- Published on 29.09.2010, 15:38
- Von Marc
Einen neuen Therapieansatz zur erfolgreichen Behandlung von Leukämie haben Wissenschafter der Medizinischen Universität Wien herausgefunden. Die Forscher aus dem Labor von Veronika Sexl am Pharmakologischen Institut identifizierten den Transkriptionsfaktor, mit dessen Hilfe die Zellteilung angeregt wird. Die Arbeit über den Transkriptionsfaktor Stat5 ist in "EMBO Molecular Medicine" erschienen.
Alle Körperzellen brauchen für ihr Wachstum Signale, die die Vermehrung und Erneuerung von Zellen anregen. Empfangen werden sie über die sogenannten
Wachstumsfaktoren. Diese Botenstoffe docken an Rezeptoren auf der Zelloberfläche an. Der
Rezeptor wird so aktiviert und sendet Signale ins Zellinnere, wo sogenannte Transkriptionsfaktoren (
Proteine, die an die Erbsubstanz binden können, Anm.) das Signal an die
DNA weiterleiten und dort schließlich die Zellteilung angeregt wird.
Auch Krebszellen benötigen für ihr Wachstum diese Signalübertragung, sie ist daher sowohl für Entstehung, als auch Aufrechterhaltung jeder Form von Krebs von entscheidender Bedeutung. Für Leukämien, bei denen das Fusionsgen Bcr/Abl auftritt (das sind etwa 95 Prozent der
chronisch myelotischen Leukämien und etwa 20 Prozent der
akuten lymphatischen Leukämien bei Erwachsenen) konnten Andrea Hölbl und Christian Schuster aus dem Labor von Sexl den Transkriptionsfaktor Stat5 als entscheidenden Faktor und möglichen therapeutischen Angriffspunkt identifizieren.
In einem Leukämiemodell an Mäusen, in dem die Erkrankung in allen Details nachgeahmt werden kann, zeigten die Wissenschafter, dass Stat5 und sein naher Verwandter Stat3 für die Entstehung dieser Bcr/Abl-induzierten Leukämien notwendig sind. Nach Etablierung der Leukämie ändert sich das Signalmuster der Leukämiezellen und Stat3 verliert seine Bedeutung. Ohne die durch Stat5 vermittelten Signale können die Zellen jedoch nicht überleben. Auch die Krebsstammzellen sind vom Transkriptionsfaktor Stat5 abhängig.
Große Bedeutung erlangt diese Entdeckung auch durch die Tatsache, dass die Blockade von Stat5 im gesamten Organismus des Mausmodells überraschend gut toleriert wird und auch
Mutationen von Bcr/Abl abhängig von von Stat5 blieben. Veronika Sexl sieht in den Ergebnissen den Ausgangspunkt für die Entwicklung therapeutischer Strategien, die beim Transkriptionsfaktor Stat5 ansetzen: "Derzeit etablierte Therapien können die leukämischen
Stammzellen nur unzureichend eliminieren."
Die Arbeit entstand am Pharmakologischen Institut, unter Beteiligung des Ludwig-Boltzmann Institutes für Krebsforschung (LBI-CR), des Center for Molecular Medicine der ÖAW (CeMM), des Institutes für Molekulare Pathologie (IMP), einer Arbeitsgruppe des National Institutes of Health (NIH) und der Universität Turin (UNITO).
Quelle: RELEVANT best of media vom 03.03.2010 Wachstumsfaktoren
Wachstumsfaktoren werden von verschiedenen Zellen gebildet und bewirken den Übergang von Zellen aus der G0-Phase bzw. G1-Phase (Ruhe/Vorbereitungsphase) in den Zellzyklus. Diese Zellhormone regen die Vermehrung von Vorläufern der Blutzellen an und fördern damit die Blutbildung (Hämatopoese).
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Transkript
Mit Hilfe der PCR lassen sich kleinste Mengen an Erbinformationen in kurzer Zeit stark vervielfältigen, so dass auch das BCR-ABL-Gen so oft kopiert wird, bis es in ausreichender Menge vorliegt, dass es eindeutig nach- gewiesen werden kann. Diese BCR-ABL-Kopien nennt man Transkripte.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Rezeptor
Bindungsstelle für Signalstoffe, Hormonrezeptor
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
DNA
Desoxyribonukleinsäure,bildet bei den meisten Lebewesen das genetische Material (Erbgut), ist im Zellkern, in den Chromosomen lokalisiert, Träger der genetischen Information eines Lebewesens
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer