ich antworte Dir, mit Verspätung, aus der Sicht des Angehörigen als auch des Betroffenen.
Der User Nico hat die Quintessenz schon vor knapp zwei Wochen geschrieben. Niemand hier kann wissen, wie Eure Beziehung vor der Diagnose ausgesehen hat und wie das Geschilderte einzuordnen ist.
Mir fallen zwei Dinge auf:
1. Du bist diejenige, die hier Hilfe sucht und nicht Dein Freund, der die Leukämie hat Warum?
2.
Das ist der allerletzte Satz und erst HIER nimmst Du Bezug auf Dich selbst. Darauf, daß Du selbst nicht endlos belastungsfähig bist…obwohl er doch, seit er krank ist, liebevoll und respektvoll ist. Du nimmst Dich selbst nicht so wichtig und stellst Dich wortwörtlich an den Schluß. DAS ist nicht gut.Jasmin89 hat geschrieben: Ich weis nicht mehr weiter weil es mir auch selbst nicht gut geht und ich einige Erkrankungen habe und nun auch noch betrieblich gekündigt wurde. Ich habe Angst all das nicht mehr stemmen zu können.
Deine Schilderung erinnert mich total an meine eigene Beziehung. Die ist zwar bald 25 Jahre alt, aber zum Beispiel diese Hundefütter-Episode haben wir gleich erlebt.
Ich hatte das Glück, daß uns Familie und Freunde zur Seite standen, quasi als Beistand. Wir hatten auch psychologischen Beistand, das war sehr nützlich und hilfreich.
Ich schreibe Dir hier meine Tipps, die ich bekommen habe, in Stichpunkten…wegen der Übersicht:
+ Bitte versuche, die Beziehung von der Krankheit zu trennen. Natürlich ist so eine Diagnose tragisch. Noch dazu, daß Dein Freund sonst „alleine“ wäre, wenn Du Dich trennen würdest. Überlege mal ganz für Dich alleine, ob Du im Juni 2017 immer noch mit ihm zusammen wärst, wenn er nicht krank geworden wäre.
+ Hole Dir oder holt Euch gemeinsam Hilfe vom psychoonkologischen Dienst in der Klinik (ich weiß, Erlangen ist da nicht der Knaller) oder von Selbsthilfegruppen oder aus Internetforen, es gibt gute. Man kann viele gute Denkanstöße daraus ziehen. Echt, ich lüge Dich da nicht an. Es lohnt sich wirklich.
+ Ich habe den Eindruck, daß Du Dich auch verpflichtet fühlst, Deinem Partner in dem Ausnahmezustand beizustehen und ein schlechtes Gewissen hättest, wenn Du es nicht bzw. nicht in dem Umfang (der sehr beträchtlich ist meiner Meinung nach) tun würdest. ABER DU MUSST KEIN SCHLECHTES GEWISSEN HABEN.
Du darfst(!) Dir Auszeiten nehmen – auch deshalb, weil Du selbst wieder Kraft brauchst. Du brauchst ihn nicht mit Samthandschuhen anfassen. Du darfst Dich auch trennen. Ohne schlechtes Gewissen. Und was heißt das, Du unterstützt ihn finanziell?
Ihr müsst viel reden, Yasmin, und wenn reden nichts bringt, hilft das altmodische Briefe schreiben. Kommunikation ist aber sehr, sehr wichtig. Ist es tatsächlich.
+ Ihr solltet auch versuchen, beiderseits, „in den Schuhen des anderen zu gehen“, Euch beiderseits in die Situation des Anderen zu versetzen. Er weiß es jetzt ein halbes Jahr, sieht zwei Jahre Chemo vor sich und hat jetzt Deiner Schilderung nach schon keine gute Zeit…zwei Jahre sind verdammt lang. Er weiß ja nicht mal, ob es nützt. Daß ihm der Hintern auf Grundeis geht und ihm ab und an die Nerven durchgehen, das ist verständlich. Und Du…Du möchtest es ihn so viel als möglich unterstützen…als Angehöriger möchte man unbedingt helfen, auch damit man die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht gegenüber der Krankheit kompensieren kann.
+ Das Hundefüttern (bei mir war es der Besuch bei einem Lieferanten):
Du hast geschrieben:
Das unterlässt Du am besten in Zukunft. Es ist vernünftig und sehr gut gemeint von Dir, aber wenn er sagt, er möchte mit und Du bevormundest ihn dann und willst ihn dennoch nach Hause fahren, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn er einen Flipper bekommt. Inzwischen habt ihr hoffentlich darüber geredet.Jasmin89 hat geschrieben:Ich sagte ich würde ihn aber erst heim fahren damit er sich bei der hitze ausruhen u daheim gleich hinlegen kann. Daraufhin sagte er er wolle mit. Ich sagte nur nee ich fahr dich lieber erst heim und daraufhin rastete er komplett aus.
LG