Eine Einnahme von Krebstherapien in Form von Tabletten ("orale Therapien") bietet Krebspatienten mehr Freiheit und Lebensqualität als eine Verabreichung über Spritze (Injektion) oder Infusion. Sie erfordert aber auch mehr Eigenverantwortung und Aufklärung. Damit der Umgang mit oralen Mitteln, die das Tumorwachstum hemmen, optimal klappt, sind nicht nur die behandelnden Ärzte, sondern ist auch die Beratung durch Apotheker gefordert.
Die Vorteile einer oralen Therapie in der Krebstherapie sind offensichtlich, betonte Dr. Hans-Peter Lipp, Chefapotheker des Uniklinikums Tübingen, auf einer Veranstaltung in München. So lässt sich mit oralen Onkologika für die Patienten mehr Unabhängigkeit erreichen. Sie müssen für die Applikation nicht zu festen Terminen in die Klinik oder onkologische Praxis, sondern können das Mittel zu Hause oder auch auf Reisen eigenständig einnehmen. Ein Zugang über die Blutgefäße erübrigt sich und damit auch sämtliche Infusionsrisiken.
Gefahr bewusster oder unbewusster Therapiefehler
Wo Licht ist, ist jedoch auch Schatten. Die größere Freiheit für den Patienten beinhaltet, dass er mehr Möglichkeiten hat, bewusste und unbewusste Therapiefehler zu machen. Erfolg und Sicherheit einer oralen Therapie werden maßgeblich durch die konsequente und korrekte Einnahme bestimmt. An die Möglichkeit der fehlenden oder lückenhaften Therapietreue muss genauso gedacht werden wie an die des Übergebrauchs bis hin zur exzessiven Einnahme in suizidaler Absicht. Auch hat die Aufnahme der Medikamente über den Verdauungstrakt im Vergleich zur Verabreichungen direkt ins Blut größere pharmakokinetische Schwankungen der Plasmaspiegel zur Folge. Verschärft wird dies durch mögliche Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln und zusätzlich eingenommenen rezeptfreien Arzneien. So kann bekanntlich Johanniskraut durch Induktion von Isoenzymen die Wirkung etlicher Arzneimittel schwächen. Selbst Inhaltsstoffe des grünen Tees können Medikamenten durch Komplexierung die Wirkung rauben.
Die Verordnung oraler Krebstherapien vermehrt also Beratungspflicht und -aufwand der involvierten Ärzte und Apotheker, betonte Lipp auf der von GlaxoSmithKline unterstützten Veranstaltung. Beide Berufsgruppen können sich bei der engmaschigen Kontrolle der Therapietreue ergänzen. Patienten brauchen zum Beispiel exakte Angaben, ob das Mittel nüchtern, vor, zum oder nach dem Essen einzunehmen ist, wie zusätzliche Medikamente zu handhaben sind und dass selbstgekaufte Arzneimittel stets auch dem Arzt mitgeteilt werden sollten.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 21.04.2010, bereinigt um viele Fachbegriffe und laienverständlicher gemacht durch Jan.
Weitere Informationen:
Wechselwirkung
Arzneimittelwechselwirkungen (auch Interaktionen genannt) können bei gleichzeitiger Einnahme verschiedener Arzneimittel auftreten. Die erwünschte Wirkung eines Medikaments kann dadurch verstärkt, abgeschwächt oder aufgehoben werden, oder zusätzliche Nebenwirkungen können auftreten.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
TFR
Treatment-Free Remission, behandlungsfreie Remission, ist ein bei CML in Studien befindliches Therapiekonzept, das nach dauerhaftem Erreichen einer tiefen molekularen Remission die gezielte Therapieunterbrechung unter engmaschiger Verlaufskontrolle vorsieht.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Wechselwirkung
Arzneimittelwechselwirkungen (auch Interaktionen genannt) können bei gleichzeitiger Einnahme verschiedener Arzneimittel auftreten. Die erwünschte Wirkung eines Medikaments kann dadurch verstärkt, abgeschwächt oder aufgehoben werden, oder zusätzliche Nebenwirkungen können auftreten.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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