Bei bestimmten Hoch-Risiko-Patienten mit einer
akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) im Kindesalter bietet eine
Knochenmarktransplantation bessere Heilungschancen als die heute übliche
Chemotherapie. Dies ergab eine multinationale
randomisierte kontrollierte Studie in der Onlineausgabe des Lancet, so die Ärzte Zeitung.
Im Allgemeinen sind die Heilungschancen der pädiatrischen ALL sehr gut. Eine Ausnahme bilden jene etwa acht Prozent der ALL-Patienten, bei denen es nach einer ersten
Chemotherapie nicht zu einer Vollremission gekommen ist (“Induktionsversagen”) oder bei denen gewisse andere genetische oder hämatologische Merkmale anzeigen, dass die Chancen, innerhalb der nächsten vier Jahre ohne
Rezidiv zu bleiben, weniger als 35 Prozent betragen. Bei diesen Patienten bietet sich als Alternative eine
hämatopoetische Stammzelltransplantation an, die zwar höhere Behandlungsrisiken birgt als die
Chemotherapie, dafür aber bessere langfristige Heilungschancen verspricht. Da die Hoch-Risiko-ALL selten ist, konnte die Frage, welcher Ansatz besser ist, nur in einer internationalen
randomisierten kontrollierten Studie geklärt werden, an der sich pädiatrische Krebskliniken aus sieben Ländern beteiligten, darunter die deutschen Zentren in Gießen, Kiel und Frankfurt.
Insgesamt wurden 357 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die Suche nach einem geeigneten HLA-identischen Stammzellspender in der Familie war in 77 Fällen erfolgreich, und alle diese Patienten erhielten eine
allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation. Bei den übrigen 280 Kindern wurde eine
Chemotherapie durchgeführt. Die Studie begann bereits im April 1995, die letzten Patienten wurden im Dezember 2000 behandelt. Erst jetzt zeichnet sich ein Vorteil für die
allogene Stammzelltransplantation ab. Die Rate des krankheitsfreien Überlebens nach fünf Jahren betrug 56,7 Prozent gegenüber 40,6 Prozent nach der
Chemotherapie, was eine knapp signifikante Reduktion um 33 Prozent (
Hazard Ratio 0,67; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,46-0,99; p=0,02) ergibt. Der Vorteil der Stammzelltransplantation wurde erst 18 Monate nach der Behandlung erkennbar. Im Endpunkt Gesamtüberleben ist er auch nach fünf Jahren noch nicht signifikant (56,4 Prozent gegenüber 50,1 Prozent (
Hazard Ratio 0,73; 0,49-1,09; p=0,12).
Insgesamt sieht das Team um Adriana Balduzzi von der Universität Mailand einen Vorteil der
allogenen Stammzelltransplantation. Möglicherweise könnten die Ergebnisse noch durch den Verzicht auf eine vollkommene Übereinstimmung der HLA-Merkmale verbessert werden. Bei diesen Patienten droht nach der
Transplantation zwar eine “Graft-versus-Host-Disease”, bei der das Transplantat seine neue Umgebung attackiert. Dieser Angriff richtet sich jedoch auch gegen möglicherweise noch im Körper vorhandene Tumorzellen, sodass die Vorteile insgesamt überwiegen könnten. Einige Patienten der Studie erhielten nach dem Versagen der
Chemotherapie eine Stammzelltransplantation von einem familien-fremden Spender. Um den Wert der Therapie abzuschätzen, müsste jedoch eine neue
randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt werden.
Quelle: Artikel in der Ärztezeitung vom 04.08.2005 Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Hazard
Hazard bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt. Wie bei einer Überlebenszeitanalyse wird dabei der Zeitpunkt berücksichtigt, wann das Ereignis eintritt. Im Gegensatz zum relativen Risiko wird also mit einer Hazard ratio nicht nur ein Ausbleiben sondern auch ein späteres Eintreffen eines Ereignisses als Effekt erfasst. Der Effekt sieht deshalb meistens grösser aus, wenn er als Hazard Ratio dargestellt wird.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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