Re: Glivec-Patentprozess: Kein Zugang der 3. Welt zu Generik
Verfasst: 12.01.2017, 17:23
Hallo Jonathan,
ich teile Deine Frustration über die Preise der Generika. Die Generika-Hersteller haben null in Forschung investiert, die Marketingkosten sind minimal, und rein produktionstechnisch kostet die Herstellung einer Glivec-Tablette nicht mehr als einen Euro. Daher ist das der absolute Beweis, dass Generika-Hersteller auch eine "as much as you can get" Strategie haben. Ich habe aber kein Zweifel, dass das nur kurzfristig ist, weil die Kassen mit den Generikaherstellern verhandeln werden und es dort dazu kommen wird, dass sie sich gegenseitig unterbieten, bis ein Boden erreicht ist - ist nur eine Frage der Zeit. In der Schweiz kostet Teva-Imatinib run 1300 CHF im Monat, in anderen EU-Ländern sind die Preise schon dreistellig. (Dass Hexal sich nicht hausintern mit seiner Novartis-Schwester einen Preiskampf liefert, ist keine Überraschung, vor allem, weil das Hexal-Imatinib aus derselben Produktionslinie kommt wie das Novartis-Glivec -- aber die Kassen werden sicher dafür sorgen, dass Wettbewerb passiert).
Auf der EMA-Webseite gibt es nur Informationen, wenn die Medikamente europaweit zentral beantragt und zugelassen sind. Wenn die Generika-Hersteller dies bei der jeweiligen Landesbehörde (in Deutschland BfArM) direkt tun, gibt es auf der EMA-Seite nichts, wohl aber auf den Seiten des DIMDI in Deutschland:
Für Laien: https://portal.dimdi.de/amis-laien/serv ... _DEFANCHOR__
Für Fachkreise: https://portal.dimdi.de/amis-off/servle ... _DEFANCHOR__
Hier nach Imatinib in Kategorie "Stoffname" suchen. Dort findest Du Infos über Amativin, Accord, Activis, Aqvida, Amomed und viele andere Imatinibs. Auch wenn die Info nicht so viel bringt, weil die Seite nicht sonderlich viel Info bietet (auch in der Fachkreis-Info, und ich finde es skandalös, dass die volle Fachinformation 1,82 EUR kostet).
Zu Deiner Frage, wer welches bekommt: Das hängt von den Rabattverträgen der gesetzlichen Kassen ab. Es kann sein, dass Krankenkasse A einen Rabattvertrag mit Hersteller Q hat, und Kasse B mit Hersteller P. Das bedeutet, dass ein CML-Patient, der bei Kasse A versichert ist, in derselben Apotheke Produkt von Q bekommt, in der der CML-Patient mit Kasse B das Produkt P erhalten hat.
Privatpatienten müssen zum Teil Generika des Wirkstoffs bekommen, wenn verfügbar, sind aber nicht auf ein bestimmtes Generikaprodukt festgelegt.
Vielleicht hilft dies etwas.
Viele Grüße
Jan
ich teile Deine Frustration über die Preise der Generika. Die Generika-Hersteller haben null in Forschung investiert, die Marketingkosten sind minimal, und rein produktionstechnisch kostet die Herstellung einer Glivec-Tablette nicht mehr als einen Euro. Daher ist das der absolute Beweis, dass Generika-Hersteller auch eine "as much as you can get" Strategie haben. Ich habe aber kein Zweifel, dass das nur kurzfristig ist, weil die Kassen mit den Generikaherstellern verhandeln werden und es dort dazu kommen wird, dass sie sich gegenseitig unterbieten, bis ein Boden erreicht ist - ist nur eine Frage der Zeit. In der Schweiz kostet Teva-Imatinib run 1300 CHF im Monat, in anderen EU-Ländern sind die Preise schon dreistellig. (Dass Hexal sich nicht hausintern mit seiner Novartis-Schwester einen Preiskampf liefert, ist keine Überraschung, vor allem, weil das Hexal-Imatinib aus derselben Produktionslinie kommt wie das Novartis-Glivec -- aber die Kassen werden sicher dafür sorgen, dass Wettbewerb passiert).
Auf der EMA-Webseite gibt es nur Informationen, wenn die Medikamente europaweit zentral beantragt und zugelassen sind. Wenn die Generika-Hersteller dies bei der jeweiligen Landesbehörde (in Deutschland BfArM) direkt tun, gibt es auf der EMA-Seite nichts, wohl aber auf den Seiten des DIMDI in Deutschland:
Für Laien: https://portal.dimdi.de/amis-laien/serv ... _DEFANCHOR__
Für Fachkreise: https://portal.dimdi.de/amis-off/servle ... _DEFANCHOR__
Hier nach Imatinib in Kategorie "Stoffname" suchen. Dort findest Du Infos über Amativin, Accord, Activis, Aqvida, Amomed und viele andere Imatinibs. Auch wenn die Info nicht so viel bringt, weil die Seite nicht sonderlich viel Info bietet (auch in der Fachkreis-Info, und ich finde es skandalös, dass die volle Fachinformation 1,82 EUR kostet).
Zu Deiner Frage, wer welches bekommt: Das hängt von den Rabattverträgen der gesetzlichen Kassen ab. Es kann sein, dass Krankenkasse A einen Rabattvertrag mit Hersteller Q hat, und Kasse B mit Hersteller P. Das bedeutet, dass ein CML-Patient, der bei Kasse A versichert ist, in derselben Apotheke Produkt von Q bekommt, in der der CML-Patient mit Kasse B das Produkt P erhalten hat.

Vielleicht hilft dies etwas.
Viele Grüße
Jan