Keine medizinische Erfindung der Neuzeit hat die modernen Gesellschaften so verändert wie die vorbeugende Impfung gegen Infektionskrankheiten. Die Entwicklung therapeutischer Impfungen jedoch, d. h. die Vakzinierung nach Ausbruch einer Erkrankung, erweist sich als sehr viel schwieriger. Impfungen gegen Krebs, schon seit mehr als 100 Jahren Gegenstand intensiver tumorimmunologischer Forschung, versuchen genau dies, und inzwischen zeichnen sich auch erste klinische Erfolge ab. Eine Zusammenfassung der interessantesten neuen Ansätze gab Professor Carmen Scheibenbogen, Institut für Medizinische Immunologie, Charité-Universitätsmedizin, im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin.
Ein Ansatz, der auf den neuesten Erkenntnissen der Peptid-Impfstoffentwicklung beruht, wird von Cees Melief, Leiden, auf dem ECI vorgestellt: Ein Kombinationsimpfstoff, bestehend aus Eiweißstoffen, sog. synthetischen langen Peptiden von Onkoproteinen des humanen Papillomviruses (
HPV), wurde bei Patientinnen mit etablierten Vorstufen eines genitalen Karzinoms (sog. intraepitheliale
Neoplasie der Vulva, Grad III) in einer klinischen
Phase II-Studie geprüft. Nach 4-maliger Impfung mit dieser Vakzine ließen sich komplette Rückbildungen aller Läsionen bei einem beträchtlichen Teil der behandelten Patientinnen erreichen. Diese ermutigenden klinischen Ergebnisse bestätigen experimentelle Untersuchungen, die zeigten, dass die Eiweißstoffe von dendritischen Zellen, den Profis der
Antigen-Präsentation, aufgenommen und nach entsprechender Aufbereitung den T-
Lymphozyten so effektiv präsentiert werden, dass diese die Tumorzellen anschließend zerstören können (C Melief et al, 2008).
In ähnlicher Weise versucht die Berliner Arbeitsgruppe um Carmen Scheibenbogen selbst und Anne Letsch ein Peptid (Eiweißstoff) des Transkriptionsfaktors WT1 zur Impfung bei Patienten mit
akuter myeloischer Leukämie (AML) zu entwickeln. Der Transkriptionsfaktor WT1 ist in seiner
Expression besonders stark assoziiert mit der Malignität (Bösartigkeit) bzw. dem Wachstumsverhalten vieler Tumorzellen. In Vorstudien konnten die Autorinnen zeigen, dass T-
Lymphozyten von AML-Patienten in der Lage sind, über WT1 Leukämiezellen anzugreifen. Die Ergebnisse einer ersten
klinischen Studie werden von Anne Letsch vorgestellt. Mit Unterstützung der Jose-Carreras-Leukämie Stiftung wurde ein Impfstoff entwickelt, der ermutigende Ergebnisse bei durch
Chemotherapie nicht mehr ausreichend behandelbaren Formen von Leukämie zeigt (Keilholz et al. 2009). Diese Ergebnisse sind Grundlage für eine Multicenter-Studie, die in Deutschland durchgeführt werden wird.
Licia Rivoltini vom Instituto Nazionali Tumori in Mailand beschäftigt sich ebenfalls seit vielen Jahren mit der Impfstoffentwicklung, insbesondere gegen Melanom und Darmkrebs. Sie stellt aktuelle Studien vor über die Bedeutung immunregulatorischer Mechanismen bei der Immunantwort gegen Krebszellen und wie diese Erkenntnisse in verbesserte Konzepte zur Impfstoffentwicklung umgesetzt werden können (Filipazzi P, 2007).
Über einen weiteren Ansatz, T-
Lymphozyten gegen Tumorzellen zu engagieren, berichtet G. Riethmüller, München. Mit Hilfe eines neuartigen, synthetischen, bispezifischen Antikörpermoleküls, das Januskopf-artig an zwei unterschiedlichen Antigenbindungsstellen ankoppelt, lassen sich kompakte Brücken zwischen T-
Lymphozyten und Tumorzellen schlagen. Aufgrund der ausgewählten Zielmoleküle auf der Zellmembran von Tumorzelle und T Lymphozyt, über die das Antikörpermolekül die beiden Zellen in allerengsten Kontakt bringt, werden T-
Lymphozyten unabhängig von ihrem spezifischen Antigenrezeptor zur Zerstörung der kontaktierten Tumorzellen animiert. Bei fortgeschrittenem
Non-Hodgkin-Lymphom und bei
akuter lymphatischer Leukämie führte dieser bispezifischen
Antikörper bei über 90 % der behandelten Fälle zur kompletten bzw. partiellen Abstoßung der
malignen Zellen (Bargou et al. 2008). Bemerkenswert ist, dass diese klinischen Ergebnisse sich durch Dauerinfusionen erzielen ließen, bei denen nur 15 - 60 Mikrogramm pro Patient und Tag verabreicht wurden.
Quelle: idw-Mitteilung vom 15.09.2009 Non-Hodgkin-Lymphom
Unter Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Gruppe von malignen Tumoren des lymphatischen Systems mit ganz unterschiedlichem Malignitätsgrad zusammengefasst. Histologisch sind die NHL durch eine follikuläre oder diffuse Proliferation maligner lymphatischer Zellen, vorwiegend B-Zellen, charakterisiert. Unterscheidet sich im Zellbild vom Hodgkin- Lymphom.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Transkript
Mit Hilfe der PCR lassen sich kleinste Mengen an Erbinformationen in kurzer Zeit stark vervielfältigen, so dass auch das BCR-ABL-Gen so oft kopiert wird, bis es in ausreichender Menge vorliegt, dass es eindeutig nach- gewiesen werden kann. Diese BCR-ABL-Kopien nennt man Transkripte.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Neoplasie
Neubildung von Körpergewebe. Damit kann sowohl die physiologische Regeneration eines Gewebes gemeint sein, als auch die autonome, pathologische Gewebevermehrung eines Tumors. Klinisch wird "Neoplasie" am häufigsten als Gattungsbezeichnung für maligne Tumoren verwendet.
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Rezeptor
Bindungsstelle für Signalstoffe, Hormonrezeptor
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
HPV
Menschliches Papilloma-Virus (Human Papilloma Virus).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Polyzythämia Vera
Die Polycythaemia vera (auch Morbus Vaquez-Osler und Vaquez-Osler-Krankheit genannt) ist eine seltene myeloproliferative Erkrankung, bei der es zu einer Vermehrung aller drei Blutzellreihen (inbesondere Erythrozyten, aber auch Thrombozyten und Leukozyten) im Blut kommt. Dieser autonomen Proliferation aller drei Zellreihen liegt eine Mutation einer myeloischen Stammzelle (blutbildende Stammzelle im Knochenmark) zugrunde.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
exprimieren
Als Genexpression bezeichnet man die Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen. Das zugehörige Verb lautet exprimieren.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
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