Für den
monoklonalen Antikörper Rituximab zeichnet sich ein erweiterter Einsatz beim
Non-Hodgkin-Lymphom (
NHL) ab, so die Ergebnisse von drei größeren Studien, die auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) kürzlich vorgestellt wurden. Zwei dieser Studien wurden in Deutschland durchgeführt, so ein Artikel im Deutschen Ärzteblatt.
(Auszug aus dem Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 7.6.2004)
Rituximab bindet hochspezifisch an das CD20-
Antigen, das von vielen Tumorzellen des Non-Hodgkin-Lymphoms (
NHL) gebildet wird. Der
Antikörper ist seit 1998 in Deutschland zur Behandlung des
NHL zugelassen. In der Regel kommt es jedoch erst nach Versagen anderer
Chemotherapien zum Einsatz. Standard ist hier in vielen Fällen seit 25 Jahren das CHOP-
Protokoll, die Kombination aus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison. Der Hersteller strebt aber eine Ausweitung der
Indikation an, was ihm nach und nach auch gelingt. Die jetzt auf der ASCO-Tagung vorgestellten Studienergebnisse dürften dies erleichtern.
Die erste Studie betrifft Patienten mit einer einer
NHL-Variante, dem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom. Standard war auch hier das CHOP-
Protokoll. Eine Variante, in der Cyclophosphamid durch Etoposid ersetzt wurde, war Gegenstand einer größeren Multicenter-Studie an 18 Zentren unter Leitung von Michael Pfreundschuh von der Universität Homburg/Saar.
Die Patienten erhielten entweder sechs Zyklen der CHOP-ähnlichen
Chemotherapie oder eine Kombination aus diesem CHOP-Regime mit Rituximab. Bei initialer Massenerkrankung oder extranodalem Befall erhielten die Patienten in beiden Gruppen zusätzlich eine Radiotherapie. Ursprünglich sollten 824 Patienten in die Studie aufgenommen werden. Doch bereits die erste Zwischenauswertung ergab, dass Rituximab den primären Endpunkt “Zeit bis zum Therapieversagen (TTF)” verlängert. Die Studie wurde daraufhin abgebrochen.
Nach 15 Monaten waren unter der Kombinationsbehandlung 84 Prozent der Patienten in Vollremission gegenüber nur 62,5 Prozent unter alleiniger CHOP. Auch die Gesamtrate der Vollremissionen war mit 84,7 versus 66 Prozent höher. Das Gesamtüberleben konnte von 92 auf 98,5 Prozent gesteigert werden. Sollten sich die Ergebnisse auch während einer längeren Nachbeobachtungszeit stabilisieren, könnte diese Variante des
NHL schon bald zu den “besiegten Krebserkrankungen” gezählt werden, wird Prof. Pfreundschuh in der Presseerklärung zitiert.
Die zweite Studie betrifft das Mantelzell-Lymphom (MCL), einer seltenen, aber äußerst schwierig therapierbaren Variante des
NHL. Hier zeigt eine Studie der Deutschen Low Grade Lymphom Studiengruppe (GLSG) um Wolfgang Hiddemann von der Universität München, dass der Zusatz von Rituximab die Therapieergebnisse deutlich verbessert.
Im Rahmen der Studie wurden 122 Patienten mit neu diagnostiziertem MCL (Stadium III oder IV) entweder mit CHOP oder mit CHOP plus Rituximab behandelt. Rituximab erhöhte nicht nur die Rate der Vollremissionen von sieben auf 34 Prozent. Auch die Zeit bis zum Therapieversagen wurde von 14 auf 22 Monate verlängert. Martin Dreyling von der Universität München bezeichnete in New Orleans die kombinierte Immunchemotherapie als möglichen neuen Goldstandard in der Behandlung des MCL. Diese Einschätzung erfolgte auch vor dem Hintergrund der tolerierbaren Nebenwirkungen. Zwar verschlechterte der Zusatz von Rituximab die Verträglichkeit. Doch die Rate von lebensgefährlichen schweren Infektionen war in beiden Gruppen mit einem Prozent gering.
Auch die dritte auf der Tagung vorgestellte Studie zum
NHL bestätigte die gute Wirkung von Rituximab. Die Eastern Cooperative Oncology Group, eine amerikanische Studiengruppe, hatte Rituximab bei Patienten mit fortgeschrittenem indolenten
NHL (Stadium III oder IV des folliculären oder kleinen lymphozytischem
NHL) eingesetzt. Diese Tumoren zeichnen sich durch eine hohe Rezidivneigung nach dem Erfolg der initialen
Chemotherapie aus. Untersucht wurde, ob eine
Erhaltungstherapie mit Rituximab die Rate der Rückfälle verhindern kann.
Dies scheint der Fall zu sein. Zwei Jahre nach dem Ende der Erstbehandlung waren noch 74 Prozent der Patienten im Rituximab-Ast gegenüber 42 Prozent in der
Kontrollgruppe in
Remission. Nach vier Jahren waren es 58 Prozent statt 34 Prozent. Auch diese Studie wurde aufgrund der guten Ergebnisse inzwischen abgebrochen. Die Autoren um Howard Hochster von der New York Universität hoffen, dass Rituximab langfristig das Gesamtüberleben der Patienten verbessert. Dies konnte beim indolenten
NHL bisher für keine
Chemotherapie gezeigt werden.
Quellen: Deutsches Ärzteblatt vom 07.06.2004ASCO-Presseinformationen vom 05.06.2004 Non-Hodgkin-Lymphom
Unter Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Gruppe von malignen Tumoren des lymphatischen Systems mit ganz unterschiedlichem Malignitätsgrad zusammengefasst. Histologisch sind die NHL durch eine follikuläre oder diffuse Proliferation maligner lymphatischer Zellen, vorwiegend B-Zellen, charakterisiert. Unterscheidet sich im Zellbild vom Hodgkin- Lymphom.
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Kontrollgruppe
In einer klinischen Studie erhalten die Teilnehmer in der „Kontrollgruppe" entweder ein Placebo (ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff) oder die Standardtherapie, die mit der neuen Therapie verglichen wird.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
indolent
nicht schmerzhaft
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Non-Hodgkin-Lymphom
Unter Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Gruppe von malignen Tumoren des lymphatischen Systems mit ganz unterschiedlichem Malignitätsgrad zusammengefasst. Histologisch sind die NHL durch eine follikuläre oder diffuse Proliferation maligner lymphatischer Zellen, vorwiegend B-Zellen, charakterisiert. Unterscheidet sich im Zellbild vom Hodgkin- Lymphom.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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