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Teil der diesjährigen CLL Horizons-Konferenz vom 5. bis 7. November war auch ein zweiteiliger Vortrag zum Themenkomplex CLL und Covid-19, der die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf Menschen, die an CLL erkrankt sind, thematisierte. Der erste Teil wurde von Dr. Renata Walewska aus Großbritannien präsentiert und beschäftigte sich damit, was bis heute über Covid-19 und CLL bekannt ist. Der zweite Teil wurde präsentiert von Prof. Florence Cymbalista, Universität Sorbonne in Frankreich, und behandelte das Thema Impfen und Medikamente gegen Covid-19.

Ein Bericht von Johannes Förner.

Teil 1: Covid-19 und CLL: Die Daten - Was wir heute wissen

Dr. Renata Walewska, Großbritannien

Dr. Walewska sagte als Einleitung, dass nicht viel bekannt sei über Covid-19 bei CLL-Patienten. Die Daten, die sie vortrug, beruhen im Wesentlichen auf Erfahrungen in Großbritannien.

Unabhängig vom Status der CLL haben CLL-Patienten ein beeinträchtigtes Immunsystem und deshalb ein höheres Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken und in der Klinik behandelt werden zu müssen. Jedoch gebe es keine verlässlichen Daten, um dieses erhöhte Risiko zu quantifizieren und ins Verhältnis zum Alter oder zum Geschlecht zu setzen.

Während die symptomatische Infektionsrate in einer italienischen Studie bei CLL-Patienten ähnlich der der Gesamtbevölkerung war, lag die Sterblichkeit in der untersuchten Altersgruppe (Durchschnittsalter 75) von CLL-Patienten um ca. 5% höher (30,4% bei CLL-Patienten gegenüber 25,5% in der Gesamtbevölkerung).

Eine andere, breiter angelegte Studie mit 198 CLL-Patienten (Durchschnittsalter 70) berichtete über eine Sterblichkeitsrate von 33% in der CLL-Gruppe. Die Werte waren ähnlich bei unbehandelten CLL-Patienten und solchen unter Therapie, auch mit BTK-Inhibitoren wie z.B. Ibrutinib. In dieser Studie gab es eine lokale Gruppe, in der die Sterblichkeitsrate um 13% niedriger war, auch Patienten ohne Symptome eingeschlossen waren. Generell war die Immunisierung von CLL Patienten durch die Infektion wesentlich niedriger (67% bei den CLL Patienten gegenüber 98% derer ohne CLL).

Eine weitere Initiative sammelte Daten von 3.377 Patienten von drei . Diese Patienten hatten generell hämatologische Erkrankungen, einschließlich CLL. Das Sterblichkeitsrisiko war bei Erwachsenen als bei Kindern (34% gegenüber 4%). Dabei spielte es eine untergeordnete Rolle, ob sich Patienten in einer Therapie befinden oder nicht. Die überlebte jedoch eine Covid-19-Erkrankung.

Es gibt eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten für an Covid-19 erkrankte CLL-Patienten – jedoch existieren keine spezifischen Studien für CLL-Patienten unter beispielsweise Dexamethason. Das Medikament Ronapreve (Kombination von Antikörpern, das sind Antikörper, die auf einen einzigen B-Lymphozyten zurückgehen) hat jedoch laut Studien einen positiven Einfluss auf die sogenannte 28-Tage-Sterblichkeit und reduziert diese um 20%. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass sowohl das Alter als auch die körperliche Verfassung einen Einfluss auf die Sterblichkeitsrate haben. Neue Medikamente sind in der Erprobungs- und Genehmigungsphase.

Die generellen Richtlinien für CLL-Patienten in Großbritannien wurden angepasst und bestehen aus fünf Punkten.

  • Verschieben der Therapie, wenn möglich
  • Falls eine Therapie nicht verschoben werden kann, sollte sie so einfach wie möglich anzuwenden sein, vor allem außerhalb der Klinik
  • Vermeidung einer Chemo-Immuntherapie
  • Klinikaufenthalte vermeiden
  • Infektionen vermeiden

Teil 2: Impfen und Medikamente gegen Covid-19

Prof. Florence Cymbalista, Universität Sorbonne, Frankreich

Generell haben CLL-Patienten, egal ob unter Therapie oder nicht, ein beeinträchtigtes Immunsystem. Es wurde von einer verminderten Immunantwort berichtet, speziell bei CLL-Patienten, die mit BTK-Inhibitoren wie Inbrutinib behandelt werden. Es gibt sehr wenige Daten über Impfresultate bei CLL-Patienten, da diese, wie andere immungeschwächte Patienten, von Phase-III-Studien zu mRNA-Impfstoffen ausgeschlossen wurden.

Prof. Cymbalista und ihr Team haben eine Studie mit 530 Teilnehmern durchgeführt, mit dem Ziel, die Antikörperantwort bei CLL-Patienten nach der ersten, zweiten und dritten Impfung mit einem mRNA-Impfstoff festzustellen. 40% der Teilnehmer hatten nie eine Therapie erhalten, 60% waren oder sind in Therapie.

Die Ergebnisse nach der ersten Dosis zeigten, dass nur 27% der geimpften Studienteilnehmer Antikörper entwickelten. Hierbei ist von Interesse, dass der Prozentsatz bei unbehandelten oder vorbehandelten CLL-Patienten, die momentan keine Therapie erhalten, bei 34% respektive 33% lag. In der Gruppe, die sich unter Therapie befand, entwickelten jedoch nur 15% Antikörper.

Nach der zweiten Dosis entwickelten 52% der Studienteilnehmer Antikörper. Auch hier gab es einen Unterschied zwischen den Untergruppen. Der Prozentsatz bei unbehandelten und vorbehandelten CLL-Patienten, die momentan keine Therapie erhalten, lag bei 72% respektive 60%. In der Gruppe, die sich unter Therapie befand, entwickelten nun 22% Antikörper. Die Aufteilung nach Therapie war wie folgt: Von den Patienten, die einen BTK-Inhibitor bekamen, entwickelten 22% Antikörper; bei Venetoclax waren es 52%. Die schlechteste Antikörperantwort zeigten Patienten, die eine Kombination aus Venetoclax und Anti-erhielten, sowie Patienten, die mit Venetoclax und Ibrutinib behandelt wurden.

Interessanterweise bildeten alle CLL-Patienten, die zuvor eine Covid-19-Infektion hatten, nach der ersten Impfung Antikörper. Die Menge an Antikörpern war ebenfalls signifikant höher.

Die dritte Impfung wurde nur solchen Patienten verabreicht, die nach der ersten und zweiten Dosis sehr wenige oder keine Antikörper gebildet hatten. Die Antikörperantwort lag bei diese Gruppe nun bei 35%.

Prof. Cymbalista gab folgende Empfehlungen basierend auf den Resultaten der Studie:

  • Infektionen vermeiden
  • Antikörperbestimmung nach der 2. und 3. Impfung
  • Eventuell Anpassung der Therapie (Impfen vor Therapiebeginn, Vermeidung von CD20 Antikörpern, BCL2-Inhibitoren erlauben eine bessere Antikörperantwort als BTK-Inhibitoren)
  • Anti-SARS-Cov2-Prophylaxe unmittelbar, nachdem man dem Virus ausgesetzt war. Das sind Antikörper, die das Virus neutralisieren können, bevor andere Zellen befallen werden

Es sind verschiedene verfügbar und in Entwicklung bzw. Studien. Diese könnten als Prophylaxe dienen, wenn Patienten nach der 3. Impfung keine Antikörper gebildet haben. Ob dies in Frage kommt, sollten CLL-Patienten mit ihrem behandelnden Hämatologen besprechen. (Mehr Informationen zu bereits zugelassenen Antikörper-Therapien gegen Covid-19 findet ihr zum Beispiel hier).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass CLL-Patienten – obwohl sie generell eine schlechtere Antikörperantwort zeigen – eine Auffrischungsimpfung erhalten sollten. Denn durch eine Impfung werden auch die T-Zellen und die Gedächtniszellen in die Lage versetzt, besser auf eine Infektion zu reagieren. Auffrischungsimpfungen sind generell bei CLL-Patienten indiziert, siehe z.B. STIKO-Empfehlung.

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