Die Behandlung von Leukämiepatienten mit Knochenmarkspenden könnte laut einer neuen Studie in der Fachzeitschrift "Blood" in Zukunft sicherer werden. Von Mäusen ist seit einiger Zeit bekannt, dass bestimmte Zellen des Immunsystems gefährliche Abstoßungsreaktionen unterdrücken können. Bislang fehlten jedoch geeignete Verfahren, diese regulatorischen T-Zellen sicher zu isolieren. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat jetzt eine einfache Methode entwickelt, die Zellen in hoher Reinheit aus dem Blut zu filtern.
In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert-Koch-Instituts jährlich über 9.000 Menschen an Leukämie. In ihrem Blut befinden sich überwiegend unreife weiße Blutzellen, die die gesunden Zellen verdrängen und eine normale Blutbildung verhindern. Eine
Chemotherapie zerstört die kranken Zellen der Patienten, die dann häufig durch eine Knochenmarkspende ersetzt werden müssen.
Graft versus Host Disease
"Allerdings", so Dr. Markus Kleinewietfeld vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), "richten sich die in der Knochenmarkspende enthaltenen aggressiven Abwehrzellen bei 30 bis 50 Prozent der Patienten gegen den Empfänger." Diese häufig tödlich verlaufende Abwehrreaktion wird „Graft versus Host Disease“ (GvHD) genannt. Mit Hilfe regulatorischer T-Zellen aus dem Blut des Spenders könnte die Abwehrreaktion unterdrückt werden.
"Bisher war es aber nicht möglich, menschliche regulatorische T-Zellen in Reinform sicher zu isolieren", so Kleinewietfeld. Da sich das zur Isolation verwendete Oberflächenmerkmal (CD25) beim Menschen auch auf den aggressiven Abwehrzellen befindet, war es nicht möglich die nützlichen von den schädlichen Immunzellen eindeutig zu trennen.
Die Guten ins Töpfchen…
Den Wissenschaftlern des MDC gelang es nun zusammen mit Kollegen der Fondazione Santa Lucia in Rom anhand anderer Merkmale (CD49d und CD127), die aggressiven und schädlichen Abwehrzellen von den nützlichen, regulatorischen Zellen abzutrennen. Damit ist es jetzt möglich, regulatorische T-Zellen auch aus menschlichem Blut in hoher Reinheit zu isolieren.
In Mäusen konnten die Wissenschaftler damit bereits eine besonders schwere Form der Abwehrreaktion 'Graft versus Host Disease' unterdrücken. Jetzt wollen die MDC-Forscher in einer ersten klinischen Studie in Singapur die regulatorischen Zellen bei Leukämiepatienten einsetzen, die die schwere Abstoßungsreaktion nach einer Knochenmarkstransplantation entwickelt haben.
Viele Anwendungsmöglichkeiten
Laut Dr. Olaf Rötzschke, der kürzlich vom MDC an das "Singapore Immunology Network" (SIgN) des BIOPOLIS Campus wechselte, bietet Singapur mit seiner Infrastruktur sowie der finanziellen Ausstattung günstige Voraussetzungen für solche
klinischen Studien.
"Abhängig vom Ausgang dieses klinischen Versuchs könnten regulatorische T-Zellen in Zukunft möglicherweise auch für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Allergien und Transplantatabstoßungen genutzt werden", hofft Dr. Kirsten Falk, die Leiterin des MDC-Teams.
Quelle: SCINEXX Das Wissensmagazin vom 24.10.2008 Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
GVHD
Andere Bezeichnungen: Graft-versus-Host-Disease; Bedeutung: Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CAM
Komplementär- und Alternativmedizin (englisch abgekürzt: CAM, Complementary and Alternative Medicine)
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Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
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