Die Anwendung von
Imatinib (
Glivec) während der Schwangerschaft kann zu Fehlbildungen bei den Neugeborenen führen. Dies zeigt eine
retrospektive Auswertung von Einzelfallberichten im Fachmagazin Blood. Bereits die tierexperimentellen Studien hatten auf eine mögliche
Teratogenität (die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen fördernd) von
Imatinib hingewiesen, weshalb das Medikament
Glivec "nicht während der Schwangerschaft verwendet werden (darf), es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich", heißt es in den Fachinformationen.
Seonaid Pye vom Imperial College of London und Mitarbeiter haben die Daten von 125 Schwangeren untersucht, die das Medikament trotz der relativen
Kontraindikation erhalten hatten. Es handelt sich um Fälle, die dem Hersteller gemeldet wurden oder am Hammersmith Hospital in London oder dem M. D. Anderson Cancer Center in Houston/Texas beobachtet wurden.
Bei 63 Frauen kam es zur Geburt eines gesunden Kindes. 18 Frauen erlitten eine Fehlgeburt, was einem Anteil von 14,4 Prozent entspricht, der nicht über dem Durchschnitt liege, wie Pye betont. 35 weitere Frauen hatten sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, davon drei, nachdem die Pränataldiagnostik Fehlbildungen festgestellt hatte.
Weitere neun Frauen gebaren ein Kind mit Fehlbildungen. Beobachtet wurden Exomphalos, Nierenatresien und Halbwirbelbildungen (Hemivertebrae). Ein totgeborenes Kind hatte eine Meningocele. Diese Fehlbildungen entsprechen exakt den Ergebnissen der tierexperimentellen Studien, was die Vermutung, dass
Imatinib auch beim Menschen
teratogen ist, bestätigt.
Auch wenn die meisten Kinder bei der Geburt gesund waren, sollten die Patienten sich sorgfältig überlegen, ob sie ihr Kind austragen, raten die Autoren. Die Fachinformationen von
Glivec fordert eine wirksame Kontrazeption während der Behandlung.
Quellen:
Weiterführende Informationen:
Kontraindikation
Gegenanzeige; Umstand, der die Anwendung eines Heilmittels oder eines diagnostischen/therapeutischen Verfahrens verbietet
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Angiogenese
Blutgefäßneubildung, wachsende Tumoren regen die Angiogenese an, um ihren Nährstoff- und Sauerstoffbedarf sicherzustellen
genotoxisch
Die erbgutverändernde, krebserzeugende und missbildende Eigenschaft eines Stoffes oder einer physikalischen Einwirkung
Diagnostik
Gesamtheit der Untersuchungen, die der Feststellung oder genaueren Abklärung einer Erkrankung dienen
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
teratogen
Die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen von Menschen und Tieren fördernd. Die Einwirkung bestimmter chemischer Substanzen vor allem zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft kann Fehlanlagen und Störungen unterschiedlichster Organsysteme verursachen. Viele Zytostatika gelten als teratogen.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
teratogen
Die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen von Menschen und Tieren fördernd. Die Einwirkung bestimmter chemischer Substanzen vor allem zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft kann Fehlanlagen und Störungen unterschiedlichster Organsysteme verursachen. Viele Zytostatika gelten als teratogen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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