Ein neuer Blutwert ermöglicht die frühzeitige Erkennung der gefürchteten Abstoßungsreaktion nach Übertragung von fremden Blutstammzellen. Wissenschaftler und Ärzte der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums ein Markermolekül im Blut von Patienten identifiziert, das die beginnende Zerstörung von Lebergewebe und Darmschleimhaut anzeigt.
"Diese Ergebnisse können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Stammzelltransplantation sicherer zu machen, da nun eine Therapie der Abstoßungsreaktion frühzeitig begonnen werden kann", erklärt Professor Dr. Peter Dreger, Leitender Oberarzt und Leiter der Sektion Stammzelltransplantation, der gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Thomas Luft und Kollegen die Arbeit in der renommierten Zeitschrift "Blood" veröffentlicht hat.
Die Übertragung von Blutstammzellen von einem gesunden Spender (
allogene Stammzelltransplantation) ist eine bewährte Behandlungsmethode für viele Menschen mit ansonsten unheilbaren Leukämie- und Lymphom-Erkrankungen. Dennoch ist das Verfahren aufgrund der Unterschiede zwischen dem Immunsystem des Spenders und dem des Empfängers immer noch mit teilweise erheblichen Risiken und Komplikationen behaftet, die seine Anwendung einschränken.
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion: Zellabbauprodukte sind im Blut messbar
Die schwerwiegendste Komplikation der Stammzelltransplantation ist die Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion (engl. "
Graft-Versus-Host Disease", kurz
GVHD): Das Spenderimmunsystem, das mit den
Stammzellen übertragen wird, löst dabei eine Abstoßungsreaktion gegen die Gewebe des Empfängers aus. Als typische Folge sterben Zellen der
Leber und des Darmtraktes ab, so dass es schließlich zu einem kompletten Organversagen kommen kann. Bei dem als
Apoptose bezeichneten Zellsterben werden die Zellbestandteile sowie ihre Abbauprodukte letztlich freigesetzt und gelangen ins Blut.
Dr. Thomas Luft, Facharzt an der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie, und seine Kollegen zeigten anhand von Blutproben von 50 transplantierten Patienten mit
GVHD, dass die Menge eines bestimmten Abbauprodukts, des Cytokeratin-18-Fragments (CK18F), mit dem Zellsterben korreliert und damit Aufschluss über den Schweregrad der Abstoßungsreaktion gibt: Bei allen Patienten war während der
GVHD der Wert für CK18F deutlich erhöht. Umgekehrt sank die Menge des Markermoleküls bei Patienten, bei denen die
GVHD durch so genannte Immunsuppressiva (Medikamente, die das Abwehrsystem schwächen) erfolgreich behandelt werden konnten. Bei Patienten, bei denen die Therapie mit Immunsuppressiva fehlschlug, stiegen die CK18F-Werte dagegen weiter an.
Bisher standen nur unspezifische Indikatoren zur Verfügung
Bisher konnte die Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion nur anhand relativ unspezifischer Merkmale festgestellt werden. Die Messung des CK18F-Wertes liefert nun erstmalig einen objektiven, spezifischen Laborparameter für die Aktivität dieser Komplikation, der zugleich eine frühzeitige Diagnose einer beginnenden
GVHD ermöglicht: Wie die Untersuchungen der Forschergruppe um Dr. Luft zeigten, stieg die CK18F-Menge häufig bereits an, lange bevor äußerliche Anzeichen einer Abstoßungsreaktion erkennbar wurden. Im Vergleich dazu nahm der CK18F-Wert unter verschiedenen anderen Bedingungen (z. B. Infektionen, Schleimhautentzündungen oder
Chemotherapie bedingter Hepatitis), die aufgrund ähnlicher
Symptome bisher nur schwer von der
GVHD abgrenzbar waren, nicht zu.
Diese Ergebnisse dürften künftig einerseits bessere Erkennungs- und damit auch Behandlungsmöglichkeiten für die Abstoßungsreaktion erlauben. Andererseits bilden sie eine wichtige Grundlage für weitergehende Forschungsarbeiten zum Verständnis und zur Verhinderung dieser gefährlichsten Komplikation der Stammzelltransplantation.
Ansprechpartner:
Professor Dr. Peter Dreger
Leitender Oberarzt und Leiter der Sektion Stammzelltransplantation
06221 / 56-8008
E-Mail:
Dr. Dr. Thomas Luft
Facharzt an der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie
06221 / 56-8008
E-Mail:
Quelle: Innovationsreport vom 23.10.2007 allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Apoptose
Durch die Zelle aktiv ausgelöster (programmierter) Zelltod.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Leber
Die Leber (griech. Hepar) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Zu den wichtigsten Funktionen gehören die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe wie z. B. Gerinnungsfaktoren, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung von Medikamenten verantwortlich.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
GVHD
Andere Bezeichnungen: Graft-versus-Host-Disease; Bedeutung: Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
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