Verzicht auf Glivec

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Blüte
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von Blüte » 18.10.2023, 23:11

Hallo zusammen, bin seit langem mal wieder hier. CML seit 2009,unter Clivec 400 seit 2010 in vollständiger Remision.Habe seit 3 Tagen unter Beobachtung Glivec abgesetzt.Kontrolle alle 4 Wochen. Hoffe, dass es gut geht! Grüße euch alle
Blüte

jan
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von jan » 18.06.2012, 13:55

Hallo Andreas

dies ist ja eine ("nicht-interventionelle") Beobachtungsstudie, d.h. es gibt bei EUROSKI keine spezielle Studienmedikation - sondern ein Ende der Fortsetzung der langjährig eingenommenen Therapie mit Erreichung einer sehr guten Remission (MR4) seit mindestens einem Jahr.

Teilnehmen können Patienten, die mit TKI (Imatinib, Dasatinib oder Nilotinib, mit oder ohne Interferon) vorbehandelt wurden und die Remission seit langem halten, so dass sich die Frage nach einer "praktisch erreichten" Heilung auch unter Abwesenheit der Dauertherapie stellt.

Daher gibt es keine "Vergleichsarme", wo eine zusätzliche Therapie gegeben wird, sondern es wird beobachtet, was bei Patienten nach o.g. Therapien passiert, wenn unter den Voraussetzungen kontrolliert komplett abgesetzt wird. Man kann bei der Datenanalyse ja sehen, welche der Patienten Interferon-Vortherapie hatten und wer nicht, daher ja auch die immunologische Unterstudie.

Es wird für neu diagnostizierte Patienten demnächst aber in Deutschland die sogenannte "TIGER-Studie" geben. Diese wird randomisierte Arme enthalten und vergleichen, ob PegIFN die Chancen des Absetzens oder der Erhaltung ohne TKI erhöht.
(Arm 1: Nilotinib, weitergeführt für mindestens 24 Monate unter MMR, dann Stopp. Arm 2: Nilotinib + PegIFN, dann nur noch PegIFN als Erhaltungstherapie, und Absetzen auch von PegIFN nach mindestens 24 Monate MMR nur unter PegIFN). Sobald die Studie losgeht, werden wir berichten...

Herzliche Grüße
Jan

AndreasL
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von AndreasL » 18.06.2012, 13:11

Hallo,
in der Schweiz ist die Studie innerhalb der nächsten 3 Monate verfügbar. Ich werde wahrscheinlich daran teilnehmen.

Was mich wundert ist das es keinen Arm mit zusätzlicher Gabe von PegInterferon gibt. Ich dachte immer dies seit die optimale Lösung.

Viele Grüsse

Andreas

Lise01

Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von Lise01 » 15.06.2012, 15:32

Hallo,
ich finde es gut, wenn solche Studien durchgeführt werden, muss ich sagen.
Mein Arzt und ich machen das Gleiche schon seit bald zwei Jahren mit regelmäßigen Verlaufskontrollen, die jetzt bei vier bis sechs Wochen für die PCR liegen. Zuvor hatte ich etwa 1,5 bis 2 Jahre Interferon genommen (PegIntron 100 mikrogramm, wenn ich mich recht entsinne), was ich sehr lange gut vertragen habe, aber irgendwann war es nicht mehr so gut, was dann auch zum kontrollierten Absetzen geführt hat. Vor dem Interferon hatte ich ungefähr dieselbe Zeit Tasigna genommen. Die Werte haben immer geschwankt, aber man könnte die Werte mit Tasigna, Interferon oder kein Medikament nicht unterscheiden, mit anderen Worten, überall war ein sehr geringer Nachweis der bcr/abl-Zellen vorhanden, aber eben zu keiner Zeit ein kritischer (über 0,1%). Dank engem Vertrauen zu meinem Arzt komme ich mit der Situation gut zurecht und würde jederzeit wieder Tasigna nehmen. Das beruhigt mich sehr und ich führe nun also ein Leben mit CML, aber ohne Medikamente.
Dass noch eine KM-Punktion durchgeführt werden soll, halte ich persönlich für abwegig, auch wenn ich kein Arzt bin. Meinem Arzt genügen die Blutwerte vollkommen, und es ist ja auch bekannt, dass ich "resterkrankt" bin. Mit dieser Begründung müsste dieser Eingriff also - meine persönliche Meinung - nicht durchgeführt werden.

Ich möchte aber dennoch darauf hinweisen, dass das Absetzen purer Stress ist, denn im Grunde weiß man erst später, wo man landet. Im Moment des Absetzens und die ganze Zeit danach ist es schon ziemlich kribbelig, ob der Körper so freundlich ist, mit der CML zu koexistieren oder eben nicht. Vielleicht sollte man das nicht unterschätzen.

Beste Grüße
von
Lise

stayer
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von stayer » 14.06.2012, 21:50

hallo jan,
die EUROSKI ist ja nicht nur auf deutschland beschränkt, weißt du wo man informationen darüber für österreich bekommt?
daran würde ich wirklich gerne in salzburg teilnehmen ...
lg

jan
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von jan » 13.06.2012, 13:11

Hallo zusammen,

ich habe nun eine Zusammenfassung der Euro-SKI-Stopp-Studie zusammengestellt, die vielleicht ein paar Fragen beantwortet.
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... tid=38:cml

Die Studie ist jetzt in Jena und Mannheim verfügbar, weitere Kliniken folgen über die nächsten Wochen.

Endlich können Patienten, die das wollen, auch in Deutschland die Therapie unter kontrollierten Bedingungen absetzen - es ist und bleibt natürlich experimentell und wird nur bei einem Teil der Patienten dauerhaft funktionieren, während andere wieder die Therapie aufnehmen müssen - aber anders als im "individuellen Heilversuch" ist man hier unter engmaschigster Kontrolle und trägt dazu noch zum Erkenntnisgewinn für zukünftige Patienten bei.

Ich hoffe, das ist hilfreich. Mich würde natürlich sehr interessieren, wie Ihr das Absetzen erlebt - sowohl von den Änderungen bei Nebenwirkungen, als auch das seelische "Für und Wider" nach dem Absetzen und dem Warten auf Ergebnisse gegenüber der vorherigen Situation, als man das Medikament dauerhaft nahm.

Herzliche Grüße
Jan

jan
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von jan » 11.06.2012, 20:32

Hallo Karl & Co,

es ist ja gerade das Ziel der EuroSKI-Studie, diese zusätzlichen Faktoren herauszufinden, die darüber bestimmen, ob es zu einem Anstieg der Werte nach Absetzen kommt oder ob die CML "weg" bleibt. Es gibt hier nur eine Menge Vermutungen und Theorien, die aber keinen Wert haben, solange man dies nicht strukturiert bei einer ausreichend großen Patientengruppe unter einheitlichen Bedingungen beobachtet und untersucht. Es gibt daher bei EuroSKI im Rahmen der Studie recht viele Untersuchungen, die ein Arzt in "üblicher" Verlaufskontrolle nicht machen würde oder könnte.

Auch die 60% Rückfallquote stammt aus einer relativ kleinen französischen Studie - erst EuroSKI wird wirklich statistisch richtig aussagekräftige Ergebnisse bringen.

DIe "Unterstudien" bei EuroSKI sind:

- Immunologisches Monitoring - Zusammenhang zwischen dem Nachweis von spezifischen Leukozyten, die der Immunabwehr dienen, und dem Erhalt des
molekularen Ansprechens nach TKI-Stop herauszufinden

- Sensitive bcr-abl Messung in Bologna, als sie in der aktuellen Verlaufskontrolle verfügbar ist

- Messung von speziellen Immunrezeptoren, die evtl die bei Interferon zu beobachtende Kontrolle der Resterkrankung ermöglichen (durch das Marburger Labor)

- Einfluss der Telomerlänge auf das molekulare Ansprechen nach Abbruch der TKI Therapie (durch das Aachener Labor).

All diese "Nebenerkenntnisse" wird man nur in der Studie rausfinden - und von jedem Patient, der einen individuellen Stop-Versuch außerhalb der Studie macht, sind die Daten leider für die Allgemeinheit verloren....

Herzliche Grüße
Jan

Karl
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von Karl » 11.06.2012, 19:49

Hallo ,

ich habe mich auch schon mit dem Absetzen von Glivec beschäftigt.
Allerdings konnte ich bislang nur wenige Informationen finden die mich
zu diesem Schritt ( Wegfall Glivec) ermutigen. Auch mein Arzt hat mir
von einem Absetzversuch abgeraten.

Bei der Stopp Imatinib Studie liegt die Rückfallquote wohl bei 50%.
Hierbei haben offensichtlich folgende Patienten gute Aussichten
das Absetzen ohne Rückfall zu überstehen.
- Behandlungsdauer Imatinib mindestens 3 Jahre
- Anhaltende vollständige molekulare Remission
- Niedriger Hasford Score
- Hohe Anzahl zytotoxischer Zellen (NK Killerzellen CD 56dim) im peripheren Blut

Seit 2007 habe ich einen BCR_ABL/ABL- Spiegel unter der Nachweisgrenze 0,000
Milz bei Beginn der Behandlung im Normbereich
Hasford Score 660
NK Zellen CD 56 3% - 14 % (schwankend) Normwert 4% -29%

Gibt es darüber hinaus noch weitere Kriterien für einen Absetzversuch
mit einer erheblich größeren Erfolgsaussicht als 50%??????
Die NK (Killerzellen) spielen dabei offensichtlich eine große Rolle.
Kann das Immunsystem hierfür gegebenen falls stimuliert werden?

Viele Grüße
Karl

Ruth
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von Ruth » 11.06.2012, 14:07

ist in allernächster Zeit unter Studienbedingungen möglich. Heute habe ich die
"Pat. Info. und Einwilligung zur Durchführung einer klinischen Studie"
aus Mannheim erhalten, einen Termin zur Vorstellung am 22. 06.
Es geht wirklich los!!
Nach fast 5 Jahren mit Glivec und 3 1/2 in completter Remission freue ich mich auf eine glivecfreie Zeit ohne Augenödeme und und ......
Unter dieser Tel. Nr. habe ich mich angemeldet:
0621-3836952
Ich hoffe, dies ist für viele von Euch eine gute Nachricht.

Liebe Grüsse Ruth

winni
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von winni » 11.06.2012, 08:55

Hallo Vivifee,
erstmal vorweg, dazu raten oder davon abzuraten diesen Weg zu gehen kann ich nicht, obwohl ich diesen Weg derzeit selber gehe. Ich glaube das das eine sehr individuelle Entscheidung ist.

Ich selber habe in Absprache mit meinen behandelden Arzt, aufgrund erheblicher Nebenwirkungen von Dasatinib, nachdem ich 3 Jahre lang in Vollremission war, die TKI`s im letzten Juli abgesetzt.

Ich muss dazu sagen das seitdem bei mir jede 2 Wochen eine PCR gemacht wird. Insgesamt hat es seitdem 5 Treffer gegeben teilweise mit erheblicher Steigerung. Danach kam ich aber immer wieder in Voillremission. Warum das so ist weiß kein Mensch. Insgesamt nehme ich jetzt seit 11 Monaten keine TKIs mehr.
Das Problem ist das so eine nervliche Belastung halt nicht jeder aushält, womit wir bei der individuellen Entscheidung sind wie man damit umgeht.
Wenn Du aber selber sagst, dass die Nebenwirkungen die du hast für dich komplett tolerabel sind würde ich mich hier aber auch der Meinung von Jan anschließen und versuchen in diese Studie zu kommen.
Für mich selber ist so etwas nicht möglich da ich nicht über die entsprechenden Grundvorraussetzungen verfüge.
Auf jeden Fall wünsche ich dir das du die für dich richtige Entscheidung triffst.

Alles gute

Andreas

jan
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von jan » 10.06.2012, 21:50

Hallo Vivifee,

ich würde ehrlichgesagt den Stopp nicht ausserhalb einer Studie machen. Im Rahmen von Studien ist gewährleistet, dass die Verlaufskontrolle in den besten Laboren und sehr engen Abständen stattfindet, und so ein eventueller Anstieg der Werte sofort bekannt wird und reagiert werden kann.

Es befinden sich im Moment mehrere Stopp-Studien in Vorbereitung. Die EUROSKI (Europäische Stop TKI Studie) wird in wenigen Wochen (ich schätze in 4-6 Wochen) in Deutschland starten. Dort wird eine monatliche PCR in den sensitivsten, standardisierten Labore durchgeführt - und eine schnelle Reaktion bei einem Anstieg der Werte ist sehr wichtig.

Ich würde daher ehrlichgesagt auf EUROSKI warten - und von einem individuellen Versuch des lokalen Hämatologen absehen...

Herzliche Grüße
Jan

NL
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Re: Verzicht auf Glivec

Beitrag von NL » 09.06.2012, 13:40

Moin Vivifee,

einiges Wissen über Glivec-Stop liegt z.B. bei Herrn Hochhaus oder anderen Studienleitern vor. Meines Erachtens würdest Du auch anderen Patienten helfen, wenn Du es innerhalb einer Studie versuchst, weil noch viele Daten gebraucht werden, damit man irgendwann genauer vorhersagen kann, bei wem das Absetzen vernünftig ist.

Ich selber (CML-Diagnose 2006, PCR negativ seit Ende 2009) würde noch nicht versuchen, Glivec abzusetzen. Meines Wissens ist das Anfangslevel der CML einer der Prognosefaktoren für den Erfolg beim Absetzen. In meinem Fall spricht wohl der Anfangszustand und der Verlauf zu Beginn der Therapie in meinem Fall dagegen.

Gruss & schönes Wochenende
Niko

christoph

Verzicht auf Glivec

Beitrag von christoph » 09.06.2012, 13:17

Hallo miteinander,

ich bin seit 7/2008 CML-Patientin, nehme seitdem bis heute Glivec 400 mg.

Da ich in der Mannheimer CML IV Studie in den Arm Glivec + Interferon randomisiert wurde, nahm ich auch anfangs Interferon, welches ich dann aber nach 7 Monaten wegen zu heftiger Nebenwirkungen (u.a. Haarausfall) absetzte.

Seit 3 Jahren BCR-ABL, PCR bei 0, also nicht mehr nachweisbar.

Eigentlich wollte ich evtl. an einer GLIVEC-Stopp-Studie, die Prof. Hochhaus irgendwann ins Leben rufen wollten, teilnehmen. Aber so weit sind wir ja wohl noch nicht.
Mir geht es unter Glivec sehr gut, außer empfindlicher Haut und Schlafstörungen momentan keine Nebenwirkungen mehr.

Mein Hämatologe schlägt mir auf meine Nachfrage, wie es mit Glivec-Stopp wäre deshalb vor, dass ich unter seiner Kontrolle auf Glivec verzichte- natürlich erst, nachdem noch einmal eine Knochenmarkpunktion gemacht wurde, um zu schauen, ob noch Rest-CML-Zellen im Knochenblut sind
Offenbar gibt es einzelne Hämatologen, die so mit Einzelpatienten verfahren.

Hier meine Fragen:

Wer hat Erfahrungen mit GLIVEC-Stopp?
Was haltet Ihr von diesem Schritt und wie schätzt Ihr das Risiko ein?
: Wer würde diesen Schritt auch gehen?

Bin gespannt auf Eure Antworten.

Viele Grüße von Vivifee

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