zum Thema Studien

Woran erkenne ich Leukämie? Wie verstehe ich Laborergebnisse und Arztberichte? Was bedeuten meine Werte z.B. zu PCR, FISH, Zytogenetik?

Moderatoren: jan, NL, Marc

Thomas55
Beiträge: 1744
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Kontaktdaten:

Re: zum Thema Studien

Beitrag von Thomas55 » 01.09.2012, 13:58

Gast hat geschrieben:
Das ganze System ist eben krank, und der Pharmabereich nur eine Sektion davon.
Übrigens: Mein Kommentar zu der Umwidmung von Mabcampath 'MS statt CLL', den ich vor über 1 Woche verfaßt habe und der diese Sache auch einmal politisch-kritisch befragen sollte, ist hier auf der Seite bis heute nicht eingestellt worden ... Na gut, bei Fragen zur Pharmaindustrie gelte ich gerne als angeblicher Kommunist.

Pascal.
.....hab ich nicht ganz verstanden. Sind hier im Forum pharmakritische Beiträge zensiert worden ?

Die Campathsache kann ich so eigentlich auch nicht richtig glauben, da die Firmen ja interessiert sind die Medikamente zusätzlich bei anderen Medikamenten zu verwenden und das wird auch häufig getan, gerade bei Leukämiemitteln. Ansonsten wird Campath ohnehin wohl nur noch zur Vorbereitung einer Transplantation eingesetzt, für normale Behandlung ist das Mittel viel zu toxisch....

Übrigens die Deutsche Leukämie Hilfe ist inzwischen "Pharmafrei" siehe DLH Info Nr. 47, da die Pharmaindustrie ihre Marketingbemühungen im Bereich der Selbsthilfegruppen verstärkt hat ist dies eine gute Entscheidung. Es darf zum Beispiel keine Fördermitgliedschaften aus dem Bereich der Pharmaindustrie geben und ich hoffe dass auch die DLH- Kongresse ohne deren Gelder und Werbestände auskommen.

Gruß
Thomas

Akita
Beiträge: 229
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: zum Thema Studien

Beitrag von Akita » 01.09.2012, 13:28

Hallo,

es dürfte mit Alemtuzumab Probleme/adverse events gegeben haben, wie es nach der vorjährigen Prüfung durch die Europäische Arzneimittelbehörde auf der EMA Webseite zu lesen ist.

Hier ist eine Veröffentlichung von ERIC vom heurigen Jahr, in dem eine Problematik angesprochen wird, die durch Behandlung mit Alemtuzumab entstehen könnte:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22297721

Es könnte bei bestimmten PatientInnen der Zug zu einer rechtzeitigen allogenen SZT versäumt werden. Besser eine Entscheidung für eine eine SZT schon bei erster Remission bei PatientInnen, die eine P53-Mutatition aufweisen (ohne 17p-), da die Alemtuzmab-Regimes in diesen Fällen zwar helfen, aber zu kurz; und die Remission und das Überleben schlechter sein wird als nach SZT.

Wie ich gelesen habe, hat nun die Firma, die das Patent für Alemtuzumab hat, in den USA einen Antrag auf Zulassung zur Erstlinientherapie gestellt. Auch in D gibt es schon Studien für die Erstlinienbehandlung, - an die sich gleich eine SZT anschließen könnte? Ich weiß jetzt aber nicht, ob diese Behandlung überhaupt für die Erziehung einer Vollremission am geeignetsten ist, - man müßte sich die Studien da ansehen.

Wie in dem englischsprachigen Artikel dessen Link Thomas55 hier hereingestellt hat, berichtet, hat Alemtuzumab, besonders in bestimmten Kombinationsregimes,die regelmäßig für die Erzielung einer Vollremission verwendet werden, eine gewisse Schädlichkeit bewiesen, die es der Vergleichskombination als unterlegen erscheinen ließ/läßt.

Ich kann mir vorstellen, dass die Marktzulassung für Europa auch aus Überlegungen heraus zurückgezogen wurde,dass die Alemtuzumab-Verwendung in der jetztigen Zulassungsform nicht günstig ist, in dem Sinne, dass man für eine Zulassung für die Zweitlinientherapie weiteres Geld investieren möchte. Über eine Zulassung in den USA für die Erstlinientherapie, könnte ich mir vorstellen, kommt das Medikament dann später wieder nach Europa, schon zur Erstlinientherapie, wo ja nicht so viele Zwischenfälle zu erwarten sind. - Sollte dann aber lt. Empfehlung von ERIC nicht als Dauermedikament auf Kosten einer SZT gegeben werden, zumindest nicht in vielen Fällen von Mutationen.

Es trifft halt dann viele,denen das Medikament gut tut, und es nicht mehr bekommen werden,- man denke hier an ärmere Staaten in Europa,wo ja wohl dasselbe bezüglich Marktzulassung gilt. Nicht jedes Land kann sich den Import leisten.

Es ist zu hoffen, dass der Streitfall noch so geregelt wird, dass es mehr compassionate use gibt für dieses Medikament und das gleichzeitig die Kassen in diesen Fällen den compassionate use zahlen. (zB).

Akita

Gast

Re: zum Thema Studien

Beitrag von Gast » 01.09.2012, 12:35

Hallo Niko,

wenn einer ein definitiv heilendes Medikament HÄTTE, würde er es vielleicht tatsächlich, wie Du beschreibst, mit Patent sichern.
Aber das fällt eben nicht vom Himmel - und in welche Richtung ein Labor jahrelang forscht, darüber entscheiden ganz wesentlich auch Manager - nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Also verdeutliche ich meine Behauptung dahingehend, daß die SUCHE nach solchem Medikament nicht in aller Interesse liegt ...

Betreffs der Grundlagenforschung gebe ich Dir völlig recht.
Aber mittlerweile ist es an den Unis so, daß von oben herunter - Politik, Universitätsleitung - verlangt wird, daß ein Prof. mehr von außen an Geld einwirbt als er selbst überhaupt an Gehalt bekommt. Das heißt: der bräuchte eigentlich gar nicht mehr Prof. werden, sondern könnte sich gleich als freier Unternehmer etablieren.
Und das soll eher noch verstärkt werden.
Es lebe der Einfluß von Amiland und seiner Denkweise. :roll:

Zu der Atemzumab-Geschichte ist nichts mehr hinzuzufügen.
Ich in meiner anti-raffgierigen Denke bin nur nicht in der Lage, den wirtschaftlichen Vorteil dieser Geierei zu erkennen ...
Na ja, dann wird eben gnadenlos off-label verschrieben, sofern man nicht einen Idioten als Arzt erwischt hat.

Ansonsten ein kleines Gegenbeispiel aus allertiefster, undenkbarster Vergangenheit:
Als 1839 die Fotografie erfunden wurde - privat - hat der französische Staat ganz bewußt die Erfindung aufgekauft und der Welt GESCHENKT!!
So war das mal.
Auf die Idee käme im Bundestag heute keiner mehr.
Da liegt das geistige, mentalitätsmäßige Übel, das ich meine!

Pascal.

NL
Beiträge: 1164
Registriert: 08.10.2010, 16:09
Kontaktdaten:

Re: zum Thema Studien

Beitrag von NL » 01.09.2012, 09:43

Moin Pascal,
ich glaube nicht, dass heilende Medikamente so einfach zu (er)finden sind. Ich gkaube auch, dass eine Firma, die für eine bestimmte Erkrankung eine Heilung anbieten kann, diese auch anbieten wird. Sie wird vor allem auch ein Patent anmelden, das dann publiziert wird. Wenn jemandem soetwas in der Forschung in die Hände fällt, wird er es vermarkten, bevor sein Patent abgelaufen ist und bevor es jemand anderes tun kann. Es gibt bereits heute einige Krebsarten, die man durch Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen heilen kann (wobei mir bekannt ist, dass die Nebenwirkungen und Spätschäden grausig sein können). So einfach etwas Perfektes zu entwicklen, wie wir es gerne hätten, ist es leider nicht.

Womit Du meines Erachtens vermutlich recht hast, ist die Frage der Finanzierung der Forschung an Universitäten. Für die forschende Industrie ist es natürlich attraktiv, Projekte mit Universitäten durchzuführen, die oft auch noch staatliche Förderungen dafür bekommen, man kann an einen Teil der Ergebnisse und der Expertise mit einem vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand gelangen. Eigentlich sind besonders diese geförderten Projekte subventionierte Industrieforschung. Es hat sicher für den Wirtschaftsstandort auch positiven Einfluss.
Ich halte es aber für gefährlich, die Forscher durch die Forcierung solcher Projekte von echten Grundlagenforschungen abzulenken, ich vermute, dass sie dadurch vor allem anwendungsorientiert forschen. Die Grundlagen sind aber für eine langfristige Perspektive extrem wichtig und könnten auf diese Weise sträflich vernachlässigt werden. Grundlagenforschung kostet viel Geld, und das will man ja anscheinend in DE nicht mehr aufwenden.
Zu der Alemtuzumab-Nummer gibt es hier einen einen Kommentar:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... tid=37:cll
Eine meines Erachtens besonders hässliche und gewissenlose Angelegenheit.
Gruss & schönes Wochenende
Niko

Gast

Re: zum Thema Studien

Beitrag von Gast » 31.08.2012, 21:20

Hallo ihr beiden,

'eigenartig' ist und bleibt in diesem Bereich gewiß manches. Das Übel ist, daß wir als Betroffene alleine daran nur sehr beschränkt etwas ändern können.

Ich bin auch schon lange überzeugt, daß definitiv heilende Medikamente zu finden leider nicht in ALLER Interesse liegt.

Ich bin ebenso überzeugt, daß es nicht so sehr privater Spender bedürfte, manche Dinge umzusteuern, sondern daß es dringend notwendig wäre, den Bereich der Universitäten wieder aus dem "private partnership" herauszuholen!
Hier wäre der Ort, mit - hinreichender! - öffentlicher Finanzierung für die Allgemeinheit zu wirken und alleine dadurch auch bereits die Pharmaindustrie unter Druck zu halten.

Leider kollidiert das mit Politikern, denen das Wohlgefallen der Lobbyisten und die Rendite ihrer Partei näherzustehen scheint als das Allgemeinwohl und mit Ärzten, bei denen ich, auch privat, nur allzuviele kennengelernt habe, die offen bekennen, den ganzen Beruf überhaupt nur ergriffen haben, um möglichst viel zu raffen ...

Das ganze System ist eben krank, und der Pharmabereich nur eine Sektion davon.
Übrigens: Mein Kommentar zu der Umwidmung von Mabcampath 'MS statt CLL', den ich vor über 1 Woche verfaßt habe und der diese Sache auch einmal politisch-kritisch befragen sollte, ist hier auf der Seite bis heute nicht eingestellt worden ... Na gut, bei Fragen zur Pharmaindustrie gelte ich gerne als angeblicher Kommunist.

Bei aller Freude über hilfreiche Medikamente soll und darf man sich nie politisch einlullen lassen.

Pascal.

WR
Beiträge: 75
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Kontaktdaten:

Re: zum Thema Studien

Beitrag von WR » 26.08.2012, 11:40

Hallo Thomas,

Studien ...Ein einzigartiges tool der US Bundesbehörden sammelt diese Informationen weltweit, gib dort mal "CLL" in die search engine ein
.
http://www.clinicaltrials.gov/beta/

Was hier nicht steht:
Dass Pharmafirmen dann aus Marketinggründen etwa aktuell ein bewährtes CLL-Präparat zurückziehen -um es für die Anwendung MS teurer verhökern zu können. Das hat mit "ethischen Präparaten" (wie sie es nennen) so wenig zu tun wie die Pharmabranche allgemein. Jedenfalls ist höchst auffällig, dass Krankheiten oft eher chronifiziert (=Dauereinnahme, teuer) als eliminiert werden können und hier wiederum besonders Krankheiten im "Speckgürtel" der nördlichen Breiten, wo die Geschäftemacherei wuchert- bis hin zu Millionen entsorgungspflichtiger Impfdosen für stets neu drohende "Epidemien" im Jahrestakt, die -zum Segen der Lieferanten- fast hätten erfunden werden müssen.
Aber bei real existierenden Epidemien in der "3. Welt"?
Malaria tropica, woran Millionen Menschen jährlich elend zu Grunde gehen:
Während wir mit einem hocheffektiven, eliminatorischen Artemisia (=Beifuss)-Extrakt (teuer) im Gepäck unbesorgt nach Afrika fahren können, erfährt man dessen reale Herstellungs- und somit Behandlungskosten dann mit 10 EUR pro Person.
Die hat Afrika nicht. Es bedarf des Max-Planck-Institutes, damit aus derselben Pflanze mit einem Zusatzverfahren (lediglich UV Licht und O2) dann rauskommt: Es ginge doch um 70% billiger.
3 EUR pro Patient. Hier sind wieder mal die privaten Spender aufgefordert- denn die Pharma wird nicht das geringste Interesse haben, im Armenhaus Leben zu retten. Wär doch ein Verlustposten in der Bilanz- Managerbonus kleiner: Bevor sowas passiert, werden ein paar Millionen Menschen sinnlos sterben.

Grüsse
WR

Thomas55
Beiträge: 1744
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Kontaktdaten:

zum Thema Studien

Beitrag von Thomas55 » 21.02.2012, 10:45

Hallo,

ganz klar, Studien sind wichtig und unverzichtbar und ich als Patient bin dankbar wenn ich davon profitiere. Ich möchte Euch trotzdem auf einen leider nur englischsprachigen Artikel von Caya Venkat von cll-topics hinweisen, der über eine in Frankreich und Belgien durchgeführte Studie berichtet : http://updates.clltopics.org/4449-fc-ca ... e-patients
Es handelt sich um eine Cll-Studie die letztlich aber eine allgemeine Problematik zum Thema Studien/Pharmafirmen/Marketing aufzeigt....

Gruß
Thomas

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast