dass man mit dem Beginn der Chemotherapie noch abwarten kann. Das bedeutet, dass man ca. alle drei Monate zum Arzt muss, der dann feststellt, inwieweit sich die Blutwerte und andere körperliche Symptome verändert haben. Vor der Untersuchung sitzt man tagelang buchstäblich auf glühenden Kohlen und, wenn man dann von seinem Arzt erfährt, dass es noch nicht soweit ist, hört man die Steine plumpsen, die einem vom Herzen fallen.

Natürlich möchte man alles versuchen, die Zeit bis zum Beginn der ersten Chemotherapie möglichst weit hinauszuzögern. Und genau da sitzt der Hase im Pfeffer. Ich möchte jetzt nicht in die allgemeinen Tiraden gegen die Schulmedizin einfallen, aber es scheint Tatsache zu sein, dass aus den unterschiedlichsten Gründen Ärzte, die mit bösartigen Erkrankungen zu tun haben, auf dem "sanften" Auge blind sind. Wenn mir ein befreundeter Internist, der einen sehr stressigen Job in einer Klinik hat, sagt, dass er seine Kinder, wenn sie an einer Erkältung leiden, grundsätzlich erst einmal homöopathisch behandeln lässt, finde ich das bezeichnend. Besonders bemerkenswert erscheint mir allerdings, dass er sagt, er habe keine Ahnung, warum homöopathische Behandlungen so gut anschlagen und, vor allem, er habe keine Zeit dazu, sich näher damit zu beschäftigen.

Die gängigen Behandlungen bei Leukämien und Lymphomen wie bei den vielen anderen Krebserkrankungen haben massive Nebenwirkungen. Deswegen ist es meiner Meinung nach absolut klar, dass diese Medikamente und Behandlungsmethoden durch Studien getestet werden müssen. Dadurch kann schlicht und einfach langfristig verhindert werden, dass sich Patienten den Rest ihrer Gesundheit ruinieren, ohne dass ein positiver Effekt auf ihre Krankheit hervorgerufen wird.

Leider ist bei der Behandlung von Krebserkrankungen das liebe Geld ein ausschlaggebender Faktor. Wenn die Chemotherapie mit einem Medikament ca. 20.000 € kostet, kann man sich leicht vorstellen, dass es der Pharmaindustrie leicht fällt, eine Menge Gelder in Studien zu investieren. Man hat Glück, wenn man an einer Krankheit wie der CLL leidet. Da sie etwas häufiger vorkommt, lohnen sich Investitionen eher als bei Krankheiten, die sehr selten sind. Da kann es passieren, dass ein Pharmakonzern nicht einmal einen Antrag auf die Zulassung eines Medikamentes stellt, einfach weil befürchtet wird, dass die Kosten für diese Zulassung wegen geringer Patientenanzahl nicht mehr hereinkommen.

Wenn es aber darum geht, herauszufinden, ob der oder jene Saft, der oder jene Tee, die oder jene Meditation eventuell dazu beitragen könnte, das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen, braucht man doch eigentlich keine Studien. Im Gegenteil, wenn man überhaupt keinen Tee trinkt, weil es keine Studien darüber gibt, ob jetzt vielleicht Pfefferminztee oder Hagebuttentee ein Fortschreiten der Krankheit besser verhindern können, behindert man sich doch eigentlich nur selbst. Es gibt zwar eine Studie, die besagt, dass bei manchen Leukämie-Patienten die Gabe von hochdosiertem Vitamin C schädlich ist, aber die Studie besagt auch, dass bei anderen Patienten diese Therapie hilfreich ist. Und wenn ich einfach Vitamin C in Tablettenform zu mir nehme in einer Dosis, die lediglich gewährleistet, dass der Grundbedarf gedeckt ist, auch wenn ich mal an einem Tag keine Obst oder Gemüse zu mir nehme? Brauche ich da zum Austesten eine Studie, die sowieso niemand bezahlen würde, oder probiere ich einfach aus, ob es mir gut tut? Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich (dadurch ?) im ersten Jahr nach der Diagnose keinerlei Infekte hatte und dass sich meine Blutwerte auch nicht zu dramatisch verändert haben. Extrem formuliert, kann mir meine Facharzt nicht einmal sagen, ob Mineralwasser mit Kohlensäure für meine Gesundheit zuträglicher ist als Mineralwasser ohne Kohlensäure, weil es darüber keine Studien gibt. Verständlicherweise hat die „Mineralwasserindustrie auch kein Interesse daran, dafür Geld zu investieren. Dass der reichliche Konsum von Wasser überhaupt der Gesundheit von Krebskranken zuträglich sein könnte, sagte mir meine Psychologin.

Sie sagte auch, dass inzwischen allgemein ziemlich anerkannt sei, dass beruflicher Stress für Krebskranke ein wunderbares Mittel sei, die Krankheit rapide fortschreiten zu lassen. Nach meiner Diagnose habe ich das Arbeiten aufgehört, weil ich einerseits einen Beruf habe, der mit extrem viel Stress verbunden ist, andererseits bin ich Beamter (das ist kein Widerspruch!!) und dadurch konnte ich mir das für gewisse Zeit finanziell erlauben.

Nachdem bei mir Leukämie diagnostiziert worden war, wurde ich von allen möglichen Leuten mit Ratschlägen bestürmt, die mir helfen sollten, mit der Erkrankung umzugehen. Krebs bedeutet nach allgemeiner Auffassung sofortiger Kampf mit dem Tod und da hat kaum einer noch nichts gehört von irgend Etwas, das einen sofort wieder gesund macht. Die Ratschläge waren sicher gut gemeint, aber für mich entstand das Problem, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und das fiel schwer. Angefangen damit, dass durch eine positive Lebenseinstellung alles zu bewältigen sei (Man verstand allerdings überhaupt nicht, dass ich eigentlich sowieso schon positiv gepolt war, weil ich für unbestimmte Zeit meinen nervenden Job los war), riet man mir zu allen möglichen, zumindest anfangs total dubios wirkenden Heilmethoden - alle mit scheinbar riesigen Erfolgsprognosen. Ich persönlich bin nicht der Typ, der nur auf die Schulmedizin vertraut, aber wenn mir jemand mit total unheilschwangerer, absichtlich unverständlich gehaltener Esoterik kommt, blocke ich ab. Vielleicht habe ich mir dadurch selbst Heilungschancen vergeigt, vielleicht hat mir das aber auch das Leben (vorübergehend) gerettet. Auf jeden Fall ging ich in der Auswahl der Methoden, von denen ich mir etwas erhoffte, total subjektiv vor. Und scheinbar gibt es in diesem Dschungel für den Patienten letztendlich kein andere Möglichkeit, als Dinge willkürlich auszuprobieren, von denen man sich etwas verspricht..

Ich fühlte mich ziemlich erschlagen, versteifte mich auf die solide Naturwissenschaft, über deren Methoden ich im Internet genug Informationen fand, Informationen, die für mich als naturwissenschaftlich geschulten Menschen auch einleuchtend waren. Allerdings war das Endergebnis nur das, dass ich einfach abwarten sollte. Abwarten und Tee trinken! Kann aber durchaus auch Schnaps oder Bier oder Wein oder Saft sein. Alles wurscht, wie man in Bayern sagt. Ich fand das ziemlich unbefriedigend.

Ich vertraute den Ratschlägen meines Hausarztes, nahm regelmäßig normale Mengen an Vitamin C und dem Mineral Selen in Tablettenform ein. Ob mein relativ stabiler Zustand, der 2 Jahre anhielt, etwas damit zu tun hat, kann ich natürlich nicht wissen - aber geschadet hat es wohl nicht.

Ich wurde auf das Werk von O. Carl Simonton aufmerksam. Seine Methode, der Krankheit mit Visualisierung zu begegnen, war für mich persönlich zu passiv, obwohl ich mir vorstellen kann, dass anderen Patienten damit geholfen werden kann.

Langsam stellte sich heraus, dass meine Form der CLL wohl nicht zu den absolut aggressiven Formen gehört, da sich körperliche Symptome in Grenzen hielten und sich auch beispielsweise die Blutwerte nicht dramatisch veränderten. Trotzdem mag man sich nicht damit abfinden (und dieses Phänomen kenne ich inzwischen von vielen anderen Patienten auch), dass gegen die Erkrankung außer brutaler Chemotherapie nichts zu machen sei, gerade, wenn man eventuell noch Jahre des Abwartens vor sich hat. Einerseits denkt man sich, je länger ich einfach abwarten kann, desto weiter ist die Wissenschaft und irgendwann ist auch meine Krankheit heilbar und zwar mit Methoden, die mein Körper auch tolerieren kann. Andererseits sitzt einem ständig die Angst vor einer massiven Verschlechterung im Nacken, und diese Gefahr möchte man doch wirklich vermeiden. Kurz gesagt, man sucht Methoden, die helfen, das weitere Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, und seien diese Methoden noch so dubios.

Meine Internetrecherchen bezüglich Homöopathie verliefen recht unglücklich. Ich muss zugeben, ich habe die Homöopathen einfach nicht verstanden. Letztendlich habe ich mich nicht weiter darum gekümmert. Natürlich kann es sein, dass das vielleicht ein Fehler war. Es gibt ja immer wieder Spontanheilungen von Krebserkrankungen, aber niemand prüft nach, ob diese dubiosen Heilungen vielleicht etwas mit ganz realen aber unüblichen und ungeprüften Behandlungen zu tun haben.

Dann habe ich mich kurz mit der Misteltherapie beschäftigt. Mein Facharzt hat mir davon abgeraten, da ich an einer systemischen Erkrankung leide, das heißt, die Misteltherapie könnte dazu führen, dass sich die Vermehrung der Krebszellen eben durch eine Stimulierung des Immunsystems beschleunigt. Inzwischen kenne ich Veröffentlichungen und auch Patienten, die von überaus positiven Erfahrungen mit der Misteltherapie berichten. Besonders die Lebensqualität scheint damit zu steigern zu sein. Ich persönlich habe ziemliche Probleme mit einer fast ständigen Müdigkeit (Fatigue), die doch meine Aktivitäten massiv einschränkt.. Vielleicht habe ich auch hier einen Fehler gemacht, indem ich die Misteltherapie für mich ziemlich schnell abgelehnt habe. Aber es muss jedem CLL-Patienten klar sein, dass eine Stärkung des Immunsystems eben auch bedeuten kann, dass man das Wachstum der Krebszellen stärkt.

Vor Jahren, als ich nachweislich noch nicht an CLL erkrankt war, habe ich während einer Kur autogenes Training probiert. Es hat damals bezüglich Stressabbau wunderbar angeschlagen. Allerdings habe ich nach der Kur nicht mehr die Zeit gefunden, diese Entspannungsübung zu praktizieren. Nach der Krebs-Diagnose habe ich progressive Muskelentspannung gelernt. Alles schön und gut, aber ich persönlich habe es nicht geschafft, mir tagtäglich eine Auszeit zu nehmen, um grob gesagt, zu meditieren. Wie bereits beschrieben, konnte ich ja auch deswegen die Visualisierung nach Simanton nicht richtig ausüben. Eigentlich ist das auch kein Wunder, wenn man ständig mit drei Kindern konfrontiert ist. Was ich damit sagen will, ist folgendes: Diese Methoden sind sicherlich wunderbar, um sich selbst zu beruhigen, um das Lebensgefühl zu verbessern, um mit dem Alltagsstress besser zurecht zu kommen, aber für mich persönlich sind sie leider aus rein praktischen Lebensumständen heraus nichts! Halt! Heute habe ich mich mit meiner Psychologin darüber unterhalten. Nachdem ich ihr sagte, dass ich zwar die Progressive Muskelentspannung in meinem Falle für erfolglos gehalten habe, da ich weder Chance noch Lust habe, mich regelmäßig für eine halbe Stunde in den Keller zu verziehen, sagte sie mir, wenn mir inzwischen möglich sei, unter Stress wie beispielsweise beim Zahnarzt, zu spüren, wenn ich total angespannt bin und etwas dagegen zu tun, sei die Behandlung erfolgreich gewesen. Und das kann ich, also scheint diesbezüglich ja alles in Ordnung zu sein.

Ich habe oft von Patienten gehört, die auf makrobiotische Diät schwören. Keiner hat je behauptet, dass dadurch die Krankheit beseitigt werden kann, aber viele fühlen sich gut damit. Aber wenn die Lebensumstände nicht passen, hat man, wenn man sich nicht total darauf versteift, nicht einmal die Möglichkeit, das auszuprobieren. Seinen Verbrauch an tierischen Nahrungsmitteln zu reduzieren, ist da schon leichter durchzuführen und wenn man erst einmal seine deutsche „Schweinebraten-Ernährungs-Mentalität" überwunden hat, ist es vielleicht sogar möglich, am Tag fünf vegetarische Mahlzeiten einzunehmen. Wenn die Finanzen stimmen, können die sogar aus dem Bio-Laden stammen. Dass das allgemein der Gesundheit zuträglich ist, dürfte sich ja inzwischen herumgesprochen haben.

Meiner Erfahrung nach passiert es eher zufällig, dass man von einer Chance erfährt, die eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation verspricht und die auch ansonsten mit der persönlichen Lebensplanung übereinstimmt. Aus Gründen, die letztendlich ich Dunklen liegen bleiben, kann es dann passieren, dass man auf diesen Zug aufspringt. Und eigentlich glaube ich, dass Entscheidungen, die so getroffen werden, im Allgemeinen richtig sind.

Genau so kam ich zu zwei Dingen, die sich für mich letztendlich als Wesentlich herausgestellt haben:

Per Zufall wurde ich letzten Sommer auf Aloe Vera aufmerksam, eine Pflanze, die wie ein Kaktus aussieht, aber eine Lilie ist. Ihr Saft ist äußerst hilfreich, wenn es um das Heilen von Verbrennungen und anderen Wunden der Haut geht. Man sagt ihr aber auch nach, dass sie bei vielen anderen Erkrankung positive Auswirkungen zeigt. Natürlich bekam ich wieder einmal Literatur in die Hand, die das medizinische Potential der Pflanze in einer Art beschrieb, die mich äußerst skeptisch werden ließ. Es fehlte nur noch, dass behauptet wurde, dass man mit ihr Löcher in den Schuhsohlen flicken kann. Trotzdem besorgte ich mir den Saft (in sehr reiner Form) und nahm jeden Morgen einen Löffel davon, vermischt mit Saft zu mir. Es dauerte ungefähr drei Wochen, bis ich das erste Mal von Bekannten hörte, dass meine Lymphknoten wohl abgeschwollen seien. Das hörte ich noch öfter. Leider trat diese Wirkung scheinbar nur im Halsbereich auf. Ob sich die Vergrößerung der anderen Lymphknoten dadurch verlangsamt hat, kann ich nur vermuten. Jedenfalls fühlte ich mich darauf zumindest aus kosmetischen Gründen wohler. Als ich für wenige Wochen aufhörte, Aloe Vera zu nehmen, hatte ich den Eindruck, dass die Lymphknoten wieder größer wurden. Ich habe allerdings weltweit von keinem anderen CLL-Patienten etwas über positive Erfahrungen mit Aloe Vera gehört. Ein russische Ärztin, die mir einige sehr interessante Dinge darüber erzählte, wie Mediziner in Ländern arbeiten, die keine Gelder haben, um die Aktionäre der Pharmaindustrie zu unterstützen, sagte mir noch, dass die beste Methode sei, die Aloe Vera Pflanze eine Woche im Kühlschrank zu lagern und dann auszupressen. Auf diese Weise würde die Pflanze "im Todeskampf" noch besondere Energien entwickeln.

Eine Patientin aus Österreich hatte mir eine Mail geschickt, die besagte, dass sie bezüglich ihrer Erkrankung inzwischen alles etwas gelassener sehen würde, da sie im Krankenhaus bei der regelmäßigen Kontrolle ihrer Werte von zwei anderen CLL-Patienten gehört hatte, denen ein Heiler in den Südtiroler Dolomiten dazu verholfen hätte, dass sich die Symptome der Erkrankung massiv zurückgebildet hätten. Sie fuhr dann selbst zu einer Behandlung zu diesem Mann. Er stellte beispielsweise eine alte Knieverletzung bei ihr fest, die er sofort heilte. Der Erfolg davon war für sie gleich zu spüren. Es machte ihr keine Probleme mehr, in der wunderschönen Landschaft 1 1/2 Stunden zu wandern, ohne, dass sie irgendwelche Schmerzen bekam.

Nach einiger Zeit bekam ich von Ihr die Nachricht, dass ihre Blutwerte sich zwar bei der ersten Untersuchung nach der Behandlung in Südtirol wie gewohnt verschlechtert hätten, bei der letzten Untersuchung vor ein paar Tagen hätten sie sich aber verbessert, was vorher noch nie passiert sei. In welchen Bereichen sich die Veränderung der Werte abgespielt hat, weiß ich nicht.

Mich hat die Sache aus mehreren Gründen von Anfang an interessiert. Ich gebe zu, dass einer davon der war, dass ein Besuch bei diesem Heiler für mich die Möglichkeit beinhaltete, eine mehrtägige Tour mit dem Motorroller in den Dolomiten zu unternehmen.

Ich wartete also ab, bis der Zeitpunkt zu einem Besuch gekommen war. Im Spätsommer dieses Jahres standen die Sterne nicht schlecht, das heißt, meine Familie war kurzzeitig nicht auf mein Vorhandensein angewiesen, der Wetterbericht prophezeite halbwegs akzeptable Temperaturen ohne große Niederschlagsgefahr und meine Bronchitis, die mich seit Wochen piesackte, war halbwegs ausgeheilt. Außerdem war es möglich, kurzfristig einen Termin bei dem Heiler zu bekommen.

Ich fuhr also von München bis nach Brixen, bog dann bei herrlichem Wetter in Richtung Dolomiten ab und kam dann nachmittags um 5 Uhr an. Die Tochter des Mannes hat eine Pension, und so war die Frage des Übernachtens kein Problem.

Die Behandlung begann ziemlich schnell. Wir betraten ein Zimmer, auf einem Tisch lag so etwas wie Miniturpatronengurte, die Glasbehälter enthielten. Diese Behälter kannte ich als Glubolibehälter von Homöopathen. Sie enthielten die unterschiedlichsten Substanzen. Es waren auf jeden Fall nicht nur weiße Kugeln, sondern Pulver, Flüssigkeiten, und beispielsweise auch metallische Proben. Der Heiler setzte sich davor hin, hatte vor sich ein Marmeladenglas stehen, das mit Papieren gefüllt war und neben sich einen Koffer, in dem sich unter anderem mehrere in Kunststoff eingeschweißte Papiere befanden. Er nahm meine Hand in seine linke Hand, in die rechte nahm er ein Pendel und fragte, was mir denn fehle. An diesem Punkt bin ich mir nicht mehr ganz sicher, es könnte auch sein, dass ich von mir aus sagte, dass ich Leukämie habe. Ihm entfuhr auf jeden Fall das Wort "Scheiße", was in mir den Eindruck verstärkte, es nicht mit einem esoterisch geprägtem Schöngeist zu tun zu haben. Er legte ein eingeschweißtes Papier mit der Zeichnung eines menschlichen Körpers vor sich hin und fragte laut: "Wo ist die Störung?" Dabei bewegte er das Pendel über die Zeichnung und verharrte dann auf einer kleinen Zeichnung, die die Bestandteile des Blutes zeigte. Das Pendel bewegte sich grundsätzlich auf zwei unterschiedliche Arten. Entweder es pendelte von links nach rechts, oder es verfiel in ein Kreisen. Eine dieser Bewegungen bedeutete "OK", die andere "Störung", Bei mir stellte sich sofort heraus, dass etwas mit den roten Blutkörperchen und den Blutplättchen nicht stimmte. Meine Erkrankung, die Chronische Lymphatische Leukämie ist ja eine Erkrankung bestimmter weißer Blutkörperchen und deswegen war mir das nicht so ganz einsichtig. Nachdem er festgestellt hatte, wo die Störung lag, fragte er über das Pendel seine Patronengurte, welche der Substanzen mir helfen könne. Den Glasbehälter, der die jeweilige Substanz enthielt, steckte er mir zwischen meine Finger der linken Hand. Eine Substanz davon war ein Stück Holz, das die Form einer Knoblauchzehe hatte. Daraus schließe ich, dass er zumindest teilweise auch Symbole verwendet.

Er untersuchte auf die beschriebene Weise meinen Körper mehrmals, wobei eigentlich immer herauskam, dass mit meinem Blut etwas nicht stimmte. Er fand dann immer wieder andere Mittel, dagegen vorzugehen, doch davon später. Irgendwann stellte er fest, dass an meinem Herz etwas nicht stimmte, dass beispielsweise ein Herzklappe ihre Funktion nicht richtig erfüllte. Was das genau war, habe ich vergessen, es hat mir aber gezeigt, das der Mann ein gewisses medizinisches Wissen hat.

Daraufhin sagte er mir, dass ich mich auf ein Sofa legen solle, da er mich jetzt "operieren" müsse. Er sagte das wirklich sozusagen in Anführungszeichen. Er legte seine Uhr auf meine Brust, schaltete sein Telefon ab, setzte sich, legte seine Finger in meine Herzgegend und konzentrierte sich. Nach einer gewissen Zeit, ich vermute cirka 10 Minuten, beendete er die Sache und wir setzten uns wieder an seinen Tisch. Er fuhr mit der Untersuchung fort, ich hatte den Eindruck, er "betrachtete" meinen Körper gewissenhaft von allen möglichen Seiten und versuchte alle möglichen Krankheitsherde auszuschließen.

Ich hab anfangs das Erscheinungsbild des Heilers nicht erwähnt. Er hatte eine Südtiroler Weinbauernschürze um und wirkte auch sonst absolut bodenständig auf mich. Nicht im üblen Sinne, sondern irgendwie wie ein guter Handwerker, der weiß, was er tut. Bei der Untersuchung wirkte er total konzentriert. Irgendwie wie ein Automechaniker, dem ich schildere, was an meinem Auto kaputt ist und der sich dann wortkarg auf seine, sich in vielen Jahren erarbeitete Lösungsstrategien konzentriert. Zwischendurch sagte er auch immer, man müsse nach dem "Warum" der Störung fragen. Inzwischen bin ich mir sicher, dass er unter "Fragen" "Pendeln" versteht, da er sich vollkommen sicher zu sein scheint, dass das Pendel ihm Antworten auf seine Fragen gibt, ähnlich wie sich ein Arzt beispielsweise auf sein EKG-Gerät verlässt, oder unsereiner auf seine Sinnesorgane.

Da er noch einen anderen Patienten erwartete, brach er für diesen Tag seine Untersuchung mit mir ab. Ich gab mich noch der guten ladinischen Küche und einer Flasche enttäuschenden Südtiroler Weines hin.

Eines erscheint mir in diesem Zusammenhang noch erwähnenswert: Während der Untersuchung läutete zweimal das Telefon. Es waren Patienten (Kunden?) am Apparat, die von ihm Ratschläge forderten. Bei dem ersten Telefonat ging es darum, dass eine Frau wissen wollte, ob ihr Sohn seine Arbeitsstelle behalten würde oder nicht, das zweite Telefonat war in italienischer Sprache, es ging scheinbar um Gesundheitsprobleme. Der Heiler nahm in beiden Fällen "locker" sein Pendel zur Hand und gab Auskunft und zwar in einer so sicheren Art und Weise, als ob er für irgend jemand etwas in einem Lexikon nachgeschlagen hätte.

Am nächsten Vormittag setzten wir die Sitzung fort. Ich machte den Heiler darauf aufmerksam, das ich von meinem medizinischen Wissen her der Meinung sei, dass bei mir in erster Linie die Lymphozyten gestört seien. Daraufhin untersuchte er mich auf die beschriebene Methode noch einmal und entdeckte ein gutartiges Geschwür in meiner Brust, was er dann auch durch Handauflegen heilte. Er meinte, dieses Geschwür hätte etwas mit der CLL zu tun. Außerdem stellte er noch fest, dass ich unter Eisenmangel leide. Später sagte mir mein Hausarzt, dass das an meinem Blutbild nicht festzustellen sei, aber dass es im Körper Eisendepots gäbe, die durchaus leer sein könnten.

An Medikamenten gab er mir mit: Zwei Flaschen mit einer Flüssigkeit, die der Blutreinigung dient. Ich muss sie eine halbe Stunde vor dem Frühstück einnehmen. Es ist Wein mit Kräutern. Um der Bronchitis noch total den Garaus zu machen, muss ich meine Brust mit einem Schnaps einreiben, der "knoblauchgetränkt" ist. Für meine Füße (vermutlich CLL-verursacht, leide "wirklich" ich auch noch an einer "Polyneuritis"), gibt es eine entsetzlich nach Petroleum riechende Flüssigkeit. Außerdem riet er mir dringend, alle Schuhe in meiner Familie mit Dieselöl auszureiben, um die Schadstoffe wirkungslos zu machen, die bei der Lederbearbeitung verwendet werden.

Am ersten Abend hatte mir der Heiler auch noch vorgeschlagen, in drei Ecken meines Schlafzimmers für eine gewisse unterschiedliche Zeit Eier zu deponieren und ein Gemisch aus Bohnen und Milch anzusetzen, irgendwo hinzustellen, wo die Geruchsbelästigung erträglich sei und nach 20 Tagen ins WC zu schütten. Am nächsten Tag fragte ich dann doch nach dem Sinn. Ich hätte ja kaum Berührungspunkte mit den Substanzen und was das Ganze denn solle? An diesem Punkt wurde er etwas wortkarg, vermutlich, weil er wusste, dass seine Erklärung für viele Menschen unverständlich ist. Er sagte, dass wohl irgend jemand für meine Erkrankung verantwortlich sei, ein böser Mensch oder ein Toter. Nach meinem wohl sehr rätselhaftem Blick setzte er sein Pendel wieder ein und fand heraus, dass es in meinem Fall jemand sei, der acht Generationen vor mir gelebt hat und zwar jemand aus der väterlichen Linie. Dieser Mensch habe irgendwelche Unanständigkeiten begangen wie Tiere quälen oder Betrügen und, das vermute ich, könne wohl keine Ruhe finden. Daraufhin wendete sich unsere Unterhaltung in eine philosophische Richtung und wir diskutierten, ob Seelen unsterblich seien oder nicht.

Interessant in diesem Zusammenhang scheint mir zu sein, dass momentan eine absolut "modische" Strömung in der Psychotherapie das "Familienstellen" ist, eine Technik mit der man unter anderem versucht, den Einfluss lange verstorbener Familienmitglieder auf jetzt lebende Personen auszuschalten. Meine Psychologin berichtete mir, dass sie Patienten habe, die aus solchen Sitzungen vollkommen verwirrt herauskämen. Beispielsweise sagt eine Patient einem anderen bei so einer Sitzung, er solle sich an einer bestimmten Stelle des Raumes hinstellen und er stelle jetzt seinen Vater dar. Es kommt vor, dass der Mitpatient dann beispielsweise sagt, dass er das Gefühl habe, dass neben ihm noch jemand stehen müsse. Durch Nachforschungen komm dann beispielsweise heraus, dass dieser Vater einen Zwilling hatte, der bei der Geburt verstorben ist. Niemand im Raum (außer vielleicht dem eigentlichen Patienten) konnte davon eine Ahnung haben. Der Einfluss von Verstorbenen auf heute Lebende scheint also nicht unbedingt total aus er Luft gegriffen zu sein, auch wenn es verrückt klingt.

Meine Frau leidet auch an Krebs und ich fragte den Heiler, ob er für sie vielleicht auch etwas tun könne. Seine spontane Reaktion war:" Wie heißt Deine Frau?" "Renate" Er nahm wieder mein Hand und sagte: "Also Du bist jetzt für mich die Renate." Er befragte (bependelte) seine Fläschchen und sagte ziemlich schnell "Da ist etwas mit den Drüsen". Ich wollte gerade sagen, "Ja klar, ihr wurde vor Jahren die Schilddrüse entfernt", als er mir zuvorkam: "Da ist eine Störung an der Bauchspeicheldrüse". Er gab mir meine Medikamente, bewunderte noch meinen Motorroller (ich hatte wirklich den Eindruck, dass er am liebsten mit mir ins Trentino weitergefahren wäre), und dann verließ ich ihn.

Am selben Abend habe ich meine Frau angerufen, und ihr von der "Ferndiagnose" erzählt. Sie kam mir im ersten Moment reichlich verunsichert vor, da ihr Ihre Hausärztin, die sehr fiel mit Akupunktur arbeitet, seit Wochen gesagt hatte, dass an ihrem Bauchspeicheldrüsen-Meridian etwas nicht stimme.

Ach ja, ich habe ihn natürlich noch gefragt, wann ich wiederkommen solle. Er sah mich ziemlich erstaunt an und sagte, dass das wohl nicht nötig sein würde, ich sei ja schließlich geheilt (von einer unheilbaren Krankheit???). Ehrlich gesagt, ich konnte das nicht glauben, ich wäre ja auch mit einem "Herunterfahren" der Symptome und damit einem Herauszögern der Chemotherapie zufrieden gewesen.

Diese Erfahrungen mit dem Heiler habe ich gleich, nachdem ich wieder zu Hause war, geschrieben und inzwischen kaum verändert.. Ich wollte nicht, dass er geprägt davon ist, ob die Behandlung letztendlich erfolgreich war oder nicht.

Bei den nächsten Untersuchungsterminen stellte ich heraus, dass meine Zustand weiterhin stabil ist. Allerdings fand ich anhand einer Computergrafik heraus, dass mein Thrombozytenwert sich im Laufe der vergangenen Jahre kontinuierlich und ohne große Schwankungen verschlechtert hat. Ich kann mir an dieser Stelle die Bemerkung nicht verkneifen, dass ich es war, der das bemerkte und keiner meiner Ärzte. Ich erkundigte mich im Internet, ob irgendein Patient ein Mittel wüsste, dass den Abfall der Thrombozyten auf relativ ungefährliche Art und Weise bremsen kann. Mir wurde eine Mixtur von B-Vitaminen in einer extrem hohen Dosierung empfohlen. Ich fing erst einmal mit der empfohlenen Kombination allerdings in einer relativ normalen Dosierung an, nachdem ich mich der vermuteten Unschädlichkeit versichert hatte.

Nachdem jetzt ein halbes Jahr vergangen ist, muß ich leider feststellen, das der Besuch bei dem Heiler an meinen Blutwerten nicht geändert hat. Die Bronchitis war hinterher verschwunden und ist seitdem nicht mehr aufgetreten. Die Polyneuritis hat sich nicht verschlechtert, die Beschwerden sind eher zurückgegangen. Die folgenden Wochen nach dem Besuch beim Heiler befand ich mich psychisch in einer äußerst guten Verfassung. Natürlich könnte das auch daran liegen, dass der Besuch mit einer sehr schönen Motorradtour verbunden war.

Inzwischen bin ich soweit, dass ich in zwei Tagen meine ursprüngliche Arbeit als Lehrer wieder aufnehmen werde. Finanzielle Gründe sind die Ursache dafür und es kostet mich schon ein großes Maß an Selbstüberredung, dieser Tatsache etwas Positives abzugewinnen.

Leider hat sich bei meiner letzten Untersuchung herausgestellt, dass meine Thrombozyten inzwischen in einen nicht mehr tolerierbaren Bereich abgesunken sind. Vitamin B hat da auch nicht geholfen - dafür ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen sehr stark gestiegen. Alles deutet nun darauf hin, dass ich mich wohl in kurzer Zeit eine Chemotherapie aussetzen muss.

Aber immerhin habe ich den Beginn dieser Therapie zwei Jahre herauszögern können. Sicher ist der Hauptgrund dafür, dass ich einen sehr guten Arzt gefunden habe, aber, wer weiß, vielleicht hat auch das eine oder andere alternative Mittelchen oder zumindest die Strategie, Stress zu vermeiden, geholfen.

Auf alle Fälle ist es nach meiner Erfahrung sinnvoll, sich die Steuerung des Widerstandes gegen die Krankheit nicht aus der Hand nehmen zu lassen, sondern auszuprobieren, wohin einen die Nase hinführt. Zumindest das psychische Wohlbefinden betreffend, habe ich damit gute Erfahrungen gemacht.

Inzwischen sind im Internet gute und gutverständliche Informationen über schulmedizinische Therapien zu finden. Informationen zu den Nebenwirkungen der Medikamente werden heruntergespielt. Ob das gut ist oder nicht, darüber kann man sicher streiten. Leider hat es sich für mich als äußerst schwierig, wenn nicht gar als unmöglich herausgestellt, mir umfassende Informationen über naturheilkundliche oder überhaupt alternative Methoden der Behandlung meiner Erkrankung zu verschaffen. Auf die letztendlich politisch-ökonomischen Gründe einzugehen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.

Autor: Martin Bergmann.Registrierte Mitglieder von Leukämie-Online können den Artikel hier direkt kommentieren.