Im Jahre 1957 wurde von der Entdeckung einer Substanz berichtet, die von einem mit Viren befallenen Gewebe freigesetzt wurde und ihrerseits anderes Gewebe vor dem Virenbefall schützen konnte. Diese Substanz wurde von den Wissenschaftlern mit Interferon (IFN) bezeichnet.

Heute kennt man den chemischen Aufbau der verschiedenen Interferone. Das für die Leukämiebehandlung relevante IFN-alpha wird von Leukozyten gebildet und kann heute mit Hilfe gentechnologischer Herstellungsverfahren in ausreichenden Mengen bereitgestellt werden.

Die überzeugensten Behandlungsergebnisse mit IFN-alpha werden bei Erkrankungen des blutbildenden Systems erzielt. Bei der sehr seltenen Haarzell-Leukämie ist die langfristige Behandlung mit IFN-alpha Standard. Auch bei einer neudiagnostizierten chronischen myeloischen Leukämie gilt ein Therapieversuch mit Interferonen als etablierte Behandlungsform, wenn keine Knochenmarktransplantation (Blutstammzelltransplantation) in Frage kommt. Daneben wird IFN-alpha in bestimmten Krankheitsfällen auch beim multiplen Myelom und bei niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen eingesetzt.


Nebenwirkungen


Interferone sind durchaus nicht frei von Nebenwirkungen, obwohl es sich um körpereigene Substanzen handelt. Sie sind für alle drei Interferongruppen sehr ähnlich. Ihr Auftreten und der Ausprägungsgrad ist von der Dosis abhängig. Die Beschwerden können grippeartig sein, also z.B. Fieber, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit, gelegentlich auch Erbrechen. Eine Verminderung von Leukozyten und Blutplättchen kann vorkommen. Andererseits können Interferone bei langfristiger Gabe auch das Nervensystem beeinflussen, so daß sie psychische Veränderungen, z.B. Antriebslosigkeit, hervorrufen. Die Nebenwirkungen der Interferone waren bisher nicht dauerhaft, nach dem Absetzen der Medikamente verschwanden sie wieder.

Bei Interferon-alpha geht man heute davon aus, dass es nicht teratogen wirkt und die Plazenta nicht erreicht, so dass es im Gegensatz zu vielen anderen Leukämie-Wirkstoffen wie Hydroxyura oder Busulfan unter Umständen auch im Falle einer Schwangerschaft in Erwägung gezogen werden kann.

Kombinationstherapien


Interferon wird u.a. in der aktuell in Deutschland durchgeführten Studie "CML-Studie IV" in Kombination mit dem Medikament "Glivec" für die Behandlung von Chronischer Myeloischer Leukämie (CML) erprobt. In der Kombinationstherapie erhofft man sich u.a. eine höhere Wirksamkeit im Vergleich zur Monotherapie mit einem der jeweiligen Medikamente.

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