Imatinib hat die Überlebensraten bei Patienten mit CML außerordentlich verbessert. Alle Patienten müssen ihre Behandlung jedoch für eine unbestimmte Zeit fortführen. Es wurde bereits früher über eine Pilotstudie der ersten Patienten, die Ihre
Imatinib Therapie abbrachen, berichtet. Die multizentrische Studie "Stop
Imatinib" (STIM) wurde im Juli 2007 gestartet, um die Fortdauer der vollständigen molekularen
Remission nach Abbruch der Behandlung mit
Imatinib auszuwerten, und um die Faktoren zu bestimmen, die mit der Fortdauer der vollständigen molekularen
Remission in Verbindung gebracht werden können.
Aufnahmekriterien waren eine Behandlungsdauer mit
Imatinib von mindestens 3 Jahren und anhaltende vollständige molekulare
Remission (
CMR). Anhaltende vollständige molekulare
Remission (
CMR) wurde als
BCR-ABL/ABL-Spiegel unterhalb einer Nachweisschwelle definiert, entsprechend einer 5-log Reduktion (nicht nachweisbares Signal unter Verwendung von RQ-
PCR) für mindestens 2 Jahre. Molekularer Rückfall, definiert als RQ-
PCR-Positivität, wurde berücksichtigt, wenn dieser in zwei aufeinander folgenden Bewertungen bestätigt wurde. In Fällen eines molekularen Rückfalls wurden Patienten erneut mit 400 mg
Imatinib täglich behandelt.
8 von 15 Patienten aus der Pilotstudie befinden sich weiterhin in vollständiger molekularer
Remission mit einer durchschnittlichen Nachsorgezeit von 42 Monaten (zwischen 37 - 49 Monaten). Die Anzahl von Patienten, die sich für die STIM Studie anmeldeten, betrug 69. 34 Patienten wurde vor der Behandlung mit
Imatinib Interferon alpha (IFNa) verabreicht, und 35 Patienten wurden vorab nicht behandelt. Die durchschnittliche Nachsorgezeit (Bereich) betrug 17 Monate (6 - 24 Monate). 37 Patienten erlitten innerhalb der ersten 6 Monate einen Rückfall (Verlust der vollständigen molekularen
Remission) und zwei Patienten erlitten nach über 6 Monaten (Monat 7 und 18) einen Rückfall. Im 12. Monat betrug die Wahrscheinlichkeit, in einer vollständigen molekularen
Remission zu verbleiben 45 % (44 % für diejenigen Patienten, die vorab mit
Interferon behandelt wurden, 46 % für vorab unbehandelte Patienten).
Alle Patienten, die einen molekularen Rückfall erlitten hatten, reagierten, nachdem die Behandlung mit
Imatinib wieder aufgenommen wurde, erneut sensibel (abnehmender
BCR-ABL-Spiegel, Erzielen einer erneuten vollständigen molekularen
Remission). Bei männlichen Patienten lag die Überlebenswahrscheinlichkeit ohne molekularen Rückfall höher, und eine Tendenz wurde für die Gruppe mit niedrigem Sokal-Risiko beobachtet.
Die Anzahl von peripheren
natürlichen Killerzellen war vor Abbruch der Behandlung mit
Imatinib bei Patienten mit einem Rückfall deutlich geringer (hauptsächlich
zytotoxische Zellen CD56dim), verglichen mit den Patienten ohne Rückfall.
Schlussfolgerungen: Die Forscher haben bestätigt, dass eine vollständige molekulare
Remission nach einem Abbruch der Behandlung mit
Imatinib mittels einer langen Nachsorgezeit insbesondere bei männlichen Patienten und bei Patienten mit
zytotoxischen natürlichen Killerzellen in deren peripheren Blut aufrechterhalten werden kann. Unter strengen Maßstäben ist es möglich, die Behandlung bei Patienten mit aufrechterhaltener vollständiger molekularer
Remission zu beenden, sogar bei den Patienten, die nur mit
Imatinib alleine behandelt worden sind.
Quelle: ASH-Abstract 859: Francois-Xavier Mahon.
Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan mit Unterstützung von Sigma Translations. Ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.
Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:
- ASH 2009 CML-Nachlese - und warum ich wieder hingefahren bin, Leukämie-Online 17.12.2009
- ASH09: Resistenz, Wirkung und Mutationen unter Dasatinib bei CML in chron. Ph, Leukämie-Online 27.12.2009
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- Dasatinib-Intervalltherapie denkbar, wenn Standarddosierung unverträglich ist, Leukämie-Online 27.12.2009
- BCR-ABL-spezifische Impfstoffe könnten Imatinib-Vollremission weiter verbessern, Leukämie-Online 27.12.2009
- Fünf-Jahres-Ergebnisse der deutschen CML-Studie IV, Leukämie-Online 08.01.2010
- Imatinib-Therapieunterbrechung in molekularer Remission: Rückfallrate bei 55%, Leukämie-Online 08.01.2010
- Nilotinib ENACT-Studie mit Nachtrag zu Nebenwirkungen, Leukämie-Online 09.01.2010
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- Imatinib-Studien bei Kindern: Transplantation als Zweitlinientherapie, Leukämie-Online 13.01.2010
Zweitlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CMR
Complete molecular response (engl.) = vollständiges molekulares Ansprechen bzw. nicht mehr nachweisbare Resterkrankung unterhalb einer technischen Erkennungsgrenze
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
natürliche Killerzellen
Zellen des Immunsystems, die veränderte Körperzellen erkennen und zerstören. Diese NK-Zellen gehören zu den Lymphozyten, einer Untergruppe der weißen Blutzellen.
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zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
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