- Published on 07.10.2010, 15:04
- Von Jan Geissler
Am Frankfurter Universitäts-Kinderklinikum ist am 10.09.2004 ein Zentrum für Stammzell-
Transplantationen eröffnet worden. Ab November sollen dort vor allem Kinder und Jugendliche mit Leukämie und Krebserkrankungen des Lymphsystems behandelt werden.
Bundesweit sind pro Jahr rund 400 Stammzelltransplantationen bei Minderjährigen nötig, von denen drei Viertel auf Leukämien und Lymphkrebserkrankungen entfallen. Im Rhein-Main-Gebiet beträgt der jährliche Bedarf an dieser Heilungsmethode schätzungsweise 40
Transplantationen. Mit den bisherigen zwei Transplantationsbetten des Uni-Kinderklinikums in Frankfurt waren pro Jahr nur rund 20 möglich. Mit nunmehr sechs Betten will das Zentrum den Bedarf im Rhein-Main-Gebiet abdecken.
Der Leiter des Zentrums, Thomas Klingebiel, wies auf deutliche bessere Heilungschancen für krebskranke Kinder hin: Heute liege die Heilungsrate bei 70 Prozent, während Leukämie und bösartige Tumore im Kindesalter noch vor 25 Jahren nahezu unlösbare Probleme gewesen seien.
Die mehr als 9 Millionen Euro teure neue Einrichtung gehört zum Zentrum für Kinder-/Jugendmedizin der Frankfurter Uni-Klinik. Der Bau des Zentrums kostete nach Angaben der Klinik neun Millionen Euro, die sich je zur Hälfte aus Bundesmitteln und Spenden finanzierten.
Der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) lobte das Engagement des im Jahr 1994 gegründeten Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt", der rund 4,7 Millionen Euro für das Zentrum aufbrachte. Allein das Vereinsmitglied Johanna Quandt habe zwei Millionen Euro gespendet. Die Transplantationsstation im ersten Stock des neuen Hauses werde daher nach ihr benannt.
Das Zentrum für Stammzelltransplantation erweitert das im Jahr 2000 fertig gestellte Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, mit dem es baulich verbunden ist. Der Grundriss des dreigeschossigen Gebäudes ist einer Frucht nachempfunden. Die Funktionsräume befinden sich im inneren Kern, um den herum die Krankenzimmer wie ein großer Ring liegen. Die Architektur des Zentrums orientiert sich an den Empfehlungen zu Idealgrundrissen von Kinderkliniken des A.K.I.K. (Aktionskomitee Kinder im Krankenhaus).
Im Erdgeschoss ist die Tagesklinik und die Ambulanz eingerichtet, wo die ambulante und tagesstationäre Versorgung und die Vor- und Nachsorge von stammzelltransplantierten Kindern und Jugendlichen stattfinden wird. Die Transplantationsstation befindet sich im ersten Stockwerk. Hier werden die stationär untergebrachten Kinder von der Umgebung geschützt und isoliert, aber durch die bauliche Ausgestaltung nicht hermetisch getrennt sein. Im zweiten Stock sind schließlich mehrere Forschungslabore eingerichtet, in denen die notwendigen Weiterentwicklungen für die Stammzelltransplantation erarbeitet werden.
Als Begleiter für die Patienten hat der bekannte Kinderbuchautor Helme Heine seine Bilderbuchfiguren der Klinik zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. An den Wänden der Transplantationszimmer und einigen Behandlungsräumen im Erdgeschoss befinden sich Die drei Freunde, Prinz Bär, Der Hase mit der roten Nase und viele mehr - sie sollen den Kindern als hilfreiche Wegbegleiter und Gefährten in einer schweren Zeit zur Seite stehen.
Informationen über die Klinik für Kinderheilkunde IIIDie Klinik für Kinderheilkunde III (Direktor: Professor Dr. med. Thomas Klingebiel) ist für die Region Rhein-Main - in mehreren klinischen Bereichen auch weit darüber hinaus - das Zentrum für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und
Hämostaseologie. Als solches ist sie für
Diagnostik, Therapie und entsprechende klinische Forschung im gesamten Bereich der hämatologischen und onkologischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalters zuständig. Dies betrifft angeborene und erworbene Defekte der Blutbildung ebenso wie angeborene und erworbene Störungen der Blutgerinnung. Daneben sind bösartige Systemerkrankungen und solide Tumoren bei Kindern und Jugendlichen der wesentliche Schwerpunkt der
Diagnostik, Therapie und Forschung. Die Klinik verfügt über eine Vollstation mit 17 Betten, eine Tagesstation mit bis zu 8 Plätzen und mehrere Ambulanzen.
Quellen:
Hämostaseologie
= die Lehre von der primären und sekundären Blutgerinnung sowie ihrer Störungen; Adjektiv: hämostaseologisch
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Diagnostik
Gesamtheit der Untersuchungen, die der Feststellung oder genaueren Abklärung einer Erkrankung dienen
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)