Tiger-Studie

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Nadine1979
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Nadine1979 » 08.11.2016, 08:24

Hallo Kimjaqueline,

bei mir ist es ein bisschen anders. Mein Onkologe hat nach einem halben Jahr Diagnose gesagt, dass man nach einem Jahr eine KMP machen soll. Meine Ärztin von der Studie in Mannheim hat aber im Sommer gemeint, dass sie eine KMP nur macht, wenn der BCR-ABL-Wert nicht besser als 0,5% ist. Und ich war im August schon bei 0,11%. Das habe ich jetzt im Oktober (nach einem Jahr CML) meinem Onkologen beim Check gesagt und er hat gemeint, dass der Wert wirklich zu gut ist, um eine KMP zu machen. Ich bin glücklich, dass es nicht sein muss. Aber jeder Arzt sieht das wahrscheinlich anders.

Liebe Grüsse,
Nadine

Kimjaqueline

Re: Tiger-Studie

Beitrag von Kimjaqueline » 30.10.2016, 23:19

Vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten.
Da bin ich ja etwas beruhigt. Habe nur im ersten Moment direkt im Kopf gehabt das die Ärzte mir etwas verschwiegen haben. Ich finde diese Studie echt gut und habe mich ja auch nicht Hals über Kopf dazu entschieden. Möchte halt nur nicht als Versuchskannichen dienen wo mir die KMPs im Endeffekt "nichts bringen". Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Besonders weil die KMPs auch ein paar Risiken mit sich tragen. Aber wenn das so ist, alles gut! Werde auch am Freitag nochmal mit meinem Arzt drüber sprechen.

Mit der Therapie geht es mir wirklich gut! Ich bin in dem Arm Nilotinib/Interferon. Nilotinib habe ich die erste Woche nicht so gut vertragen, dann wurde es immer besser.Bei dem Interferon hatte ich am ersten Tag Fieber, sonst nichts! Mir geht es mittlerweile wirklich gut.
Ich muss dazu sagen das ich noch nicht so wirklich in dem Thema drin bin, besonders was die ganzen Zahlen angeht :? Habe Anfang August die Diagnose bekommen. Donnerstag habe ich nochmal einen Termin zur Blutkontrolle, wo die Ärztin mir etwas zu meinem Ansprechen sagen möchte. Ich merke aber das ich von Termin zu Termin mehr in die Thematik rein komme.Finde es schon ziemlich komplex.

Liebe Grüße :)

paradoxon
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von paradoxon » 30.10.2016, 22:15

Hallo Kimjaqueline,

bei mir wurde es auch genau so gemacht, wie Jan schreibt. Ich hatte insgesamt 3 Knochenmarkspunktionen (zur Diagnose sowie nach 3 und 6 Monaten), bis ich die zytogenetische Remission erreicht hatte. Mein niedergelassener Hämatologe (der die Diagnose gestellt hat) hätte es genauso, entsprechend der Therapieleitlinien, gemacht.

Es soll wohl Ärzte geben, die auf die Knochenmarkspunktion verzichten. Sie handeln dann aber entgegen der Leitlinien. Da man im Knochenmark direkt "an der Quelle" untersucht, ist diese Untersuchung gerade zu Beginn der Therapie so wichtig. Später ist eine Knochenmarksuntersuchung soweit ich weiß nicht mehr sinnvoll, weil man dort nicht genügend Zellen entnimmt, um ab einer gewissen Remissionstiefe überhaupt noch etwas zu finden.

Wie geht es dir denn mit der Therapie?

Viele Grüße
Jonathan

jan
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von jan » 30.10.2016, 19:20

Kimjaqueline hat geschrieben:Hallo ihr liebe,

Ich hätte da auch nochmal eine Frage zur TIGER Studie. Laut der Info Broschüre heißt es, das eine KMP für die Studie nicht notwendig ist sondern zu den Verlaufsuntersuchungen der CML zählen. Jetzt habe ich am Freitag meine zweite KMP (die erste war im August) und im Februrar soll meine dritte folgen. Jetzt mal ehrlich, ist das so oft nötig? Ich werde zurzeit von zwei Ärzten betreut, einmal meine Hämatologin in meiner Nähe und in der Klinik wo auch die Studienuntersuchungen stattfinden. Meine Hämatologin vor Ort meinte zu mir das die KMP's NUR für die Studie sind. Was ich allerdings echt frech finde, da ich extra anfangs nachgefragt habe, in der Klinik, ob die KMPs für die Studie notwendig sind.
Ich würde nicht so einen Aufstand machen wenn ich das nicht so unheimlich schmerzlich finden würde.. :(
Wie läuft das denn bei euch ab?

Liebe Grüße
Hallo Kimjaqueline,

laut Studienprotokoll ist meines Wissens eine Knochenmarkpunktion nur bis zum Erreichen einer kompletten zytogenetischen Remission nötig, d.h. bis zu dem Zeitpunkt, wenn in der Knochenmarkpunktion in keiner der üblicherweise 20-25 untersuchten Zellen mehr ein Philadelphia-Chromosom gefunden werden kann. Üblicherweise erreichen das die meisten Patienten in den ersten drei Monaten. Danach wird nur noch per PCR aus dem Blut untersucht. Das ist so auch in den CML-Leitlinien (außerhalb von Studien) definiert.

Wenn man allerdings keine komplette zytogenetische Remission erreicht, ist eine Punktion auch ausserhalb einer Studie zu empfehlen, um den Grund für das langsame Ansprechen zu erfahren, z.B. weitere Veränderungen auf anderen Chromosomen als den Chromosomen 9 und 22 - das kann man nur aus der Untersuchung der lebenden Knochenmarkzellen sehen und nicht in der PCR. Daher hätte die Fortführung der Knochenmarkpunktionen über die komplette zytogenetische Remission nichts mit der Studie zu tun, sondern das würde man auch sonst danach weiter machen.

Ich denke, wenn die Knochenmarkuntersuchung von vergangenem Freitag ergibt, dass kein Philadelphia-Chromosom in der Zytogenetik gefunden werden konnte (unabhängig davon, wo die PCR-Untersuchung liegt), wird vermutlich auch im Februar keine Punktion mehr nötig sein...

Viele Grüße
Jan

Kimjaqueline

Re: Tiger-Studie

Beitrag von Kimjaqueline » 30.10.2016, 15:30

Hallo ihr liebe,

Ich hätte da auch nochmal eine Frage zur TIGER Studie. Laut der Info Broschüre heißt es, das eine KMP für die Studie nicht notwendig ist sondern zu den Verlaufsuntersuchungen der CML zählen. Jetzt habe ich am Freitag meine zweite KMP (die erste war im August) und im Februrar soll meine dritte folgen. Jetzt mal ehrlich, ist das so oft nötig? Ich werde zurzeit von zwei Ärzten betreut, einmal meine Hämatologin in meiner Nähe und in der Klinik wo auch die Studienuntersuchungen stattfinden. Meine Hämatologin vor Ort meinte zu mir das die KMP's NUR für die Studie sind. Was ich allerdings echt frech finde, da ich extra anfangs nachgefragt habe, in der Klinik, ob die KMPs für die Studie notwendig sind.
Ich würde nicht so einen Aufstand machen wenn ich das nicht so unheimlich schmerzlich finden würde.. :(
Wie läuft das denn bei euch ab?

Liebe Grüße

paradoxon
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von paradoxon » 24.10.2016, 18:35

Hallo Mona,

von "erneutem Randomisieren" habe ich noch nie etwas gehört und das hat es bei mir definitiv nicht gegeben.
Man hat in der TIGER-Studie auf jeden Fall mindestens 3 Jahre Therapie. Im Arm Nilotinib+Interferon (in dem du bist) sind das 2 Jahre Nilotinib (Tasigna)+Interferon und 1 Jahr Interferon. Im Arm "nur Nilotinib" sind das 3 Jahre Nilotinib (Tasigna). Das Absetzen erfolgt natürlich immer nur, wenn die entsprechende Remissionstiefe erreicht bzw. gehalten wird, wie in der Patienteninformation beschrieben.

Achtung, in der Patienteninformation ist an einer Stelle von 4 Jahren (2+2 Jahre) bis zum Absetzen die Rede. Das ist meines Wissens nach falsch und inzwischen in einer Ergänzung zum Studienprotokoll geändert. Ich glaube aber nicht, dass sonst am Ablauf der Studie etwas geändert wurde.

Viele Grüße
Jonathan

Eisbaer
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Eisbaer » 24.10.2016, 10:12

http://www.leukaemie-online.de/70-studi ... template23

Hier findest Du auch die offz. Unterlagen zur Studie als pdf. Seite 5 zeigt den Zeitpunkt des moeglichen Absetzens in den beiden Studienarmen ...

Gruesse
Der Eisbaer

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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Eisbaer » 24.10.2016, 10:02

Hallo,

wenn ich die zur Verfuegung gestellten Unterlagen zur Studie richtig verstanden habe dann is bei Tasigna + Interferon nach 2 Jahren die Entscheidung absetzen bei guten Werten (die Du ja perfekt hast) gegeben und man bleibt bei Interferon.
Bei Tasigna alleine stellt sich die Frage nach Absetzen bei guten Werten erst nach 3 Jahren ...
Schau doch nochmal in Deinen Unterlagen oder im Internet die Studienunterlagen.
Oder hab ich da jetzt was falsch abgespeichert?
Seit wann hastbDu MR4,5 bzw 5?

Ich wuensche Dir auf jeden Fall eine tolle und lange tablettenfreie Zeit und weiterhin MR5!

Der Eisbaer (auch ein TIGER, Tasigna only, 1,75 Jahre unterwegs, MR4,5)

Mona
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Mona » 23.10.2016, 20:49

Hallo zusammen,

bin in MR5 und im Januar steht (nach 2 Jahren Tasigna+Interpheron) die Entscheidung an, ob ich einen Absetzversuch starten kann. Meine Ärztin sagte was von einem erneuten Randomisieren. Kann mir jemand sagen, ob das tatsächlich der Fall ist, oder ob man beim Absetzen des TKI grundsätzlich das Interpheron beibehält?

Gruß
Mona

paradoxon
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von paradoxon » 19.09.2016, 22:15

Hallo Nadine,

du solltest darüber unbedingt mit deiner Ärztin sprechen.
Ich habe bei den regelmäßigen Terminen immer mal über "Stechen in der Brust" berichtet und denke schon, dass dies eine Nebenwirkung der Therapie ist.
Bei mir war es allerdings nie so stark, dass ich oder mein Arzt sich deshalb ernsthaft Sorgen gemacht hätten.
Irgendwann hat es aufgehört, ich kann leider nicht mehr sagen, ob das vor dem Absetzen von Tasigna war oder danach.

Ich denke, du solltest die Studienärztin nach ihrer Einschätzung dazu, und ob sie weitere Untersuchungen oder Maßnahmen (z.B. Dosis der Medikamente reduzieren oder Therapie pausieren) für notwendig hält.

Viele Grüße
Jonathan

Nadine1979
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Nadine1979 » 19.09.2016, 08:20

Guten Morgen ihr Lieben,

ich nehme Tasigna seit Ende Oktober 2015 und das Interferon seit Januar 2016. Seit Samstag habe ich öfters starke Schmerzen zwischen den Brüsten. War am Samstag so verzweifelt, dass ich ins Krankenhaus bin und mich durchchecken lies. Ich dachte schon, ich habe es am Herz aber das wurde nach EKG, Blutentnahme und Röntgen der Lunge ausgeschlossen. Jetzt habe ich es mehrmals am Tag.
Habt ihr auch solche Erfahren bzw. Schmerzen ?
Ich bin bis jetzt ganz gut mit den Nebenwirkungen (Kopfweh, Müdigkeit, Übelkeit) klar gekommen aber diese Schmerzen lösen nur Angst in mir aus. :-(

Ich schreibe auf jeden Fall noch meiner Ärztin von der Studie in Manhheim, wollte aber gerne eure Meinung und Erfahrung dazu hören bzw. lesen.

Liebe Grüsse,
Nadine

paradoxon
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von paradoxon » 21.07.2016, 09:41

Noch ein Nachtrag zur Knochenmarkpunktion, Nadine hat mich hieran erinnert (danke!):
Die Knochenmarkpunktion wird in der Studie soweit ich weiß genau nach den normalen Empfehlungen gemacht. Du hast dadurch also nicht mehr, aber auch nicht weniger Punktionen.

Und natürlich hoffe ich, dass du diese Entscheidung nicht alleine treffen musst, sondern du dies mit deiner Frau/Freundin besprechen kannst!

Viele Grüße
Jonathan

Nadine1979
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Nadine1979 » 21.07.2016, 08:21

Hallo Cenk,

ich bin 36 Jahre alt und bei mir wurde die CML im Oktober letzten Jahres festgestellt. Ich habe eine inzwischen 3jährige Tochter aber ich und mein Mann haben darüber nachgedacht ob wir noch ein zweites Kind bekommen sollen. Das war zu der Zeit der Diagnose. Das war erstmal hart für mich, während der Tigerstudie (ich bin in Mannheim bei Fr. Dr. Saussele in sehr guter Betreuung!) nicht schwanger zu werden.

Nach 4 künstlichen Befruchtungen wurde ich auf normalem Weg schwanger. Ich weiss also genau was es bedeutet, sich ein Kind zu wünschen und kann Dich total verstehen aber Du gehst hier vor ! Erst wenn Du gesund bist, kannst Du ein gesundes Kind zeugen und bist in der Lage, Dich um das Kind zu kümmern !

So wie die anderen schon geschrieben, ist die Tigerstudie mit 3 Jahren Laufzeit die kürzeste Studie überhaupt. Lt. Fr. Dr. Saussele muss jeder diese 3 Jahre durchhalten, um eine grosse Chance zu haben, danach vielleicht ohne Medikamente leben zu können.

Ich hatte sehr grosse Angst vorm Interferon. Ich habe Ende Dezember erfahren, dass ich im Tasigna und Interferon-Arm bin. Ich habe viel Negatives vom Interferon gelesen und hatte Angst um meine Lebensqualität. Jetzt spritze ich schon ein halbes Jahr Interferon (freitags abends) und die Nebenwirkungen von leichtem Kopfweh und Müdigkeit samstags sind besser geworden und es ist gut auszuhalten. Ich bin seit November in psychoonkologischer Therapie und das hat mir sehr geholfen. Jetzt gehe ich nur noch alle zwei Monate hin. Der Kopf ist so wichtig bei der Krankheit !

Für mich war bzgl. der Studie auch ganz wichtig, dass ich jederzeit aussteigen kann und das hat mir Fr. Dr. Saussele so bestätigt bzw. das steht auch so in den Studienunterlagen. Du hast also nichts zu verlieren und kannst nur gewinnen. Durch die Studie fühle ich mich viel besser kontrolliert (es wird jedes Mal EKG gemacht, grosses Blutbild mit allen Werten, Temperatur gemessen usw.) Ich hatte bis jetzt nur im Oktober, zur
Bestätigung der Diagnose, die KMP gemacht bekommen. Da sich meine Werte so gut entwickelt haben, hat Fr. Dr. Saussele gemeint, dass ich vielleicht nur nach einem Jahr noch mal eine KMP machen lassen muss. Der BCR-ABL Wert hat sich bei mir so gut entwickelt (hatte mit 50% im Oktober angefangen und Ende Mai hatte ich nur noch 0,12%), so dass die KMP nicht nötig ist.

Ich war am Anfang dreimal in Mannheim bevor es mit dem Interferon begonnen hat. Jetzt bin ich nur noch alle 3 Monate dort und parallel monatlich beim Onkologen.

Entscheide für Dich selbst was der richtige Weg für Dich ist aber ich finde mit der Studie kannst Du nur gewinnen ! Und Du kannst danach immer noch ein Kind bekommen. Mein Mann war auch 35 Jahre alt als unsere Tochter geboren wurde und das ist heute ja fast normal. :-)

Ich wünsche Dir alles Gute !

Liebe Grüsse,
Nadine

paradoxon
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von paradoxon » 20.07.2016, 10:16

Hallo Cenk,

da haben Niko und ich also beide gleich falsch gedacht ;)

Auch für die männliche Seite gibt es bereits einige Threads hier im Forum, z.B. http://www.leukaemie-online.de/diskussionsforen/7/3491

Ich bin bzw. war ja in einer ganz ähnlichen Situation wie du, wie du hier http://www.leukaemie-online.de/diskussionsforen/7/3562 lesen kannst.
Ich habe mich vor drei Jahren (mit bereits einem Kind) zu einer Teilnahme an der TIGER-Studie entschieden, weil sie mir ein ziemlich schnelles Absetzen ermöglicht hat. Inzwischen bin ich therapiefrei und habe mein zweites Kind (das noch unter Interferon-Therapie gezeugt wurde) :)

Mir wurde damals nahegelegt, mich erstmal auf die Bekämpfung der CML zu konzentrieren. Man soll sich ja quasi zwischen Kinderwunsch und Überlebensdrang entscheiden. Gut, ich hatte schon ein Kind (du anscheinend nicht?), und daher war natürlich die Devise "lieber mit einem Kind alt werden als ein Risiko eingehen"...
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, beides zu vereinen. Ein Weg ist, vor Beginn der Behandlung Spermien einzufrieren. (Wurde bei mir versäumt... Die Realisierung des Kinderwunsches durch künstliche Befruchtung ist dann noch ein anderes Thema.)
Ein anderer Weg ist die Zeugung unter Therapie. Leider gibt es hier keine verlässlichen Daten. Bisher sieht nichts danach aus, dass die TKI einen negativen Einfluss hätten. Aber natürlich ist das nicht sicher und basiert nur auf Einzelfallberichten. Du kannst auch hier im Forum davon lesen. Leider wird sich an der Situation auch vermutlich in den nächsten Jahren nichts ändern. Die meisten Berichte gibt es für Imatinib (Glivec), hier hätte ich vermutlich eine Zeugung gewagt (die Aussagen von Ärzten sind ähnlich). Unter Nilotinib (Tasigna) war es mir zu heikel - andere waren mutiger. Ich habe gewartet, bis ich nur noch Peginterferon gespritzt habe.

Ich habe mich dann für die "bestmögliche Therapie" entschieden, und das war und ist aus meiner Sicht die TIGER-Studie. Du solltest die Rolle des Interferon nicht unterschätzen. Es besteht die begründete Hoffnung, dass das Interferon die Absetzchancen erhöht. Sprich, du kannst vielleicht auch ohne Interferon absetzen - die Wahrscheinlichkeit, dass du später wieder mit der Therapie beginnen musst, ist aber vielleicht höher. (Sicher wissen wir das natürlich erst, wenn die TIGER-Ergebnisse vorliegen.) Vielleicht ist diese Langzeitperspektive für dich im Moment gar nicht so wichtig. Dann spricht für TIGER zumindest, dass Nilotinib (Tasigna) nur für 2 oder 3 Jahre (je nach Arm) vorgesehen ist. Das ist, wie gesagt, weniger als in jeder anderen Absetzstudie. Schneller abzusetzen ist vermutlich heikel. Du solltest ja 3 Monate warten, bevor du ein Kind zeugst. Es muss auch nicht sofort klappen. Ich vermute, wenn du sehr schnell absetzt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du wieder mit der Therapie beginnen musst, bevor ihr schwanger seid, gar nicht so gering... Ich denke, du solltest auch das mit dem Arzt besprechen.
Meine Ärztin war übrigens der Meinung, mit Kinderwunsch sollte man nicht an Studien teilnehmen. Ich sehe das anders. Mein Weg ist ja durch die Studie erst möglich geworden. Ich wollte ja die bestmögliche Therapie, konnte so aber bereits nach 2 Jahren den TKI absetzen. Es mussten dann allerhand Formulare ausgefüllt werden (Schwangerschaften gelten in der Studie als "schwere Nebenwirkung"...), aber am Ende ist jetzt alles gut :)
Eine Alternative, die ich dann verworfen habe, war für mich ein früher Wechsel auf Imatinib (Glivec). Das könnte eine Alternative zum frühen Absetzen sein.

Studien sind natürlich auch deshalb gut, weil wir - alle Patienten - nur durch Studien neue Erkenntnisse und letztlich neue Therapiemöglichkeiten bekommen. Du tust also auch noch der Allgemeinheit etwas Gutes, wenn du teilnimmst :)
Ich würde dir empfehlen, auch mit dem Studienarzt darüber zu sprechen. Er kann auch bei der Studienzentrale in Jena anrufen, um sich darüber auszutauschen. Die Entscheidung muss ja auch relativ bald fallen, da du nur bis 6 Wochen nach Therapiebeginn in die Studie aufgenommen werden kannst.

Ich mache mir übrigens immer wieder bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns als CML-Patienten heute solche Fragen stellen. Ich empfinde es als großartig, dass wir heute von einer normalen Lebenserwartung ausgehen können und auch so unsere Familien- und Lebensplanung machen. Das war vor wenigen Jahren noch nicht so, und es ist natürlich nicht ohne Schwierigkeiten - vor allem natürlich für weibliche Patienten. Alles in allem haben wir es doch ziemlich gut!

Alles Gute für die Entscheidungen!

Jonathan

Cenks
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Re: Tiger-Studie

Beitrag von Cenks » 20.07.2016, 00:12

Hi Niko,
Hallo Jonathan,

ich danke euch für eure schnellen Antworten. Ich habe wohl im vergessen zu erwähnen, dass ich ein männlicher Patient bin. Entschuldigt bitte :-)

Zu meiner Person: Ich bin 32 Jahre alt und bin zur Zeit in Behandlung in unserem örtlichen Krankenhaus. Es gäbe die Möglichkeit in eine Klinik in der Nähe zu wechseln, die Patienten für die Tiger-Studie rekrutiert.

Dort hatte ich mich kurz nach der CML-Diagnose gemeldet. Allerdings bin ich ehrlich gesagt hin und her gerissen, was die Teilnahme angeht. Um noch ehrlicher zu sein, spielt dabei die regelmässige KMP und die Behandlung mit Interferon schon eine Rolle. Aber am größten ist eben der Kinderwunsch.

Mein Arzt sagt dazu, dass er erst eine molekulare Remission sehen möchte, bevor wir einen Absetzversuch machen können - für den Kinderwunsch. Das sehe ich auch so. Da die Medikamente bei mir sehr gut anschlagen, könnte das auch relativ schnell passieren (mein Empfinden). Ich möchte auch noch mal mit der Klinik darüber sprechen, die die Tiger-Studie unterstützt. Aber ich glaube, dass dort dieser frühe Absetzversuch nicht erlaubt wäre.

Ein Satz noch zum Interferon: Dadurch, dass eben noch keine Ergebnisse dazu vorliegen, frage ich mich, will ich ein wahrscheinliches und dauerhaftes "Grippegefühl" riskieren - wegen einer 50%igen Chance. Schließlich klappt es mit dem TKI-Hemmer in fast der selben Zeit ähnlich gut.

Doch falls ich da was übersehe, wäre ich dankbar für eure Gedanken :)

Viele Grüße!

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