- Published on 28.07.2010, 15:40
- Von Jan Geissler
Eine Studiengruppe um Dr. Poerio der Universitätsklinik von Bologna stellte kürzlich neue Forschungsdaten einer Studie mit 76 CML-Patienten vor, die in früher
chronischer Phase mit einer Kombination von
Glivec und
Interferon behandelt werden. Die
Ansprechraten waren hierbei ähnlich wie bei
Glivec-
Monotherapie, aber es konnte in der Kombination auch nach 24 Monaten ein weiterer Rückgang der CML-Zellen beobachtet werden.
Die Patienten wurden in drei Gruppen unterteilt. Alle erhielten täglich die Standarddosis 400mg
Glivec, aber
Interferon-Alpha wurde mit wöchentlich 50mg, 100mg und 150mg dosiert. Die
Ansprechraten wurden mit Hilfe von
Zytogenetik aus dem
Knochenmark sowie mit
RT-PCR aus dem
Knochenmark und peripheren Blut mit einer
Sensitivität von 1:100.000 überwacht. Die
Ansprechraten der verschiedenen
Kohorten unterschieden sich nicht signifikant.
83% der Patienten erreichten nach 12 Monaten eine partielle zytogenetische
Remission, 70% eine komplette zytogenetische
Remission. Bei allen Patienten, die eine komplette zytogenetische
Remission aufzeigten, erreichten in der
PCR eine Reduktion auf mindestens 3log (
PCR 0,12%) auch bei späteren Messungen nach 18 und 24 Monaten. Auch nach 24 Monaten konnte noch eine weitere Reduktion um eine weitere Logstufe - und ein weiter rückläufiger Trend der
minimalen Resterkrankung - beobachtet werden.
Insgesamt sind die Ergebnisse der Kombination sehr positiv zu bewerten, da bei anfänglich gutem Ansprechen stabile Remissionen und auch nach zwei Jahren noch ein weiterer Rückgang der Resterkrankung beobachtet werden konnte. Über Nebenwirkungen wurde nicht berichtet.
Übersetzung von jan: Molecular response to
Imatinib plus Alpha-
Interferon in Newly Diagnosed, Early Chronic Phase CML, A. Poerio et al, University of Bologna, Bologna, Italien
Sensitivität
Analytische Nachweisgrenze einer Untersuchung
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Zytogenetik
Mikroskopische Untersuchung von Zahl und Aufbau der Chromosomen von Zellen aus Abstrichen, Blut oder Gewebeproben (Biopsien)
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Kohorte
Gruppe von Patienten mit vergleichbaren Symptomen oder anderen Gemeinsamkeiten, die über eine bestimmte Zeitspanne beobachtet werden.
RT-PCR
Reverse Transcriptase-PCR (RT-PCR). Isolierte mRNA wird zunächst mit der reversen Transkriptase in cDNA umgeschrieben, die dann als Ausgangspunkt für die Amplifikation dient.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Minimale Resterkrankung
Eine Art von tiefer Remission bei CML, bei der BCR-ABL dennoch mittels PCR nachweisbar ist
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Kohorte
Gruppe von Patienten mit vergleichbaren Symptomen oder anderen Gemeinsamkeiten, die über eine bestimmte Zeitspanne beobachtet werden.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.