Änderung des BCR-ABL Quotient um eine Größenordnung

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jan
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Beitrag von jan » 06.11.2005, 10:09

Hallo Paul,

grundsätzlich ist ein Rückfall auf molekularer Ebene definiert als "Anstieg des Quotienten BCR-ABL/ABL um mehr als eine Größenordnung" (= d.h. Erhöhung eine Kommastelle) nach Erreichen einer kompletten zytogenetischen Remission (= kein Philadelphia-Chromosom mehr in der Chromosomanalyse/Zytogenetik nachweisbar).

Insofern ist es sicher gut, wenn in einigen Wochen nochmal eine Untersuchung stattfindet, um festzustellen, ob die Erhöhung weiterhin besteht, d.h. ob sich eine Resistenz gebildet hat, oder nur ein "kurzzeitiges Hoch" war. Auch ist die Dosiserhöhung sicherlich ein sinnvoller Schritt, um zu testen, ob die erhöhte Dosis zu einer Rückkehr der Remission führt.

Wenn nicht: Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Methoden, um unterschiedliche Resistenzen nachzuweisen. Eine Punktion ist deshalb wichtig, weil man dort nicht nur das Philadephia-Chromosom, sondern auch eventuelle andere chromosomale Veränderungen sieht, die bei auf BCR-ABL spezialisierter PCR oder FISH verborgen bleiben. Zusätzlich kann man durch weitere Tests (BCR-ABL-Reaktivierung, genomische BCR-ABL-Amplifikation, Mutationsanalyse) herausfinden, um welche Art der Resistenz es sich handelt. Vor allem die Mutationsanalyse ist aber sehr zeitaufwändig und wird vermutlich von normalen Labors kaum angeboten...

Diese ist aber insofern hilfreich, da man feststellen kann, ob eine Dosiserhöhung funktionieren kann (manche Resistenzen lassen sich mit Dosiserhöhung prima überwinden) oder ob man mit anderen Medikamenten drangehen sollte (weil bei etwa 60% der Glivec-resistenten Patienten aufgrund von Mutationen eine Dosiserhöhung nicht funktioniert). Bei manchen Resistenzen wirkt auch Absetzen von Glivec und Ersatz durch Zytostatika, um den mutierten Zellen ihren Überlebensvorteil gegenüber den "normalen", Glivec-unterdrückten CML-Zellen zu nehmen.

Es gibt ja auch klinische Studien mit neuen Medikamenten wie Dasatinib/BMS-354825 und AMN107, die viele der rund 30 bekannten Mutationen überwinden. Sollte sich eine Resistenz bestätigen, stehen Dir die Studien sicherlich offen.

Ein komplexes Thema, das einen Spezialisten erfordert, wenn sich die erhöhten Werte im Dezember bestätigen sollten...

Viele Grüße
Jan


Paul
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Beitrag von Paul » 05.11.2005, 18:40

Ich nehme seit gut einem Jahr Glivec und vertrage es sehr gut. Im Juni lag der BCR-ABL Quotient noch bei 0.047. Im September wurde eine Zunahme der BCR.ABL-Expression um eine Größenornung auf 0,474 festgestellt. Kein Nachweis eines Philadelpiachromosoms. Mein Arzt möchte Anfang Dezember erneut eine Knochenmarkpunktion durchführen und dann ,falls sich die Werte bestätigen, die Imatinib Dosis auf 600 mg erhöhen. Wer kann mir Infos über diesen Sachverhalt geben? Deuten die Werte auf eine Resistenzbildung hin?
Viele Grüße Paul
[addsig]

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