frisch verliebt - diagnose, was nun?

Wie gehe ich mit Leukämie im Alltag um? Wie unterstütze ich als Freund oder Angehöriger? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Rente, Behindertenausweis, Psychotherapie, Kur?

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MariaR
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Beitrag von MariaR » 22.05.2009, 09:56

HALLO Tonibuff,
erst mal ist es schon sehr viel wert für Deinen Freund, daß Du mitdenkst, daß Du eine Beziehung haben willst, die Dir von vornherein Sorgen bringt. Du kannst da wahrscheinlich nicht wählen, ob oder ob nicht, denn hier ist noch immer das Gefühl entscheidend und dem sich zu widersetzen ist nicht ratsam!
Was auf Euch zukommt, das kann nur Dein Freund Dir erklären. Er kann Dir darüber hinaus ermöglichen, daß Du bei einem Gespräch mit dem behandlenden Arzt dabei bist, so ein Gesprächstermin muß angefordert werden, bei der Visite. Das geht nicht nur oder steht Euch zu, wenn er es möchte, sondern das ordnet auch viel, in Euren Köpfen und übrigens auch in den Köpfen von den Ärzten. So ein Termin hat vielfachen Wert! Geniere Dich also nicht, das für Dich zu erbitten, Dich dabei zu haben ist für Deinen Freund und für die Ärzte genauso wichtig. Wertvoll ist bei seiner zukünftigen Behandlung, daß Du auch ein Bestandteil seines Lebens bist, mach das nur klar, erst mal Dir selbst, das hast Du, wie ich glaube schon, dann aber auch dem anderen Gefüge um ihn herum, zu dem zur Zeit maßgeblich die Behandler gehören.
Dann weißt Du auch um anderer Sachen Bescheid und phantasierst Dich nicht in unnötige Sorgen.
Infekte, auch überwachungsbedürftige, sind keine Seltenheit, wenn das Immunsystem dureinanderkommt, darum ist es beruhigend, daß er auf der Intensiv ist.
Auch in der Akzererierenden Phase kann Imatinib greifen. Das ist eine ERrungenschaft der letzten 7-8 Jahre, die zwar mit Nebenwirkung, aber doch auch bei vielen mit hoher Lebensqualität eine gute Lebenserwartung sichert, das gehört alles mit den Behandlern besprochen, mit allen Alternativen. Mach Dir eine Liste an Fragen,
z. B. Welche Behandlungmöglichkeiten gibt es außerdem?
Grüßle für heute und viel ERfolg bei den Prüfungen! ;-)

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Tonibuff
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Beitrag von Tonibuff » 17.05.2009, 17:25

Hallo

Seid meinem letzten Besuch sind ein paar Tage vergangen. Mittlerweile bin ich fest mit meinem Freund zusammen und es läuft auch ganz gut. Es ist schwer Informationen aus ihm herauszubekommen. Was ich weiß ängstig mich aber dermaßen das ich wiederrum angst habe nach mehr zu fragen. Also er ist an CML erkrankt und befindet sich in der Akzelerierten Phase. Er ist im Krankenhaus und liegt auf der Intensivstation wegen sehr hohem Fieber und andere Sachen die man mir nicht sagen will. Leider kann ich im Moment nicht bei ihm sein da ich Studiumsbedinngt woanders bin. Aber ich mache mir so dermaßen Sorgen und kann mich auch kaum auf meine baldigen Prüfungen konzentrieren. Wie kann ich ihm Helfen? Ich weiß auch nicht was genau jetzt auf mich zukommt… kann mir das jemand erklären? Ich wird das schon verkraften.

Danke. :)
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MariaR
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Beitrag von MariaR » 11.05.2009, 14:51

Hallo Jan, Sil-X und Tonibuff,
ich glaube, daß der Satz so und so gesagt werden kann. So, wie Jan ihn schreibt und meint, kann ich ihn gut akzeptieren, aber auch ich habe ihn schon gehört an Stellen, wo er unangebracht war oder nur einfach eine Bitte war, in Ruhe gelassen zu werden. Da macht tatsächlich der Ton die Musik und ärgern nutzt nix, nur lernen, was man von wem hat. Das kann man an der Melodieführung. Und Jan, Du hast da recht, lieber heute glücklich sein und über den Dreck auf der Straße lachen können als nie!
Die Verarbeitung einer Erkrankung braucht einfach Zeit, da hat Sil-X den Finger in der Wunde! Da darf man auch anderen auf die Nerven gehen, da muß man seine Angst vor dem Sterben und allem was in diesem Zusammenhang hochkommt nicht gleich cool mit einem plötzlichen Unfalltod vergleichen.
Keineswegs genüßlich, sondern unendlich traurig und verzweifelt baden in allen Ängsten und dann sich wieder frei strampeln mit Hilfe derer, die einem dabei helfen mögen, das war meine Methode und ist es noch immer wenn wieder was hoch kommt! Dabei keine Gelegenheit auslassen froh zu sein!
Schön ist es, wenn man geliebt wird, nicht obwohl man krank ist, sondern einfach mit allem, was auf einen zukommt, auch dem Schönen, da gibt es eine Menge, auch mit Diagnose am Hals!
Grüßle,
Maria
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jan
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Beitrag von jan » 29.04.2009, 19:56

<!-- BBCode Quote Start --><TABLE BORDER=0 CELLPADDING=3 CELLSPACING=1 ALIGN=CENTER WIDTH=85%><TR><TD><font class="pn-sub">Zitat:</font><HR noshade height=1></TD></TR><TR><TD><FONT class="pn-sub"><BLOCKQUOTE> @Jan:
Du schriebst: "Wer garantiert mir morgen nicht von einem Auto überfahren zu werden?"
Dazu muss ich mal was sagen...
Ich mag diesen Satz überhaupt garnich. Der wird andauernd von irgendwelchen Psychologen verwendet...
Ich finde die Sachen kann man überhaupt garnicht miteinander vergleichen.
Wenn mich ein Auto überfährt, dann haben weder (und vorallem) ich, noch meine Verwandten und Angehörige über Wochen, Monate und Jahre die psychische Belastung wie als wenn du weisst, dass du eventuell demnächst vom Auto überfahren wirst, aber vllt brichst du dir dabei auch nur ein Bein...

Ich finde so radikal sollte man es einfach nicht sehen... Und ich glaube genau der Satz verharmlost die ganze Geschichte auch in der Öffentlichkeit. </BLOCKQUOTE></FONT></TD></TR><TR><TD><HR noshade height=1></TD></TR></TABLE><!-- BBCode Quote End -->

Hallo Sil-X,

ich kann sehr gut verstehen, dass Du mit dem Satz nicht übereinstimmst, und weiss auch, dass er eine extreme Sicht auf die Dinge sein kann. Andererseits habe ich genau das aber aus eigener Erfahrung erlebt. Vor meiner Erkrankung bin ich, im Nachhinein gesehen, manchen Dingen hinterhergelaufen und dachte, ich mach das jetzt als "Investition" in die Zukunft. Meine Leukämie hat mich in dieser Richtung umdenken lassen und ich habe manche Weichen mehr im "Heute" gestellt, statt auf das "Morgen" zu wetten. Meine Erwartung an meine Zukunft hat sich geändert und ich gehe, was den engen Kreis meiner Familie und mein Lebensumfeld angeht, weniger Kompromisse für uns alle und mit mir selbst ein als früher. Für meine Angehörigen ist meine Erkrankung natürlich ebenfalls eine Belastung -- andererseits weiss ich nicht, ob wir so eng zusammengerückt wären, hätten wir unser damaliges Leben so weitergelebt. Oder anders gesagt, wir haben durch die Leukämie nicht nur viel verloren, sondern gleichzeitig auch zumindest ein bisschen gewonnen.

Die Leukämie kann mich in den nächsten zwei Jahren erwischen, vielleicht werde ich auch damit 80 Jahre alt. Vor der Leukämie war die Angst vor dem Tod (ob Auto oder Krebs) völlig irreal und ließ uns eine Menge Wetten auf die Zukunft abschließen. Heute ist eine gewisse Zukunfts-Skepsis oder zumindest die Ungewissheit Teil meiner Selbst und meines/unseres Handelns. Keineswegs wollte ich verharmlosen, und ich habe den Satz auch von keinem Psychologen gehört. Ich glaube ehrlichgesagt relativ fest daran -- wenn mich schon morgen die Leukämie (oder ein Auto) überfährt, habe ich zumindest heute gelebt und viel Zeit mit meiner Familie verbracht. Ich habe zumindest die Wahl, das Heute zu gestalten und mehr draus zu machen -- das morgige Schicksal ist, ob Autounfall oder Leukämie-Rezidiv, nahezu unbeeinflussbar.

Ich hoffe, das hilft etwas beim Verständnis, was ich damit meinte.

Viele Grüße
Jan
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Tonibuff
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Beitrag von Tonibuff » 29.04.2009, 16:08

Hallo
Ich danke euch für die antworten. Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und ich habe weiter über einiges Nachgedacht. Bestimmte Fragen zu stellen traue ich mich noch nicht weil ich selbst erst mal damit zu kommen muss. Aber er hat sich bei mir gemeldet und sich entschuldigt. Die Frage mit der Zeitspanne werde ich aber auf alle Fälle angehen weil ich es wissen möchte. Er nimmt täglich Medikamente etwa 3-mal am Tag und auch in 2 Wochen muss er wieder ins Krankenhaus für eine längere Zeit. Er meinte für etwa 7 – 9 Tage. Eh ich das mal aus ihm rausbekommen habe musste ich schon richtig Hartnäckig sein. Aber mehr wollte er einfach nicht sagen. Sturer Bock! Man merkt ihm dass überhaupt nicht an das er Krank ist und das bewundere ich sehr.
Ich werde alles nach und nach angehen um auch selbst mit mir wieder ins reine zu kommen. &#61514; Mittlerweile denke ich auch dass er begriffen hat dass er mich nicht so einfach los wird und dass ich wie eine Klette an ihm hängen werde. Ich werde euch auf dem Laufenden halten wenn ihr das wollt.

Nochmals vielen Dank! &#61514; Tonibuff

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SiL-X
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Beitrag von SiL-X » 29.04.2009, 11:51

Hallo Tonibuff,

tja... ich glaube unsere beiden Scenarien kommen wohl am nächsten, nur kann ich dir das ganze nur von der anderen Seite aus berichten.
Ich war mit meiner jetztigen Freundin ca. ein halbes Jahr zusammen, als ich die Diagnose bekam.
Alles lief so toll in meinem Leben. Ich hatte eine Arbeit gefunden die mir Spass machte, bin in einer wunderschöne Stadt gezogen und lernte meine Freundin, ein Geschenk des Himmels, kennen.

Sie hat mir erzählt, dass sie nicht einen Gedanken daran verschwendet hat mich zu verlassen! Ich jedoch hatte die Angst, dass sie Schluss macht... Und ich weiss nich... Irgendwie hätte ich es ihr nicht übel nehmen können, aber irgendwie doch! :/
Auf der einen Seite, dass ich sie damit nicht belaste, auf der anderen aber allein gelassen zu werden.
Ich war aber sehr froh, dass sie bei mir geblieben ist.
Aufjedenfall steht meine Freundin voll zu mir! Sie hat vor mir in diesem Thema während der harten Zeit niemals geweint, hat mir immer zugehört, war immer stark. Das hat mir unbeschreiblich viel geholfen! Aber in ihr drin war es anders... Das weiss ich wohl.
Und ich weiss auch, dass es auch für Angehörige eine extrem Belastung ist! Das ist nicht zu unterschätzen.

Auf einer Art und Weise ist es respektabel, dass er dich auf Abstand hält, um dich zu schützen (denn ich denke, dass erreicht er wirklich damit, auch wenn du nun anderen Schmerz hast), aber auf der anderen Seite macht er es euch beide ja schwer...
Und wenn er "angeblich" (wie Jan schon beschrieb, etwas komisch) noch 4 Jahre hat und du dich bereit erklärst den Weg mit ihm zu gehen, dann sollte da doch ein Weg zu finden sein?

Ich würde mit ihm nochmal versuchen in Ruhe zu reden. Deine Situation schildern und wie du fühlst... Und auch Jan´s Tipp mal befolgen. Welche Leukämie? Welche Behandlungen? etc...
Ich denke, dass bringt euch ein Stück weiter!


@Jan:
Du schriebst: "Wer garantiert mir morgen nicht von einem Auto überfahren zu werden?"
Dazu muss ich mal was sagen...
Ich mag diesen Satz überhaupt garnich. Der wird andauernd von irgendwelchen Psychologen verwendet...
Ich finde die Sachen kann man überhaupt garnicht miteinander vergleichen.
Wenn mich ein Auto überfährt, dann haben weder (und vorallem) ich, noch meine Verwandten und Angehörige über Wochen, Monate und Jahre die psychische Belastung wie als wenn du weisst, dass du eventuell demnächst vom Auto überfahren wirst, aber vllt brichst du dir dabei auch nur ein Bein...

Ich finde so radikal sollte man es einfach nicht sehen... Und ich glaube genau der Satz verharmlost die ganze Geschichte auch in der Öffentlichkeit.
"Mach dir mal nicht sonn Kopf, das wird schon! Ich kann ja morgen auch vom Auto überfahren werden..." Darauf sag ich immer:
"Ja, aber du weisst es wenigstens nich!"

Is nix gegen dich Jan, ich wollte nur mal mein Standpunkt zu diesem Satz mitteilen. Auch wenns jetzt hier gerade nich hingehört...
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jan
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Beitrag von jan » 28.04.2009, 21:09

Hallo Tonibuff,

keine einfache Frage... Aus Sicht eines Patienten kann ich die Denkweise Deines Freundes zumindest insofern nachvollziehen, dass man sich als Krebspatient doch nach der Diagnose, die das gesamte Leben, die Lebensplanung in Frage stellt und einem die Zukunftshoffnung nimmt, solche Gedanken macht. Man denkt gerade in einer Partnerschaft schon darüber nach, ob man mit dem vor sich stehenden Hürden und Schwierigkeiten wirklich anderen "zuzumuten ist", die aus eigener Perspektive ein vermeintlich viel längeres Leben vor sich haben. Zumindest ich habe mir in der wirklich schlimmen Phase nach meiner Diagnose diese Frage manchmal auch gestellt.

Diese Gedanken sind aber, im Nachhinein und mit bei mir mittlerweile langem Abstand zur Diagnose gesehen, irrational, zerstörerisch und depressiv. Und sie sind bei Leukämien auch nicht begründet, denn bei vielen Leukämien ist nach/während einer erfolgreichen Therapie ein langes Leben möglich, oftmals auch mit guter Lebensqualität. Und wer gibt einem die Garantie, nicht morgen auf der Straße überfahren zu werden?

Manche Gesunde rennen die ersten 40 Jahre ihres Lebens einem Mythos in der Arbeit oder dem Privatleben nach (nach dem Motto: "Da muß ich jetzt eben durch, auch wenn es keinen Spaß macht - danach kann ich es mir dann schön machen"), bis ein Herzinfarkt oder Unfall ein eigentlich nie gelebtes Leben zerstört. Andererseits habe ich viele Krebspatienten kennengelernt, die zwar unter die Last ihrer Krankheit oder Therapie tragen mußten, andererseits aber unglaublich positiv mit der Lebenszeit umgingen, die sie hatten. Viele von denen leben heute seit vielen Jahren "wie normal" und haben in den Jahren vermutlich intensiver und dankbarer gelebt als manch anderer.

Ob Dir das nun in Bezug auf Deinen Freund hilft... weiß nicht. Vielleicht will er Dich nicht belasten, vielleicht gibt es auch andere Gründe für seinen Freiheitsdrang. Etwas zu denken gibt mir aber die Aussage Deines Freundes, er habe noch ca. 4 Jahre. Dies ist für Leukämien eigentlich eine eher ungewöhnliche Aussage. Man müßte wissen, welche Leukämie er hat und welche Therapie er bekam (<!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... d=2&menu=7" TARGET="_blank">siehe hier</A><!-- BBCode End -->). Akute Leukämien sind normalerweise kurzfristig sehr aggressiv und müssen hart behandelt werden -- dann wäre Dein Freund aber im Krankenhaus oder würde Chemotherapie bekommen - das würdest Du wissen. Besiegt man die akute Leukämie, bleiben oft chronische Nebenwirkungen der Vortherapie, aber leukämieseitig beginnt eine Wartephase -- aber hier gibt es eigentlich keine "noch X Jahre" Aussage, sondern eben Warten und Hoffen auf die fehlende Rückkehr. Bei den chronischen Leukämien gibt es z.B. die CML, die hoffentlich mit täglichen Pillen ins hohe Alter unter Kontrolle gehalten werden kann -- auch hier keine "noch X Jahre" Aussage. Bei der CLL gibt es entweder eine "Abwarten ohne Therapie"-Phase, oder eine aktuelle Handlungsnot mit einer Therapie, die aber oft nebenwirkungsreich ist und die Du mitbekommen würdest. Auch hier ist eine "noch X Jahre" Aussage eher ungewöhnlich.

Daher würde ich Dir empfehlen -- frag Deinen Freund mal, welche Leukämie er hat, und wie sie bisher therapiert wurde. Geh der Sache etwas auf den Grund, und lasse Dich nicht abschütteln. Leider gibt es auch immer wieder Fälle, dass Leute eine Leukämie aus verschiedensten Gründen behaupten, sie aber nicht haben -- man sieht die Erkrankung ja nicht direkt. Ich habe auch schon von HIV-Erkrankungen gehört, bei denen die Patienten Leukämie behaupteten, weil ein Krebs gesellschaftlich besser akzeptiert ist. Ich spekuliere nur ganz wild ins Blaue, weil wir uns nicht kennen - aber auch das könnte ein Grund für die körperliche Distanz sein.

Daher würde ich da mal nachhaken. Lass uns wissen, was Du rausfindest, wenn Du möchtest.

Grüße
Jan

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Tonibuff
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Beitrag von Tonibuff » 28.04.2009, 18:57

Hallo!

Da es dieses Thema ja in etwa schon gibt und ich einfach mal reden muss mit Leuten die mich verstehen schreibe ich einfach mal mein Erlebnis hier rein.
Ich habe vor nicht all zu langer Zeit jemanden kennengelernt. Wir haben uns sehr gut verstanden und sind uns auch sehr nah gekommen bis hin das er mir gesagt hat das er mich liebt. Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Als er mir dann sagte das er nicht mit mir zusammen sein kann wurde ich wütend und hab ihn beschuldigt mich nur zu quälen. Das er doch gleich von Anfang an hätte sagen können das es nur Freundschaft ist und mir das mit dem „Er liebt mich“ auch nicht hätte sagen müssen. Der Streit ist derart ausgeartet das er mir an den Kopf gehauen hat das er Leukämie hat. Er wisse es schon sein Leben lang und habe in etwa noch 4 Jahre. Zuerst dachte ich er mache einen Witz und ich wusste nicht wie ich Reagieren sollte also habe ich erst mal gar nichts mehr gesagt. Er meinte das er mich liebt dessen ist er sich sicher aber er will unter keinen Umständen mit mir zusammen sein weil er meint das ich dadurch nur noch mehr gequält werde und er wollte es mir eigentlich auch niemals sagen. Er sehe an seiner Familie wie es sie fertig macht.
Das Problem ist das ich nicht weiß was ich machen soll und das ich einfach mal mit irgendjemandem reden will und muss. Trotz meiner 21 Jahre habe ich in meinem Leben schon sehr viel erlebt und auch gelitten aber dieses Gefühl so hilflos zu sein ist unerträglich. Ich habe furchtbare Angst diesen Menschen zu verlieren. Das er mich einfach verlässt. Ich habe in den letzten Tagen auch sehr viel darüber gelesen was man machen kann und so weiter aber ich musst auch einfach mal diese Bürde los werden. Ich kann darüber mit niemandem reden außer mit ihm. Ich weiß dass er mich Schützen will aber ich kann keine Freundschaft mit ihm führen. Ich will mit ihm zusammen sein auch wenn es nur 4 Jahre sind. Dann werden das halt die schönsten 4 Jahre die ich mir bis jetzt vorstellen kann. Ich will mich später nicht fragen „Was wäre wenn… ?“ Er versteht das nicht. Er beharrt darauf das es so besser ist für mich dabei merkt er selbst das es mich kaputt macht ständig bei ihm zu sein aber nie ihm nah kommen zu dürfen.
Im Moment geht es ihm noch einiger maßen gut und ich weiß das sich das bald ändern wird. Wie kann ich ihm beweisen das er mich nicht so einfach los wird nur weil er krank ist. Ich bräuchte wirklich einen Rat von Leuten die sich da besser auskennen. Ich habe mich vorher noch nie mit dem Thema befasst weil mein Leben immer mit anderen Dingen so voll war und nun stehe ich mitten drin. Ich fühle mich auch so egoistisch weil ich vorher nie einen Gedanken an diese Menschen verschwendet habe. Ich bin wütend auf mich selbst weil ich weiter leben darf und er nur noch so wenig Zeit hat. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich brauche ihn und er brauch mich so weit hatten wir schon mal ein kurzes Gespräch. Hier wollte ich auch einfach mal mit Menschen reden die mich nicht kennen und die mich nicht so voller Mitleid ansehen den das hilft mir nicht weiter. Ich hoffe ihr versteht wie ich das sagen will und könnt mir einen Rat geben. Ich wäre euch so verdammt dankbar.

Tonibuff

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unknown

Beitrag von unknown » 09.03.2009, 14:04

Hallo Evi,

auch ich möchte dir kurz von meiner Erfahrung berichten. Als mein Freund die Diagnose Leukämie bekam waren wir gerade 1,5 Jahre zusammen.

Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet, ihn zu verlassen.

Ich habe ihn von Anfang an so gut unterstützt wie ich nur konnte.

Auch ich kenne das "zurück ziehen" und "zurück gewiesen werden". Du musst dich mal in seine Lage versetzten, er hat einen Rückfall und muss damit klar kommen, dass er eine lebensbedrohliche Krankheit hat.

Ich konnte mich nie so wirklich in diese Lage versetzen und kann mir auch heute noch nicht wirklich vorstellen, wie es ist diese Krankheit zu haben, aber dass sich ein Mensch dadurch verändert habe ich sehr schnell verstanden.

Nimm es ihm nicht böse, wenn er sich zurück zieht und beziehe es nicht auf dich. Wahrscheinlich will er dich nur schützen, weil er weiß was auf ihn zukommt, vielleicht will er es dir nich zumuten.

Ich kann dir nur sagen, dass es sehr wichtig ist dass du ihm beistehst, wenn du es dir zutraust und wenn die Gefühle wirklich stark gnug sind.

In einer solchen schweren Zeit, braucht er unterstützung.

Wie schon richtig geschrieben wurde, merkt man in solchen Situationen welche Freunde es ernst meinen und welche nicht.

Ich wünsche euch viel Glück!

Liebe Grüße
Juicy

MariaR
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Beitrag von MariaR » 09.03.2009, 14:00

Liebe Evi,
da gibt es eine Broschüre "Hilfe für Angehörige", die ich sehr gut finde und bei der ich mir vorstellen kann, daß sie Dir hilfreich ist. Bestelle sie einfach bei der DLH-Kontaktstelle, rede überhaupt ein bißchen mit den Leuten da. Die haben Erfahrung bei solchen Fragen! Die sind überhaupt prima für uns!
Die Nr.: 0228-33 889200 tgl von 8-12 Uhr und außer Mittwoch auch von14-16 Uhr
Alles Gute,
Maria
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evi
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Beitrag von evi » 07.03.2009, 23:56

hallo daggi,
erstmal ein großes kompliment, wie du diese zeit gemeistert hast! in der phase, in dem man einen starken partner am dringendsten braucht, warst du allein. toll, dass du soviel lebenswillen hattest und nun glücklich zu sein scheinst!
ich wünsche dir von herzen alles gute für die zukunft!
evi
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unknown

Beitrag von unknown » 07.03.2009, 21:38

Liebe Evi,

was du gerade erlebst ist wirklich nicht leicht. Was wirklich für euch das beste ist kann dir keiner sagen, auch ich kann nur von mir und meiner Erfahrung erzählen.
Mein Mann hat im Mai 2007 die Diagnose bekommen, wir waren gerade 4 Jahre verheiratet, unser Sohn hatte 4 Tage später seinen 1. Geburtstag...
Auch mein Mann hat sich sehr zurückgezogen, oft war ich bei ihm im Krankenhaus und wusste nicht was ich sagen bzw. machen sollte. Ich bin nicht mehr an ihn rangekommen, was sehr weh tat. Wir haben immer offen über alles gesprochen. Von heute auf morgen nicht mehr. Das geanze Leben wurde auf den Kopf gestellt.
Ich habe versucht mich ihm gegenüber "normal" - was in dieser Situation normal ist - zu verhalten. Ich habe mir meine Sorgen und Ängste nicht anmerken lassen, hatte für ihn aber immer ein offenes Ohr. Mein Mann wusste das er sich mir gegenüber nicht verstellen brauchte, das er mit mir über alles reden konnte. Ich habe versucht ihn, obwohl er im Krankenhaus war, an dem normalen Alltag teilhaben zu lassen.
Er sagte mal zu mir"Ich möchte ganz normal behandelt werden. Auch wenn ich Leukämie habe, bin ich der gleiche Mensch". Daran habe versucht mich zu halten. Auch bei seinen zwei Rückfällen. Ich habe die ganze Zeit hinter ihm gestanden, war für ihn da, bis zum letzen Herzschlag...

Ich kann dir nur sagen, wenn er unfair dir gegenüber wird ist es nicht böse gemeint. Auch wenn er es nicht sagt, aber es tut ihm ganz schnell sehr leid, es ist eine Außnahmesituation.
Wenn du meinst das du stark genug bist, sei für ihn da. Man merkt bei dieser Krankheit sehr schnell auf wen man sicher verlassen kann... Viele ziehen sich zurück, weil sie nicht wissen wie sie mit der Krankheit umgehen sollen.

Ich drücke euch ganz doll die Daumen.

Lieben Gruß
Yvonne

DaggiS.
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Beitrag von DaggiS. » 07.03.2009, 09:29

Hallo Evi!

Das hört sich ja nicht so gut an bei Dir.
Aber ich möchte Dir aus meiner eigenen Erfahrung erzählen.
Im September 2005 habe ich die Diagnose Leukämie bekommen. Nachdem ich im März des Jahres den Vater meiner kleinen Tochter geheiratet habe. Wir waren schon einige Jahre zusammen. Doch als es dann zu der ersten großen Belastungsprobe kam, hat er es nicht geschafft mich zu unterstützen. Den richtigen Rückhalt habe ich nicht gehabt. Im Gegenteil noch mehr Probleme, die ich durch die Krankheit hatte kamen auf mich zu.
Ich fühlte mich so im Stich gelassen. Darauf hin habe ich dann 2006 nach den ersten "großen" Chemos und langen Krankenhausaufenthalten habe ich mich getrennt. Es war eine sehr schlimme Zeit für mich und meine Kinder. Ich bin dann wieder in meine Heimatstadt gezogen (300km entfernt). Dann begann meine Erhaltungstherapie. Nach dem Umzug und dem Eingwöhnen ging es mit mir jeden Tag berauf.
Und wie es so der Zufall will habe ich einen sehr lieben Mann kennengelernt. Am Anfang konnte ich auch meine Gefühle nur zurückdrängen. Ich habe mir tausend Gedanken um diese Beziehung gemacht. Was soll werden, wenn ich wieder krank werde? Läßt er mich auch im Stich? Kann er diese Belastung auf sich nehmen? Was kommt auf uns zu?
Er selber hat auch Probleme. Wir haben aber uns gesagt: Wir sind füreinander da. Egal was noch kommt. Ich kann mich auf ihn verlassen und ohne jegliche Ansprüche führen wir nun seit zwei Jahren eine Beziehung.
Hinzu kommt noch das er keine Kinder hat und wir selber um die 40Jahre sind und genug Erfahrungen haben. Jeder lebt sein Leben so weit wie es geht und wir sind aber zusammen und die Gefühle sind immernoch da. Es gab Höhen und Tiefen und ich glaube, wenn man es der richtige Partner ist, dann kann man zusammen einen Weg gehen.
Ich lebe mit meinen Kindern zusammen alleine in unserer Wohnung. Mein Partner genau über uns. :)
Das hat uns die Sache ein bischen vereinfacht. Wir können uns sehen und wenn jemand den anderen braucht ist er schnell da. Aber auch ein persönlicher Rückzug ist möglich. Man kann sich aus dem Weg gehen. Denn auch ich möchte nicht so schnell wieder mit jemanden zusammen ziehen.
Einmal wegen meiner bis jetzt überstandenen Krankheit und zum anderen wegen der Kinder, die ein ruhiges, stressfreies Leben mit ihrer Mama brauchen. Sie akzeptieren und haben ihn sehr gerne. Und ich glaube auch sie merken, das es mir unheimlich gut tat ihn kennenlernen zu dürfen.

Ich wünsche Euch alles Gute und viele Reaktionen bei so einer Diagnose sind nicht immer zu erklären und jeder reagiert anders.

lg Daggi
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evi
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Beitrag von evi » 06.03.2009, 21:34

hallo ihr lieben,

erstmal ein großes lob, ich finde es wahnsinnig schön, wie ihr euch hier gegenseitig unterstützt!
ich hoffe, bei euch etwas rat zu finden: ich habe vor 3 monaten jmd kennen gelernt und wir haben eine freundschaft aufgebaut und vom gefühl her war auch mehr als nur freundschaft da. nun hat er vor 2 wochen die diagnose bekommen, dass er leukämie hat. für mich bricht eine welt zusammen. ich war kurz davor ihm meine gefühle zu erklären, wir haben zusammen ausflüge geplant und er ist ein so wichtiger teil meines lebens geworden. die 1. diagnose hatte er vor einem jahr, die chemo damals abgebrochen und nun einen rückfall.
das schwierige ist, dass er sich zurück zieht und ich nicht weiß wie ich mit ihm umgehen soll. verständlich ist, dass er nun alles andre im kopf hat als eine beziehung. ich bin unsicher ob ich mich wirklich um ihn kümmern soll oder er alleine sein mag. könnt ihr mir aus eurer erfahrung berichten?
ich danke euch schonmal.

alles liebe
evi
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