CML-Impfstoff

Moderatoren: jan, NL, Marc

Waldi
Beiträge: 456
Registriert: 21.07.2010, 18:34
Kontaktdaten:

Beitrag von Waldi » 12.01.2008, 15:25

Hallo zusammen,

die Entwicklung von Impfstoffen gegen einige Leukämien und maligne Lymphome findet zur Zeit vielerorts statt. Der theoretische Ansatz ist zwar sehr interessant, die erfolgreiche Umsetzung ist jedoch meiner Meinung nach aus dem Stadium der Grundlagenforschung bisher noch nirgendwo heraus. Wie Jan schon erwähnte, bedeutet ein Ansprechen des Patienten auf die Therapie ja noch lange nicht, dass auch der erhoffte Erfolg eintritt. So habe ich die Meinung eines an der Entwicklung von Vakzinierungsstoffen forschenden Arztes gehört, dass es durchaus noch 10 oder 15 Jahre dauern könnte, ehe man eine Aussage über Erfolg oder Misserfolg dieser Behandlungsstrategie machen kann. Dieses bedeutet im Klartext, dass es heute noch völlig unklar ist, ob jemals größere Erfolge damit zu erzielen sind. Zudem ist so ein Vakzinierungsstoff z.Zt. noch etwas völlig anderes als bekannte Impfstoffe, wie z.B. der gegen Virusgrippe oder auch der gegen Gebärmutterhalskrebs. Diese kann man in der Apotheke beziehen und damit jeden Patienten/tin vorbeugend gegen die entsprechende Krankheit behandeln. Impfstoffe gegen Leukämien und maligne Lymphome sind etwas völlig anderes. Vorbeugend behandeln geht nicht, denn man gewinnt sie aus patienteneigenen Tumorzellen. Die Impfung soll das körpereigene Immunsystem trainieren die bösen Zellen als böse zu erkennen, um sie dann der Vernichtung zuzuführen. Da die vorhandenen monoklonalen Krebszellen aber bei jedem Patienten anders sind, bedeutet dieses, dass für jeden Patienten ein eigenes Regime erstellt werden muss. Das ist natürlich extrem aufwändig und teuer. Um Zahlen zu nennen: In der UK Freiburg werden für 30.000€ Vakzinierungen gegen NHL angeboten. Das zahlt natürlich nicht die Kasse! Von größeren Erfolgen dieser Behandlung habe ich bisher noch nichts vernommen. Sinn macht das Ganze zudem nur dann, wenn die Tumormasse vorher durch eine Chemo- oder Transplantationstherapie auf ein Minimum abgesenkt wurde. Ich denke, dass es noch viel zu früh dafür ist, sich Hoffnungen auf eine erfolgreiche Behandlung durch Vakzinierung machen zu können.
Gruß
Waldi

[addsig]

jan
Beiträge: 2273
Registriert: 19.07.2010, 10:14
Wohnort: bei München
Kontaktdaten:

Beitrag von jan » 12.01.2008, 13:44

Hallo Akita

tut mir leid, dass ich mich darauf nicht gleich gemeldet habe. Ich halte die Ansätze auch für sehr spannend, auch wenn zwar die Immunantwort medizinisch nachweisbar ist, man aber noch nicht weiss, ob diese dann auch wirklich signifikant die Ergebnisse verbessern, und ob sie bereits zu Zeiten hoher Tumorlast angewendet werden müßten, um die Immunaktivierung stark genug zu machen. Ähnliches diskutiert man ja auch bei Glivec + Interferon.

Auf jeden Fall sehr spannend und ich verfolge die Publikationen rund um PR1 und CMLVAX100/500 mit großem Interesse. Gerüchteweise gibt es Kliniker in Deutschland, die gerade versuchen, die CMLVAX-Studien auch nach Deutschland zu bringen. Mal sehen.

Herzliche Grüße, und Danke für den Artikel,
Jan

[addsig]

Akita
Beiträge: 229
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Akita » 02.01.2008, 08:50

Hallo Miko,

betreffend diesen Forscher bzw. eine Vakzine, die bei LeukämiepatientInnen überraschenderweise angesprochen hat, habe ich den nachstehenden Artikel gefunden.

Schade, dass die Phase-III Studie (an PatientInnen, die sich in Remission befinden) ja auch noch ihre Zeit dauern wird,- und Europäer können wohl daran nicht teilnehmen (=)

lG Akita

<!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30808" target="_blank">http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30808</a><!-- BBCode auto-link end -->

Patienten mit hämatologischen Tumoren sprechen auf Krebsvakzine an
Montag, 17. Dezember 2007

Atlanta &#8211; Malignomspezifische Immunisierungen gelten als Hoffnungsträger in der Onkologie: Eine Immunantwort auf Tumorantigene, gefolgt von einer Zytolyse der Krebszellen, könnte die Therapie von Krebserkrankungen unterstützen, so die Erwartung. Erfüllt haben sie sich bislang nur sehr begrenzt. Bei der Jahrestagung der American Society of Hematology in Atlanta haben Forscher vom M.D.Anderson Cancer Center (MADCC) in Houston, Texas, die Ergebnisse einer Phase-I/II-Studie vorgestellt, die zumindest darauf hinweisen, dass aktive Immunisierungen die Tumorlast bei Leukämien senken könnten.

&#8222;Wir haben in dieser Studie keine herausragenden klinischen Ansprechraten auf unsere Vakzine erwartet und waren positiv überrascht, als wir bei Patienten mit einer guten Immunantwort auch ein verbessertes ereignisfreies Überleben beobachtet haben&#8220;, sagte Muzaffar Qazilbash vom MDACC. 66 Patienten (42 mit akuter myeolischer Leukämie, 13 mit chronischer myeloischer Leukämie und 11 mit myelodysplastischem Syndrom) haben an der Studie teilgenommen.

53 Probanden hatten eine aktive Erkrankung, die übrigen waren in Remission, als sie in die Studie aufgenommen wurden. Die Vakzine namens PR1 wurde 54 Patienten drei Mal und zwölf Patienten sechs Mal injiziert. Sie besteht aus einem Peptid mit Komponenten aus Proteinase 3 und Elastase aus neutrophilen Lymphozyten, beides Proteine, die bei myeloider Leukämie fehlerhaft exprimiert werden. Die Immunantwort auf PR1 ist HLA-A2 restringiert, sodass nur Patienten mit diesem HLA-Merkmal (40 Prozent der Bevölkerung) für eine Vakzinierung mit PR1 infrage kommen.

Von den Patienten mit aktiver Leukämie sprachen 47 Prozent an. Das Ansprechen war definiert als mindestens eine Verdoppelung der PR1-spezifischen zytotoxischen Lymphozyten im peripheren Blut. Responder überlebten im Mittel 8,7 Monate ereignisfrei, Non-Responder 2,4 Monate. Von den 13 Patienten in Remission sprachen zehn auf die Vakzine an; von ihnen blieben drei durchschnittlich für 30,5 Monate in Remission, ein Patient war es unter den Non-Respondern. Es wurden lediglich lokale unerwünschte Wirkungen an den Einstichstellen beobachtet.

&#8222;Wir interpretieren die Daten so, dass eine zelluläre Immunantwort gegen PR1 die Progression verlangsamen oder das Wiederauftreten der Erkrankung hinauszögern könnte, so Qazilbash. Patienten mit einer geringeren Tumorlast, zum Beispiel nach Ansprechen auf die Chemotherapie, entwickelten am ehesten eine Immunantwort, weil bei einer sehr aktiven Erkrankung auch die normale Aktivierung der Lymphozyten gestört sei. Jetzt werde eine Phase-III-Studie folgen mit mehreren hundert Leukämiepatienten in Remission.

Einen ganz anderen Ansatz zu einer Immuntherapie gegen Krebs zu kommen, hat eine norwegische Arbeitsgruppe aus der Abteilung für Klinische Krebsforschung am Rikshospital in Oslo in der klinischen Phase I/II getestet.

Gunnar Kvalheim und Kollegen haben in dendritische Zellen von Tumorkranken in vitro die autologe messengerRNA aus eigenen (autologen) Krebszellen eingeschleust und den Kranken die transfizierten Zellen infundiert. Auf diese Form der Gentherapie sprachen 9 von 19 Patienten mit Melanom an und 12 von 19 mit Prostatakarzinom in Form einer spezifischen T-Zellantwort an, berichtete die Arbeitsgruppe beim ASH.

Bei den Prostata-Karzinom-Patienten sei dies mit einer Abnahme des PSA-Wertes korreliert gewesen, wobei eine intradermale Injektion der Tumorvakzine wirkungsvoller gewesen sei als eine intranodale, ohne bedeutende unerwünschte Effekte. Die Daten machen den Wissenschaftlern Hoffnung darauf, dass sich doch noch wirksame und sichere Strategien zur Immunisierung gegen Malignome entwickeln lassen. © nsi/aerzteblatt.de




Joern
Beiträge: 97
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Joern » 15.10.2005, 22:44

Moin,

Kleine weitere Info für diejenigen, die sich für Impfungen interessieren.
Es ist auf englisch, aber dort sind gute dinge zu lesen.
<!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://www.breakthroughtherapeutics.com/" target="_blank">http://www.breakthroughtherapeutics.com/</a><!-- BBCode auto-link end -->
Das sind die, die das VMLVAX100 (s.u.) entwickelt haben.
Das heisst nun ABLVAX.

gruss jörn

jan
Beiträge: 2273
Registriert: 19.07.2010, 10:14
Wohnort: bei München
Kontaktdaten:

Beitrag von jan » 21.07.2005, 08:00

Hallo Jörn,

ja, ich verfolge die Impfstudien auch mit Interesse. Ich hatte ja auch von ASH2003 über eine Studie aus Italien mit CMLVAX berichtet, siehe <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=102" TARGET="_blank">Bericht</A><!-- BBCode End -->. Leider waren die Fallzahlen bisher immer so gering, dass die Ansprechraten ebenso auch Zufall hätten sein können. Es gibt aber gute Nachrichten: In den USA wird in Kürze eine multizentrische Phase-II-Studie mit CMLVAX anlaufen, u.a. bei Dr. Seema Gupta im Sloan-Kettering-Krebszentrum in NYC. Voraussetzung für die Patienten ist, dass der BCR-ABL-Bruchpunkt "b2a2" oder "b3a2" vorliegt, dass die BCR-ABL unter 35%, aber noch nachweisbar ist. Zusätzlich dürfen Teilnehmer ihre Glivec-/IFN-Therapie während der Studie weiterführen (v.a. letzteres überrascht mich wegen des immunstimulativen Effekts von IFN).

Wie es bisher aussieht, sind die Impfstoffe nicht ausreichend für eine Primärtherapie, aber sie schienen in bisherigen Studien denen zu helfen, deren Ansprechen auf Glivec nicht ausreichen war (stabil bei ~10% PCR-positiv).

Aber nachdem ich jetzt eh recherchiert habe, sollte ich vielleicht doch einen Artikel für Leukämie-Online draus machen... :wink:

Viele Grüße
Jan
[addsig]

Joern
Beiträge: 97
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Joern » 20.07.2005, 22:46

Moin,
hier ein europäischer link, ok, ist auf englisch: <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/quer ... s=15721470" TARGET="_blank">CMLVAX100</A><!-- BBCode End -->
Zusammenfassend läßt sich sagen, dass von 16 patienten bis auf einen die cytegenetische response sich verbessert hat. bei 3 davon ist keine cml mehr nachweisbar. Nebenwirkungen gab es keine.
Ich finde, das hört sich sehr vielversprechend an, was die frau bocchia dort macht. Es ist jedenfalls bekannt, das bei einer KMT und einem rückfall in die cml die gabe von t-lymphozyten des spenders die cml wieder zurückdrängen kann. das bedeutet nichts anderes, als das es in eben diesen t-lymphozyten etwas geben muss, was die clm bekämpft. Und offensichtlich ist die bocchia auf einem guten weg. ich weiss allerdings auch nicht, warum die studienergebnisse der frau bocchia so wenig beachtung finden. ich finde es schade und werde das, was dort passiert genau im auge behalten. und wenn es eben bedeutet, dass ich nach siena fahren muss, von mir aus auch 6 mal. (6 impfungen im abstand von 3 wochen wurden gegeben)
gruss jörn
[addsig]

unknown

Beitrag von unknown » 14.05.2005, 13:59

Hallo -

das ist der Trick, auf den wir wahrscheinlich alle hoffen ...

Aber mein Arzt hier ist bis auf weiteres skeptisch, erinnert an den Pariser Fall letztes oder vorletztes Jahr, wo ein Kind, dem jegliche Abwehrkräfte fehlten, mit Impfung behandelt wurde und dann eine Leukämie am Hals hatte.
Habe hier auch selber mal von einem Prof. einen Vortrag gehört, der an solchen Impfungen arbeitet, da schienen die bei soliden Tumoren aber bislang nur um die zwei Jahre zu helfen, und betreffs CML sagte er mir - wenn ich in der Blastenkrise wäre, könnte ich mal für ein Experiment bei ihm vorbeikommen :-!, im Moment ginge es mir dafür zu gut .....
Gerüchteweise soll auch Meister HH die Sache noch für sehr theoretisch halten ...

Also erst mal lieber noch bei den bewährten Methoden bleiben und abwarten.

Schöne Pfingsten!

Pascal.

unknown

Beitrag von unknown » 14.05.2005, 13:45

Guten Tag,
mein Vater ist am CML ekrankt und wir suchen ständig nach neuen Behandlungstherapien und nun sind meine Onkel in den USA durch eine Bericht im Fernsehen auf einen "gefeierten Durchbruch" bei der Bekämpfun der CML gestossen. Und zwar soll ein der Arzt Muzaffar Qazilbash an dem Andersen-Krebszentrum in Texas durch Aufbereitung des eigene Blutes das Immunsystem so anregen das es gezielt gegen die Krebszellen kämpft und vernichtet. Meine Onkel sagen das er gefeiert wird für seine Forschung. Kann mir jemand näheres über diesen Arzt oder die Form der Behandlúng berichten?

Vielen Dank für euer Hilfe

Miko

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Majestic-12 [Bot] und 0 Gäste