Mein Mann, 56 J., hat CML - Wie geht es jetzt weiter?

Antwort erstellen

Bestätigungscode
Gib den Code genau so ein, wie du ihn siehst; Groß- und Kleinschreibung wird nicht unterschieden.
Smileys
:D :) :( :o :shock: :? 8) :lol: :x :P :oops: :cry: :evil: :twisted: :roll: :wink: :!: :?: :idea: :arrow: :| :mrgreen:

BBCode ist eingeschaltet
[img] ist eingeschaltet
[flash] ist ausgeschaltet
[url] ist eingeschaltet
Smileys sind eingeschaltet

Die letzten Beiträge des Themas
   

Ansicht erweitern Die letzten Beiträge des Themas: Mein Mann, 56 J., hat CML - Wie geht es jetzt weiter?

von jan » 19.02.2008, 16:59

Hallo Clapton,

herzliche Grüße nach Wien! Es tut mir leid, dass Du die Diagnose CML erfahren mußtest. Allerdings erfolgte diese mit "Glück im Unglück" in einer Zeit, in der die CML mit mehreren Medikamenten gut behandelbar ist - und man mittlerweile, wie man an Deiner Nachricht sieht, mehrere Optionen mit hoher Wirksamkeit hat.

Mit Glivec gibt es mittlerweile über acht Jahre Erfahrung und Langzeitergebnisse, mit Dasatinib/Sprycel und Nilotinib/Tasigna zwei bis drei. Letztere (Tasigna/Sprycel) sind bisher nur bei Vorliegen einer Unwirksamkeit oder Unverträglichkeit von Glivec zugelassen; sie wirken stärker und führen schneller zu Remissionen, haben oft aber auch mehr Nebenwirkungen als Glivec.

Natürich wird schon eine Weile über den Erstlinieneinsatz von Tasigna/Sprycel diskutiert, d.h. sollte man Sprycel zu Beginn der Therapie einsetzen und für die höhere Wirksamkeit auch eine höhere Nebenwirkungswahrscheinlichkeit in Kauf nehmen. Vor diesem Hintergrund fanden auch erste Pilotstudien zum Einsatz von Dasatinib und Nilotinib als Erstlinientherapie direkt nach Diagnose statt, die auf der weltweit größten Hämatologenkonferenz ASH im Dezember präsentiert wurden: Alle 24 bzw alle 11 Patienten erreichten unter diesen Medikamenten jeweils eine komplette zytogenetische Remission, was für eine breitere Untersuchung dieses Ansatzes spreche. Diese "breitere Untersuchung" ist wohl die z.B. Studie mit Sprycel, deren Teilnahme man Dir empfiehlt.

Du findest hier auf der Seite sehr viele Artikel zum Thema Sprycel-Studien, bisherige Studienergebnisse usw., wenn Du mehr wissen möchtest. Die Pilotstudien wurden in meinem <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=596" TARGET="_blank">ASH-Bericht 2008</A><!-- BBCode End --> kurz berichtet. Weitere kannst Du finden, indem Du im Suchfeld rechts oben "Dasatinib" als Suchbegriff eingibst.

Solltest Du weitere Fragen haben, helfen wir gerne. Guten Start in der Studie!

Herzliche Grüße
Jan

[addsig]

von clapton » 19.02.2008, 15:52

Jetzt auch als registrierter Teilnehmer!

Gruß !
[addsig]

von unknown » 19.02.2008, 15:23

Erstmals Grüße aus Wien! (Als Gast nutze ich den Nick clapton)
Am 5.2. wurde bei einer Routineuntersuchunge ein Wert von 440.000 Leukos bei mir (54Jahre ) festgestellt. Nach KMP Diagnose: CML ! Mit Litalir sind innerhalb der Zeit bis heute die Werte unregelmäßig aber stetig gesunken und liegen nunmehr schon um 30.000.

Am Donnerstag den 21.02 soll ich auf ein Langzeitmedikament wie Glivec umgestellt werden. Allerdings wurde ich zu einer internationalen Studie eingeladen, die 5 Jahre lang Sprycel schon in dem frühen Stadium der Krankheit auf Dauer verabreicht. (was bis jetzt nur bei Unverträglichkeit oder fortgeschrittener Krankheit der Fall war) Ich werde am Donnerstag starten und gerne berichten! Von Litalir hatte ich bis jetzt keine auffälligen Nebenwirkungen. Im Gegenteil ich fühle mich wohl, wie schon lange nicht. Da ich ohnehin innerhalb der Studie ein Tagebuch führen muss, und regelmäßige Kontrollen habe kann ich meine Erfahrungen gerne weitergeben. Gerne auch bei Bedarf über private e-mails!
Liebe Grüße an alle da draussen mit dieser Diagnose und lasst hören von Euch !

clapton

von tapsangel » 16.02.2008, 00:11

Danke Heide, leider war heute gar keine Zeit, mit dem Arzt zu sprechen, er hatte heute dermaßen viel zu tun...

Beim nächsten Termin werde ich darauf drängen, daß er uns die Werte besser erklärt. Er hatte zwar anfangs gesagt, daß sie sich drastisch senken, aber auch wieder hochschnellen könnten. Der Hb-Wert macht mir halt ein bißchen Sorgen, aber da er auch noch eine chron. Niereninsuffizienz II haben soll, kann das wohl auch daher kommen.


[addsig]

von Heide » 15.02.2008, 21:33

Liebe Biggi,

Die Werte Deines Mannes zeigen deutlich die positive Wirkung der Sprycel Therapie. Die anfänglichen zu hohen Zellwerte pendeln sich in ein Normalmass, wobei das Hämoglobin immer etwas "nachtragend" auf derart starke Therapien reagiert und in seiner Produktion den anderen Zellen etwas hinterher hinkt.

Dies ist meine laienhafte Einschätzung als Forenbetreiberin, ich bin kein Mediziner. Die Klinik bzw. der Hämatologe, die Deinen Mann betreuen sollten Euch als frisch diagnostizierten Patienten die Orientierungshilfe und fachliche Interpretation geben.

Ein Tipp: Da man anfangs mit den medizinischen Begriffen zu dieser Erkrankung überfordert ist, empfehle ich die Arztgespräche mit einem ausführlichen Spickzettel vorzubereiten und sich auch während des Gesprächs als Begleitperson Notizen zu machen. Dieses Verfahren erleichtert mit der Zeit sich mit allen Bedingungen vertraut zu machen.

Liebe Grüsse
Heide

<!-- BBCode auto-link start --><a href="http://www.heides-leukämieforum.de" target="_blank">http://www.heides-leukämieforum.de</a><!-- BBCode auto-link end -->



[addsig]

von tapsangel » 15.02.2008, 11:58

Hallo Ihr Lieben,

wollte mich mal wieder melden. Es geht uns mittlerweile recht gut, Sprycel schlägt lt. Onkologe wie gewünscht an. Nebenwirkungen sind erträglich (Müdigkeit, minimale Hautreaktion).

Wir müssen derzeit noch wöchentlich zur Blutkontrolle, heute war es wieder soweit.

Könntet Ihr Euch mal seine Werte ansehen, ich hab irgendwie so ein Gefühl, als wenn die zu rapide runtergegangen sind oder trügt mich mein Gefühl?

Die Werte:
Termin Hb Leukos Thrombos
21.01. 12,2 51,0 597 (Glivec)
24.01. 12,1 54,3 647 (Wegen Unverträglichkeit Wechsel auf Sprycel)
01.02. 10,4 18,2 568
08.02. 9,8 7,0 445
15.02. 9,1 6,5 326

[addsig]

von tapsangel » 03.02.2008, 02:00

Hallo Jan,

ja, Sprycel - nicht Glivec - schlägt gut an. Darf man fragen, wieso Du beunruhigt warst?
[addsig]

von jan » 02.02.2008, 16:02

Hallo Biggi

das freut mich sehr - ich bin sehr beruhigt, dass Sprycel wohl gut anzuschlagen scheint UND Dein Mann sich besser fühlt. Super. Daumen gedrückt für die Nierenwerte.

Herzliche Grüße
Jan

von tapsangel » 02.02.2008, 15:39

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Posting, die Links sind ja Gold wert.

Wir waren gestern wieder beim Onkologen, Sprycel schlägt wie gewünscht an, sagte er, allerdings sind die Nierenwerte meines Mannes nicht zufriedenstellend. Das muß in einer Woche erneut kontrolliert werden und er soll noch mehr trinken.

Ansonsten geht es ihm wesentlich besser und das freut uns alle sehr.
[addsig]

von unknown » 30.01.2008, 18:34

Hallo Marc,
es tut gut zu wissen das es noch weitere Alternativen zu den 3 zugelassenen Medikamenten gibt.In meiner Heimat (Croatien) setzen Ärzte viel hoffnung in das Medikament:ONO 12380 (GNF-2).Gibt es in Deutschland zu diese Med. aoch Informationen, da ich infos nur in Englische Sprache finde und kann damit wenig anfangen.

Viele grüße MARKO

von tapsangel » 30.01.2008, 10:29

Hallo Marc,

ich danke Dir für Deine Antwort, hab schlecht geschlafen, weil ich mir doch ein bißchen "Sorgen" gemacht habe deswegen, aber mein Mann verträgt es so gut und das ist doch erst mal das Wichtigste.
[addsig]

von Marc » 30.01.2008, 08:19

Hallo Biggi,

da bei mir Glivec auch wegen einer Unverträglichkeit abgesetzt werden mußte, werde ich heute
erfolgreich mit Sprycel (Dasatinib) behandelt.

Im Laufe der Zeit sind noch weitere Medikamente hinzugekommen, für die CML zugelassen sind mittlerweile in der Erstlinientherapie Glivec und bei Unverträglichkeit bzw. Resistenz Sprycel und
Tasigna (Nilotinib).
Desweiteren sind einige Medikamente in der Pipeline bzw. in med. Studien verfügbar.
Das wären u.a. SKI606 (Bosutinib), Homoharringtonin/HHT, PHA-739358, AP24534, VX-680/MK-0457 und XL-228.
Und als letzte Alternative bleibt immer noch die KMT, als einzige heilende Behandlung, allerdings mit den unabwägbaren Risiken.

Gruss

Marc
[addsig]

von tapsangel » 30.01.2008, 01:19

Hallo Ihr Lieben,

tja, was soll ich sagen, die Praxis ist schon eine reine onkologische Praxis und hat hier einen sehr guten Ruf, allerdings weiß ich wirklich nicht, mit wievielen CML-Patienten die dort aufwarten können bzw. Erfahrung haben.

Das mit der Uni-Klinik ist auch so eine Sache, die nächstgelegene wäre in Essen, allerdings mit öffentlichen Verkehrsmitteln für uns umständlich zu erreichen. Außerdem hören wir hier in der letzten Zeit nicht nur gutes von dort. Mag vielleicht nicht die Onkologie betreffen, aber wenn ein Klinikum einmal "ins Gerede" gekommen ist, ist das schwer, dazu Vertrauen zu haben.

Zu der Verträglichkeit der beiden Mittel wäre noch zu erwähnen, daß mein Mann das Allopurinol schon im Krankenhaus - ohne Glivec - bekommen hat und alleine besser vertragen hat. Erst in Verbindung mit Glivec kam das ständige Erbrechen, die Kopf- und Gliederschmerzen, starke Mattigkeit etc. dazu.

Das hat mit Sprycel schlagartig aufgehört, er verträgt es wirklich viel, viel besser. Ist ein ganz anderer Mensch geworden, hat wieder Appetit und Kraft und darüber freue ich mich sehr.

Was mir jetzt allerdings "Sorgen" macht, ist folgendes, was kommt evtl. nach Sprycel, wenn das mal nicht mehr wirken oder vertragen werden sollte oder hab ich das falsch verstanden, daß nach Glivec erst Sprycel käme. Hat mein Mann dadurch jetzt keine Alternative mehr?

Das ist alles noch so neu für uns, in ein paar Wochen werden wir sicher auch mehr Hintergrundwissen haben und vielleicht sogar über unsere jetzigen "Ängste" lächeln, aber das kennt Ihr ja sicher alles.

Ich danke Euch sehr für Eure Ratschläge, ich bin ebenfalls froh, Euch gefunden zu haben. Danke.
[addsig]

von jan » 29.01.2008, 20:52

Liebe Biggi,

das letzte, was ich wollte, ist Dir Angst machen. Tut mir leid, wenn dies den Eindruck erweckt hätte. Die Angst wäre auch nicht begründet. Ich war nur etwas direkt, weil es mir sehr leid tut, dass es Deinem Mann so unheimlich unwohl ist, und ich persönlich Euch daher zu einer Zweitmeinung bei einem CML-Spezialisten rate. Allerdings sind jetzt gerade die besten CML-Experten in Heidelberg zum Treffen des European Leukemia Net (ELN) und dem Kompetenznetz Leukämie (bis einschl. Donnerstag diese Woche), insofern kann es etwas schwierig sein, manche Spezialisten vor Freitag zu erreichen.

Zum Hintergrund, warum ich geschrieben habe, dass ich Sprycel nur Glivec vorziehen würde, wenn ein klarer medizinischer Grund vorliegen würde:

Glivec wird seit dem Jahr 2000 bei Erwachsenen angewendet und wurde 2001 zugelassen. Man hat demnach über sieben Jahre Erfahrung mit Wirkung und Nebenwirkungen. Es gilt als sehr sichere und hochwirksame Therapie, ist für eine Krebstherapie verhältnismäßig nebenwirkungsarm. Es ist die zugelassene Erstlinientherapie, d.h. Einsatz direkt nach Diagnose.

Sprycel/Dasatinib ist stärker (schnelleres Zurückdrängen der CML, wirksamer bei zusätzlichen genetischen Veränderungen in den CML-Zellen) und ist deutlich jünger. Man hat bisher nur rund drei Jahre Erfahrung, und zugelassen ist es erst seit Ende 2006, und nur für Patienten, bei denen eine Glivec-Resistenz oder -Unverträglichkeit vorliegt (keine Erstlinientherapie).

Statistisch haben deutlich mehr Patienten kräftige Nebenwirkungen mit Sprycel als mit Glivec. Allerdings können manche Patienten Glivec wegen Nebenwirkungen nicht nehmen (= Unverträglichkeit), und viele von diesen können Sprycel dann mit weniger Nebenwirkungen vertragen. Dieser Fall kann bei Deinem Mann vorliegen - allerdings kann man diese wegen den heftigen Reaktionen gerade auf Allopurinol nur schwer eindeutig auf Glivec zurückführen. Die heftigen Reaktionen sind, wenn ich es richtig verstehe, aber der Grund, warum der Arzt die Unverträglichkeit gegen Glivec annimmt und nach nur vier Tagen Sprycel verschreibt. Das ist diskutierenswert.

Leider ist es so, dass manche Ärzte etwas flott "Unverträglichkeit" feststellen und auf Sprycel oder Tasigna/Nilotinib umsteigen. Gerade im Fall Deines Mannes würde ich als informierter Laie erstmal ausschließen wollen, dass Allopurinol das eigentliche Problem verursacht, bevor ich das neuere, oftmals nebenwirkungsreichere Medikament anwende und das Problem mit Allopurinol "mitschleppe".

Was die Blutwerte angeht - Du hast recht, die 145.000 sind noch weit vom <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... page_id=23" TARGET="_blank">Normbereich</A><!-- BBCode End --> (ca. 12.000 Leukos) entfernt (was nach ein paar Tagen Therapie auch völlig normal ist). Die Richtung paßt aber, die Werte sinken Richtung Norm.

Alternativ könnte ein Arzt auch versuchen, die Blutwerte erstmal mit dem breiteren Chemotherapeutikum Litalir in den Normbereich zu bringen, und erst dann mit Glivec zu starten. Und der Einsatz von Allopurinol ist, wie ich früher schrieb, ja umstritten, und in Reaktion auf unsere Diskussion habe ich von einem CML-Patienten eine private Nachricht bekommen, der noch sehr viel kräftigere Probleme durch Allopurinol bekommen hat. Das ist selten, zeigt aber, dass es vorkommt.

Aber wie gesagt, das ist ein Thema für einen CML-Spezialisten - da Du "Gemeinschaftspraxis" schreibst, könnte die Frage berechtigt sein, ob Dein niedergelassener Arzt ausreichend Patienten und eigenhändige Erfahrung mit "problematischen Nebenwirkungen" von Glivec - oder mit dem neuen Sprycel - hat. Allgemeine Onkologen behandeln viele Krebsarten, Leukämie ist selten und erfordert viel Erfahrung, CML ist noch seltener, und richtig heftige CML-Resistenzen sind sehr selten. Man muss als Arzt viele CML-Patienten behandeln, um einen seltenen Problemfall schonmal gesehen zu haben - oder z.B. mit dem Kompetenznetz Leukämie in Mannheim in Kontakt stehen, wo man bei seltenen Problemen nachfragt.

Ich möchte mich Heide daher anschließen - vielleicht versucht Ihr es in einer großen Uniklinik für eine Zweitmeinung. Vielleicht können wir Tipps geben - wo etwa wohnt Ihr?

Viele Grüße
Jan

von Heide » 29.01.2008, 19:44

Liebe Biggi,

ich antworte Dir mal hier und nicht in meinem Forum... Ich gehöre zwar nicht zur "C" Fraktion, finde jedoch, dass in einer so komplikationsreichen Startphase , wie Jan schon sagt, eine Zweitmeinung gefragt wäre. Und ich konkretisiere dies: Ich bin grundsätzlich dafür, dass die Leitlinie für die Therapie von einem führenden Universitätsklinium gelegt werden sollte mit einem umfangreichen Erfahrungsschatz basierend auf einem grossen Patientenaufkommen und Studien-Anschluss.

Ich habe gerade heute noch in einem Gedankenaustausch mit einem Forenmitglied über die grossen Uni-Kliniken gesprochen: Man ist eingerichtet auf die Anfangsschwierigkeiten, geht geduldig und professionnell mit den Menschen um und ermutigt sie eher einmal zuviel als zu wenig Kontakt zu ihnen aufzunehmen.

Die von Dir geschilderten Kommunikationsschwierigkeiten zum Thema Allopurinol dürften in einer grossen Klinik nicht aufkommen, so ist zumindest meine Erfahrung und auch weiterhin meine Hoffnung!

Liebe Grüsse
Heide
<!-- BBCode auto-link start --><a href="http://www.heides-leukämieforum.de" target="_blank">http://www.heides-leukämieforum.de</a><!-- BBCode auto-link end -->

Nach oben