Partner hat Leukämie und macht mich kaputt.

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Gast

Re: Partner hat Leukämie und macht mich kaputt.

Beitrag von Gast » 04.07.2017, 23:25

Liebe Jasmin,

ich antworte Dir, mit Verspätung, aus der Sicht des Angehörigen als auch des Betroffenen.
Der User Nico hat die Quintessenz schon vor knapp zwei Wochen geschrieben. Niemand hier kann wissen, wie Eure Beziehung vor der Diagnose ausgesehen hat und wie das Geschilderte einzuordnen ist.

Mir fallen zwei Dinge auf:
1. Du bist diejenige, die hier Hilfe sucht und nicht Dein Freund, der die Leukämie hat Warum?
2.
Jasmin89 hat geschrieben: Ich weis nicht mehr weiter weil es mir auch selbst nicht gut geht und ich einige Erkrankungen habe und nun auch noch betrieblich gekündigt wurde. Ich habe Angst all das nicht mehr stemmen zu können.
Das ist der allerletzte Satz und erst HIER nimmst Du Bezug auf Dich selbst. Darauf, daß Du selbst nicht endlos belastungsfähig bist…obwohl er doch, seit er krank ist, liebevoll und respektvoll ist. Du nimmst Dich selbst nicht so wichtig und stellst Dich wortwörtlich an den Schluß. DAS ist nicht gut.

Deine Schilderung erinnert mich total an meine eigene Beziehung. Die ist zwar bald 25 Jahre alt, aber zum Beispiel diese Hundefütter-Episode haben wir gleich erlebt.
Ich hatte das Glück, daß uns Familie und Freunde zur Seite standen, quasi als Beistand. Wir hatten auch psychologischen Beistand, das war sehr nützlich und hilfreich.
Ich schreibe Dir hier meine Tipps, die ich bekommen habe, in Stichpunkten…wegen der Übersicht:

+ Bitte versuche, die Beziehung von der Krankheit zu trennen. Natürlich ist so eine Diagnose tragisch. Noch dazu, daß Dein Freund sonst „alleine“ wäre, wenn Du Dich trennen würdest. Überlege mal ganz für Dich alleine, ob Du im Juni 2017 immer noch mit ihm zusammen wärst, wenn er nicht krank geworden wäre.
+ Hole Dir oder holt Euch gemeinsam Hilfe vom psychoonkologischen Dienst in der Klinik (ich weiß, Erlangen ist da nicht der Knaller) oder von Selbsthilfegruppen oder aus Internetforen, es gibt gute. Man kann viele gute Denkanstöße daraus ziehen. Echt, ich lüge Dich da nicht an. Es lohnt sich wirklich.
+ Ich habe den Eindruck, daß Du Dich auch verpflichtet fühlst, Deinem Partner in dem Ausnahmezustand beizustehen und ein schlechtes Gewissen hättest, wenn Du es nicht bzw. nicht in dem Umfang (der sehr beträchtlich ist meiner Meinung nach) tun würdest. ABER DU MUSST KEIN SCHLECHTES GEWISSEN HABEN.
Du darfst(!) Dir Auszeiten nehmen – auch deshalb, weil Du selbst wieder Kraft brauchst. Du brauchst ihn nicht mit Samthandschuhen anfassen. Du darfst Dich auch trennen. Ohne schlechtes Gewissen. Und was heißt das, Du unterstützt ihn finanziell?
Ihr müsst viel reden, Yasmin, und wenn reden nichts bringt, hilft das altmodische Briefe schreiben. Kommunikation ist aber sehr, sehr wichtig. Ist es tatsächlich.
+ Ihr solltet auch versuchen, beiderseits, „in den Schuhen des anderen zu gehen“, Euch beiderseits in die Situation des Anderen zu versetzen. Er weiß es jetzt ein halbes Jahr, sieht zwei Jahre Chemo vor sich und hat jetzt Deiner Schilderung nach schon keine gute Zeit…zwei Jahre sind verdammt lang. Er weiß ja nicht mal, ob es nützt. Daß ihm der Hintern auf Grundeis geht und ihm ab und an die Nerven durchgehen, das ist verständlich. Und Du…Du möchtest es ihn so viel als möglich unterstützen…als Angehöriger möchte man unbedingt helfen, auch damit man die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht gegenüber der Krankheit kompensieren kann.
+ Das Hundefüttern (bei mir war es der Besuch bei einem Lieferanten):
Du hast geschrieben:
Jasmin89 hat geschrieben:Ich sagte ich würde ihn aber erst heim fahren damit er sich bei der hitze ausruhen u daheim gleich hinlegen kann. Daraufhin sagte er er wolle mit. Ich sagte nur nee ich fahr dich lieber erst heim und daraufhin rastete er komplett aus.
Das unterlässt Du am besten in Zukunft. Es ist vernünftig und sehr gut gemeint von Dir, aber wenn er sagt, er möchte mit und Du bevormundest ihn dann und willst ihn dennoch nach Hause fahren, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn er einen Flipper bekommt. Inzwischen habt ihr hoffentlich darüber geredet.

LG

NL
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Re: Partner hat Leukämie und macht mich kaputt.

Beitrag von NL » 22.06.2017, 08:02

Hallo Jasmin,
für einen Rat in Beziehungsfragen bin ich kein Fachmann.
Mit einer Leukämie steht man mitunter ziemlich unter Druck bzw. Spannung, weil es einem schlecht geht, man auf Ergebnisse von Untersuchungen warten muss, die Behandlung nicht so gut läuft, wie man es gerne hätte.
Ich vermute, dass manche Patienten deshalb etwas unausgeglichen reagieren, und man gewisse Überreaktionen nachsehen muss.

Was man als Partner meines Erachtens aber nicht akzeptieren muss, ist, wenn sich das Gegenüber unflätig aufführt und sich für Ausraster nicht einmal entschuldigt. Möglicherweise hat dieses Verhalten auch nichts mit der Leukämie zu tun, das kann ich nicht beurteilen.

Auch als Kranker hat man keinen Anspruch auf einen Partner, der einen umsorgt. Ich bin der Ansicht, dass man auch als Kranker sich um seine Beziehung bemühen und sich anständig verhalten muss. Gewisse Überreaktionen mögen vielleicht wahrscheinlicher sein als bei Gesunden, aber die Krankheit ist keine Entschuldigung für mieses Verhalten.

Was in Deiner Beziehung richtig ist, kann ich nicht beurteilen, das kannst nur Du selber tun. Wenn es nicht mehr passt....
Alles Gute
Niko

Jasmin89
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Partner hat Leukämie und macht mich kaputt.

Beitrag von Jasmin89 » 21.06.2017, 18:34

Ich glaube ich brauche den rat “ aussenstehender“.

Mein lebensgefährte (38 ) hat seid januar die Diagnose Leukämie all . Vor ihm stehen 2 jahre Chemotherapie. Für uns war es beide ein schock. Ich (29) bin seid 2 Jahren mit ihm zusammen. Er liebt mich und ich ihn. Das wissen wir beide. Allerdings lief unsere Beziehung bereits vor der Erkrankung sehr verquer. Wenn wir über lapidare dinge stritten rastete er oft gleich gleich aus. Schrie, schmiss mich aus der Wohnung und beschimpfte mich als hu.. ,.dumm , schl... etc. Entschuldigt hatte er sich nie dafür. Ich war dumm,blieb bei ihm weil ich ihn liebte. Ich muss dazu sagen, dass wir uns fernab des streits(der wenn er vor kam dank ihm wirklich heftig war)super verstanden und komplett auf einer Wellenlänge lagen.

Die Beziehung lief also so vor sich hin.. zumindest ich war nicht mehr wirklich glücklich. Januar 2017 dann der schock mit der krebsdiagnose. Überlebenschance 50 bis 60 %. 2 jahre Chemotherapie. Für mich stand es ausser frage für ihn da zu sein. Ich muss dazu sagen er hat niemanden. Mutter kennt er nicht ,die hat ihn als kind geschlagen dadurch wuchs er im heim auf, vater ist abgehaun ,Geschwister und verwandte gibt es nicht. Nur einen besten freund und wenn dieser mal fragt wie gehts ist das schon viel. Ich kümmere mich um ihn und meine welt dreht sich auch nur noch um ihn.

Ich koche , kaufe ein ,putze,fahre in überall hin ,unterstütze ihn finanziell , helfe ihm egal bei was, begleite ihn beim Ausgang zu jeder Kontrolle,komme jeden tag ins Krankenhaus , baue ihn auf,tröste ihn,versuche ihm jeden Wunsch zu erfüllen.er registriert das auch. Bedankt sich ,sagt dass er froh ist dass ich ihm helfe.oft weint er,fragt mich ob er sterben wird.seid der Diagnose nun geht er so liebevoll und Respektvoll mit mir um dass ich es selber kaum glauben konnte.ich freute mich riesig!

Heute holte ich ihn vom Krankenhaus ab weil er 5 tage nach haus darf bevor es mit der chemo weiter geht. Er stieg ein u ich sagte ich müsse noch ins Haus meiner eltern, liegt 10 min. Entfernt, die hunde kurz füttern . Ich sagte ich würde ihn aber erst heim fahren damit er sich bei der hitze ausruhen u daheim gleich hinlegen kann. Daraufhin sagte er er wolle mit. Ich sagte nur nee ich fahr dich lieber erst heim und daraufhin rastete er komplett aus. Er riss während der fahrt die Autotür auf und sprang fast mit seinem Gepäck aus dem noch fahrenden wagen. Er fluchte und nannte mich hu.. .Dann rannte er bei der hitze davon. Ich lies das auto stehen ,rannte hinter her. Er wurde schon ganz rot , erhielt gestern abend erst noch eine Chemo. Ich hatte unglaublich angst dass er gleich einen koller bekommt ,fing an zu weinen und bat ihn x mal bitte wieder einzusteigen. Nach 10min.Szenario stieg er fix u fertig wieder ein und übergab sich erstmal die fahrt über. Ich versorgte die hunde und wir fuhren nach hause.kein wort während der fahrt.Bis jetzt reden wir kein wort miteinander.

Was soll ich tun?ich kann u will ihn nicht im Stich lassen! Ich hab trotzdem er mir so weh tut schreckliche angst um ihn. Er hat ja nur mich. So oft habe ich schon mit ihm Geredet ,doch immer bin ich selbst daran schuld dass er sich so verhält. Er sieht es nicht ein.
Ich weis nicht mehr weiter weil es mir auch selbst nicht gut geht und ich einige Erkrankungen habe und nun auch noch betrieblich gekündigt wurde. Ich habe Angst all das nicht mehr stemmen zu können.

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