Hallo Cenk,
da haben Niko und ich also beide gleich falsch gedacht
Auch für die männliche Seite gibt es bereits einige Threads hier im Forum, z.B.
http://www.leukaemie-online.de/diskussionsforen/7/3491
Ich bin bzw. war ja in einer ganz ähnlichen Situation wie du, wie du hier
http://www.leukaemie-online.de/diskussionsforen/7/3562 lesen kannst.
Ich habe mich vor drei Jahren (mit bereits einem Kind) zu einer Teilnahme an der TIGER-Studie entschieden, weil sie mir ein ziemlich schnelles Absetzen ermöglicht hat. Inzwischen bin ich therapiefrei und habe mein zweites Kind (das noch unter Interferon-Therapie gezeugt wurde)
Mir wurde damals nahegelegt, mich erstmal auf die Bekämpfung der CML zu konzentrieren. Man soll sich ja quasi zwischen Kinderwunsch und Überlebensdrang entscheiden. Gut, ich hatte schon ein Kind (du anscheinend nicht?), und daher war natürlich die Devise "lieber mit einem Kind alt werden als ein Risiko eingehen"...
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, beides zu vereinen. Ein Weg ist, vor Beginn der Behandlung Spermien einzufrieren. (Wurde bei mir versäumt... Die Realisierung des Kinderwunsches durch künstliche Befruchtung ist dann noch ein anderes Thema.)
Ein anderer Weg ist die Zeugung unter Therapie. Leider gibt es hier keine verlässlichen Daten. Bisher sieht nichts danach aus, dass die TKI einen negativen Einfluss hätten. Aber natürlich ist das nicht sicher und basiert nur auf Einzelfallberichten. Du kannst auch hier im Forum davon lesen. Leider wird sich an der Situation auch vermutlich in den nächsten Jahren nichts ändern. Die meisten Berichte gibt es für Imatinib (Glivec), hier hätte ich vermutlich eine Zeugung gewagt (die Aussagen von Ärzten sind ähnlich). Unter Nilotinib (Tasigna) war es mir zu heikel - andere waren mutiger. Ich habe gewartet, bis ich nur noch Peginterferon gespritzt habe.
Ich habe mich dann für die "bestmögliche Therapie" entschieden, und das war und ist aus meiner Sicht die TIGER-Studie. Du solltest die Rolle des Interferon nicht unterschätzen. Es besteht die begründete Hoffnung, dass das Interferon die Absetzchancen erhöht. Sprich, du kannst vielleicht auch ohne Interferon absetzen - die Wahrscheinlichkeit, dass du später wieder mit der Therapie beginnen musst, ist aber vielleicht höher. (Sicher wissen wir das natürlich erst, wenn die TIGER-Ergebnisse vorliegen.) Vielleicht ist diese Langzeitperspektive für dich im Moment gar nicht so wichtig. Dann spricht für TIGER zumindest, dass Nilotinib (Tasigna) nur für 2 oder 3 Jahre (je nach Arm) vorgesehen ist. Das ist, wie gesagt, weniger als in jeder anderen Absetzstudie. Schneller abzusetzen ist vermutlich heikel. Du solltest ja 3 Monate warten, bevor du ein Kind zeugst. Es muss auch nicht sofort klappen. Ich vermute, wenn du sehr schnell absetzt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du wieder mit der Therapie beginnen musst, bevor ihr schwanger seid, gar nicht so gering... Ich denke, du solltest auch das mit dem Arzt besprechen.
Meine Ärztin war übrigens der Meinung, mit Kinderwunsch sollte man nicht an Studien teilnehmen. Ich sehe das anders. Mein Weg ist ja durch die Studie erst möglich geworden. Ich wollte ja die bestmögliche Therapie, konnte so aber bereits nach 2 Jahren den TKI absetzen. Es mussten dann allerhand Formulare ausgefüllt werden (Schwangerschaften gelten in der Studie als "schwere Nebenwirkung"...), aber am Ende ist jetzt alles gut

Eine Alternative, die ich dann verworfen habe, war für mich ein früher Wechsel auf Imatinib (Glivec). Das könnte eine Alternative zum frühen Absetzen sein.
Studien sind natürlich auch deshalb gut, weil wir - alle Patienten - nur durch Studien neue Erkenntnisse und letztlich neue Therapiemöglichkeiten bekommen. Du tust also auch noch der Allgemeinheit etwas Gutes, wenn du teilnimmst

Ich würde dir empfehlen, auch mit dem Studienarzt darüber zu sprechen. Er kann auch bei der Studienzentrale in Jena anrufen, um sich darüber auszutauschen. Die Entscheidung muss ja auch relativ bald fallen, da du nur bis 6 Wochen nach Therapiebeginn in die Studie aufgenommen werden kannst.
Ich mache mir übrigens immer wieder bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns als CML-Patienten heute solche Fragen stellen. Ich empfinde es als großartig, dass wir heute von einer normalen Lebenserwartung ausgehen können und auch so unsere Familien- und Lebensplanung machen. Das war vor wenigen Jahren noch nicht so, und es ist natürlich nicht ohne Schwierigkeiten - vor allem natürlich für weibliche Patienten. Alles in allem haben wir es doch ziemlich gut!
Alles Gute für die Entscheidungen!
Jonathan