Scharfe Kritik an weiteren Eingriffen der Politik in ärztliche Therapieentscheidungen durch die Gesundheitsreform übte die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) bei ihrer Jahrestagung in Leipzig. Die DGHO befürchtet negative Auswirkungen der Gesundheitsreform. Auch in Zukunft müsse jeder fachlich qualifizierte Arzt medizinisch notwendige Arzneimittel ohne Zweitmeinung verordnen dürfen, forderte die Fachgesellschaft.
"Besondere Arzneimittel" bei bestimmten Diagnosen nur noch in Absprache mit einem "Arzt für besondere Arzneimittel" verordnen zu können, bezeichnete DGO-Präsident Professor Gerhard Ehninger beim berufspolitischen Forum der Tagung als Ding der Unmöglichkeit. "Diesen Arzt für besondere Arzneimitteltherapie gibt es nicht und es kann ihn auch in Zukunft nicht geben. Es ist für einen einzelnen Mediziner überhaupt nicht möglich, sich in die Detailfragen aller einzelnen Fachgebiete so einzuarbeiten, daß er bei jeder Diagnose die richtige Therapieentscheidung treffen kann", stellte er fest.
Er sprach sich auch gegen die Besetzung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) durch hauptamtliche Mitarbeiter und Entscheidungen über dessen Mitarbeiter und Struktur durch das Bundesgesundheitsministerium aus. "Es kann nicht sein, daß von einem Gremium, das nicht in die medizinische Versorgung eingebunden ist, Therapieentscheidungen für unsere Patienten vorbestimmt werden", sagte Ehninger.
Zugleich lehnt die DGHO die Kosten- und Nutzenberechnung für Arzneimittel und Behandlungsmethoden auf Grundlage des jetzigen Methodenansatzes des IQWiG ab. Eine Umsetzung der Empfehlungen, die das IQWiG in seinem - inzwischen zurückgezogenen - Vorbericht zur
Stammzelltherapie bei Leukämie gegeben hatte, hätte vielen Patienten die letzte und reale Aussicht auf Heilung genommen, sagte DGHO-Sekretär Professor Mathias Freund. Er verwies auf einen Beschluß des Bundesverfassungsgerichtes vom Dezember 2005, wonach jeder Patient das Recht habe, Behandlungen zu erhalten, für deren Wirksamkeit es Hinweise gibt.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 09.11.2006Weiterführende Informationen:
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Stammzelltherapien
Meist ist der Ersatz der Knochenmarkfunktion im Rahmen von Krebsbehandlungen gemeint. Bei hochdosierten Chemotherapien, mit dem Ziel der Zerstörung aller Krebszellen, wird als Nebenwirkung auch das Knochenmark geschädigt. Störungen der Blutbildung sind die Folge, die eventuell auch zum Tod des Patienten führen können. Durch die rechtzeitige, geplante Transplantation von Blutstammzellen, wird die Funktion ersetzt. Stammzellen für andere Organe, z.B. Leber, Herzmuskel, Nervengewebe, können in speziellen Laboren zu Zellverbänden gezüchtet werden. Diese können dann dem Patienten zum Ersatz der durch Krankheit zerstörten Gewebe transplantiert werden (derzeit noch experimentell).
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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