Verfasst: 02.05.2009, 23:59
Liebe Jule,
Danke für Deine Nachricht.
Ich würde an Deiner Stelle nochmal darüber nachdenken, ob Du Deinen neuen Arbeitgeber wirklich informieren möchtest. Der Personalverantwortliche ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gut informiert, was das Thema Leukämie und mögliche Konsequenzen auf Deine Arbeitfähigkeit angeht. Er könnte sich aufgrund von fehlenden Informationen, Vorurteilen und Verunsicherung dafür entscheiden, den Arbeitsvertrag zurückzuziehen oder die Probezeit gar nicht erst beginnen zu lassen. Manche Menschen haben leider durch Fernsehberichterstattung, dringliche Aufrufe zu Typisierungsaktionen und z.B. die Bilder der "Carreras-Gala" ein recht einseitiges Bild von Leukämien und der Situation, in der sich Leukämiepatienten befinden. Auf die CML trifft dieses verbreitete Bild aber heute nur sehr eingeschränkt zu, da die meisten CML-Patienten so normal arbeiten und leben können wie viele andere Menschen mit gut behandelbaren chronischen Erkrankungen (wie z.B. Diabetes oder Allergien) auch. "Der Fairness halber" müßtest Du meines Erachtens nur informieren, wenn Du glaubst, Deinem Arbeitgeber eine zu erwartende Einschränkung mitteilen zu müssen -- und dazu würde ich erstmal abwarten, wie sich nach Therapiebeginn alles sortiert.
Zu Deiner Frage zum weiteren Verlauf: Üblicherweise wird mit Imatinib (Wirkstoffname; der Handelsname ist Glivec) begonnen. Dies ist normalerweise einfach nur eine Tablette am Tag, die Du zu einer Mahlzeit in etwa zur immer gleichen Tageszeit einnehmen solltest. Viele Patienten haben nur geringe Nebenwirkungen, z.B. gelegentliche Übelkeit, Müdigkeit, Muskelkrämpfe, Gelenkschmerzen oder Wassereinlagerungen. Bei wenigen Patienten sind diese Nebenwirkungen schwerer, und bei vielen verschwinden sie nach einigen Wochen bis Monaten. Ich würde an Deiner Stelle erstmal die Therapie anfangen abwarten, bevor Du irgendwelche Entscheidungen fällst, z.B. in Richtung Job, Arbeitgeber usw.
Nur um Dir ein Beispiel zu nennen: Ich selbst habe meine Diagnose vor etwas mehr als sieben Jahren im Alter von 28 Jahren erhalten. Ich hatte einige der oben genannten Nebenwirkungen, aber keine war wirklich problematisch -- seelisch war die CML viel schwieriger zu verkraften. Ich habe CML-bedingt in der Arbeit von 2001 bis 2008 nur an zwei Tagen (an der ich eine Stammzellentnahme durchführen ließ) gefehlt. Ich habe meinem Arbeitgeber erstmals 2008 von meiner Erkrankung berichtet, aber nur, weil ich das Versteckspiel meiner ehrenamtlichen Arbeit für Leukämie-Online satt hatte -- nicht, weil es aufgrund der Arbeitsfähigkeit erforderlich war.
Daher würde ich Dir aus persönlicher Sicht sagen: Beginne baldmöglichst mit Deiner Therapie und führe diese konsequent und lückenlos durch -- so hast Du die Chance, die Krankheit bis ins hohe Alter einzufrieren und kaum zu spüren. Und überstürze keine Entscheidungen bzgl Deiner Lebens- und Berufsplanung.
Liebe Grüße
Jan
[addsig]
Danke für Deine Nachricht.
Ich würde an Deiner Stelle nochmal darüber nachdenken, ob Du Deinen neuen Arbeitgeber wirklich informieren möchtest. Der Personalverantwortliche ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gut informiert, was das Thema Leukämie und mögliche Konsequenzen auf Deine Arbeitfähigkeit angeht. Er könnte sich aufgrund von fehlenden Informationen, Vorurteilen und Verunsicherung dafür entscheiden, den Arbeitsvertrag zurückzuziehen oder die Probezeit gar nicht erst beginnen zu lassen. Manche Menschen haben leider durch Fernsehberichterstattung, dringliche Aufrufe zu Typisierungsaktionen und z.B. die Bilder der "Carreras-Gala" ein recht einseitiges Bild von Leukämien und der Situation, in der sich Leukämiepatienten befinden. Auf die CML trifft dieses verbreitete Bild aber heute nur sehr eingeschränkt zu, da die meisten CML-Patienten so normal arbeiten und leben können wie viele andere Menschen mit gut behandelbaren chronischen Erkrankungen (wie z.B. Diabetes oder Allergien) auch. "Der Fairness halber" müßtest Du meines Erachtens nur informieren, wenn Du glaubst, Deinem Arbeitgeber eine zu erwartende Einschränkung mitteilen zu müssen -- und dazu würde ich erstmal abwarten, wie sich nach Therapiebeginn alles sortiert.
Zu Deiner Frage zum weiteren Verlauf: Üblicherweise wird mit Imatinib (Wirkstoffname; der Handelsname ist Glivec) begonnen. Dies ist normalerweise einfach nur eine Tablette am Tag, die Du zu einer Mahlzeit in etwa zur immer gleichen Tageszeit einnehmen solltest. Viele Patienten haben nur geringe Nebenwirkungen, z.B. gelegentliche Übelkeit, Müdigkeit, Muskelkrämpfe, Gelenkschmerzen oder Wassereinlagerungen. Bei wenigen Patienten sind diese Nebenwirkungen schwerer, und bei vielen verschwinden sie nach einigen Wochen bis Monaten. Ich würde an Deiner Stelle erstmal die Therapie anfangen abwarten, bevor Du irgendwelche Entscheidungen fällst, z.B. in Richtung Job, Arbeitgeber usw.
Nur um Dir ein Beispiel zu nennen: Ich selbst habe meine Diagnose vor etwas mehr als sieben Jahren im Alter von 28 Jahren erhalten. Ich hatte einige der oben genannten Nebenwirkungen, aber keine war wirklich problematisch -- seelisch war die CML viel schwieriger zu verkraften. Ich habe CML-bedingt in der Arbeit von 2001 bis 2008 nur an zwei Tagen (an der ich eine Stammzellentnahme durchführen ließ) gefehlt. Ich habe meinem Arbeitgeber erstmals 2008 von meiner Erkrankung berichtet, aber nur, weil ich das Versteckspiel meiner ehrenamtlichen Arbeit für Leukämie-Online satt hatte -- nicht, weil es aufgrund der Arbeitsfähigkeit erforderlich war.
Daher würde ich Dir aus persönlicher Sicht sagen: Beginne baldmöglichst mit Deiner Therapie und führe diese konsequent und lückenlos durch -- so hast Du die Chance, die Krankheit bis ins hohe Alter einzufrieren und kaum zu spüren. Und überstürze keine Entscheidungen bzgl Deiner Lebens- und Berufsplanung.
Liebe Grüße
Jan
[addsig]